Die Innenstadt von Werne steht an einem Wendepunkt. Mehrere traditionsreiche Geschäfte, die das Stadtbild teilweise über Jahrzehnte mitprägten, haben in jüngster Zeit ihre Schließung bekannt gegeben. Dies markiert nicht nur das Ende einer Ära, sondern auch den Start in eine ungewisse Zukunft für den lokalen Einzelhandel.
Von „Adam Schreiben & Schenken“ bis zum Reformhaus Sodenkamp – die Gründe für die Schließungen sind vielfältig, doch sie alle erzählen die Geschichte einer sich wandelnden Einzelhandelslandschaft.
„Nach 134 Jahren“, so berichtete Inhaber Friedhelm Bänker, schloss Adam Schreiben & Schenken zum Ende des Jahres 2023 seine Türen. „Die Situation in Werne hat sich von Jahr zu Jahr dramatisch verschlechtert“, erklärte Bänker die Entscheidung hinter der Schließung dieses Stücks Werner Geschichte. Trotz des schweren Schritts scheint eine gewisse Erleichterung durch: „Ich hätte schon vorher aufhören sollen.“
Noch älter, mit einer 165-jährigen Geschichte, verabschiedete sich ebenfalls im Dezember Tapeten Kroes. „Ich habe mich aus gesundheitlichen Gründen dazu entschlossen, die Firma aufzugeben“, sagte Inhaber Dirk Kemmler, der den Betrieb 2018 übernommen hatte. Die Gefühle des Firmenchefs beim Abschied waren jedoch gemischt.
Denn: Sein ehemaliger Azubi Yasin Metan betreibt künftig die Spate der Bodenbeläge weiter, womit nicht der gesamte Betrieb eingestellt wird. „Ich freue mich, dass es so gekommen ist“, freute sich Kemmler.

Das Ehepaar Latusek, das durch „Elite Mode“ seine Vision vom eigenen Geschäft verwirklichte, sah sich im August ebenfalls gezwungen, die Türen zu schließen. „So ein Geschäft war immer ein Traum von uns“, erinnerte sich Mariusz Latusek an die Anfänge. Der Laden bestand jedoch nicht länger als zwei Jahre nach der Öffnung im Herbst 2021.
Mit „The Working Dog“ stellte im Oktober ein besonderes Geschäft seinen Betrieb ein. Im Fokus: das Wohl des Hundes. „Leider sind wir gezwungen worden, den Laden aufzugeben“, teilten die Betreiber Ronja Janke und Daniel Rohn mit. Gesundheitliche Probleme zwangen sie jedoch zur Aufgabe.
Nicole Steeger eröffnete ihre Modeboutique „Ma-Vie“ mit großen Hoffnungen. Doch schon nach kurzer Zeit zieht sie die Notbremse. „Bevor es in die Miesen geht“, so ihre Begründung für das schnelle Ende eines Traums.

Abschied und Neuanfang vermeldet eine Bäckerei im August des vergangenen Jahres. Die Filiale der Bäckerei Westermann schloss zwar, doch fand sich mit dem Unternehmen Landbäckerei Braune ein Nachfolger. Mitte Oktober startete der Betrieb – und damit die dritte Braune-Filiale in Werne.
Mit der Knüllerkiste verlor die Stadt zum Beginn dieses Jahres ein weiteres Geschäft. „Es fehlt einfach an Laufkundschaft. Werne ist mittlerweile wirklich ruhig geworden“, bemerkte Inhaberin Silke Wilmes. Sie betrieb den Laden neun Jahre lang.
Darüber hinaus kündigte das Reformhaus Sodenkamp bereits sein Ende für Juni 2024 an. Katja Sodenkamp, die das Reformhaus nach 38 Jahren schließt, sagte: „Ich kann nicht mehr, ich gehe in Rente.“ Die Suche nach einem Nachfolger läuft derzeit noch. Der Vermieter hätte es gerne, wenn ein Reformhaus in Werne bliebe.
Diese Geschäfte bildeten ein Teil des Kerns dessen, was die Werner Innenstadt ausmachte. Ihr Verschwinden ist ein Verlust für die Stadt, der jedoch auch den Raum für Neues eröffnet. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, wie sich die Innenstadt an die neuen Gegebenheiten anpasst und ob neue Konzepte den frei werdenden Raum mit Leben füllen können.