Erster Tag im Mecke-Prozess Mitarbeiter gesteht Quälereien und belastet Chef schwer

Mecke-Prozess: Mitarbeiter gesteht Quälereien und belastet den Chef
Lesezeit

Die vor zweieinhalb Jahren bekannt gewordenen Tierquälerei-Vorwürfe rund um die Werner Firma Mecke fanden am Mittwochmorgen ihre juristische Aufarbeitung. Vor dem Schöffengericht in Lünen musste sich einer der drei in dem Skandal Angeklagten verantworten. Der 40-Jährige legte ein „vollumfängliches Geständnis ab“, wie sein Verteidiger Murat Kilic ankündigte. Dabei brach der ehemalige Mecke-Mitarbeiter zwischenzeitlich in Tränen aus. Er habe die Taten begangen, aber der eigentliche Verantwortliche sei Marko Mecke.

Der Prozess vor dem Schöffengericht unter der Leitung von Richterin Beatrix Pöppinghaus startet vor voll besetzten Zuschauerrängen. Über 40 Medienvertreter, Abgesandte der Soko Tierschutz und Interessierte versammelten sich im Saal 127 des Amtsgerichtes Lünen. Mehrmals waren Unmuts-Laute aus dem Publikum zu hören, als Details der grausamen Quälereien zur Sprache kamen. Die Richterin musste die Zuschauerinnen und Zuschauer dreimal zur Ordnung rufen.

Schreckliche Schilderungen

Zunächst hatte die Staatsanwaltschaft Dortmund das Wort. Patrick Lewe verlas über mehr als eine halbe Stunde die einzelnen Anklagepunkte. Bei manchen Vorwürfen stockte den Zuschauern der Atem. So etwa bei der Schilderung, wie der Angeklagte mit einem motorisierten Gefährt ein entkräftetes Rind rund 45 Meter über raues Pflaster hinter sich her zog. Oder, wie er auf eine Kuh, die nicht aufstehen konnte, mehrmals mit der Mistgabel einstach. „Einmal so stark, dass er sie kaum wieder herausziehen konnte“, las der Staatsanwalt vor.

Der Angeklagte blickte während dieser schrecklichen Schilderungen starr auf die Tischplatte vor ihm. Er musste sich anhören, die die Staatsanwaltschaft bilanzierte: „Er steigerte sich in eine Raserei, was die Quälerei der Tiere angeht.“

Eine Besucherin hatte auch ein Schild als Form ihres Protests dabei.
Eine Besucherin hatte auch ein Schild als Form ihres Protests dabei. © Peter Adam

Entsetzen im Gerichtssaal

Als der Anklagevertreter nach gut 30 Minuten endete, war das Entsetzen im Gerichtssaal fast mit Händen zu greifen. Dann hatte die Verteidigung das Wort. Der Angeklagte sagte: „Ich kann es nur einräumen, es ist alles so passiert.“ Er entschuldigte die verschiedensten Quälereien mit „dem großen Druck“, dem er sich durch seinen Chef Marko Mecke ausgesetzt gesehen habe.

In der folgenden Befragung durch die Richterin sowie Oberstaatsanwalt Arkadius Wyrwoll war der 40-Jährige in allen Punkten geständig. Führte aber immer wieder den Druck und auch die Aggressivität durch seinen Chef Marko Mecke an. Er selbst habe immer wieder mal kritisch nachgefragt, doch sei er immer abgebürstet worden.

Tiere auf Teufel komm raus gequält

Weder die Richterin noch Wyrwoll nahmen ihm allerdings die Rolle des überforderten, kleinen Rädchens im Getriebe ab, das nur auf Befehl gehandelt habe. „Es waren dann alle Dämme bei Ihnen gebrochen und Tiere wurden auf Teufel komm raus gequält“, so Beatrix Pöppinghaus. Noch weniger Verständnis zeigte sie dafür, dass der Angeklagte Kinder, vermutlich seine eigenen, zum Schlagen von Tieren einbezogen hat, „das kann ich gar nicht verstehen“.

Die Tierquälereien kamen durch verdeckte Video-Aufnahmen der Soko Tierschutz über einen Zeitraum von knapp zwei Monaten ans Tageslicht. Darin erscheint der Angeklagte bisweilen auch als treibende Kraft. Etwa, als Rindern unverhältnismäßig viel Blut abgezapft wurde. „Die machen wir auch leer“, soll er dazu gesagt haben.

Friedrich Mülln, Chef der Soko Tierschutz, war eigens aus Süddeutschland zum Prozess in Lünen angereist. Nach dem Prozesstag sagte er im Gespräch mit der Redaktion, dass man „hier einen sadistischen Tierquäler“ erlebt habe mit „hoher krimineller Energie“. Es sei aber auch „das eklatante Versagen des Veterinäramtes Unna“ zutage getreten. Mülln: „Es stellt sich die Frage, warum diese Leute immer noch in Amt und Würden sind.“

  • Ursprünglich sollten am Mittwoch, 10. Januar 2024, drei Angeklagte vor Gericht erscheinen: Firmenchef Marko Mecke und zwei Mitarbeiter, die als Haupttäter gelten.
  • Doch wenige Tage vorher forderte die Verteidigung eine Abtrennung der Verfahren, der das Gericht nachkam.
  • So stand nun alleine der 40-Jährige vor Gericht, dem die Hauptlast der dokumentierten Taten vorgeworfen wird.
  • Nächster öffentlicher Prozesstag ist Mittwoch, 31. Januar 2024, 9 Uhr, Amtsgericht Lünen.

Re-Live vom Mecke-Prozess: So war der erste Verhandlungstag zum Tierschutz-Skandal

Mecke-Prozess im Liveticker zum Nachlesen: Angeklagter belastet Firmenchef im Werner Tierschutz-Skan

Der Tierschutz-Skandal bei Mecke in Werne: Eine Zusammenfassung der Ereignisse im Video