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Lieber einsam als gemeinsam: Single-Haushalte in NRW boomen
Infografik
In NRW geht der Trend zum Single-Haushalt: Immer mehr Menschen leben alleine, wie aktuelle Zahlen zeigen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Während früher das klassische Familienmodell vorrangig war, setzen sich einige Menschen in NRW heutzutage andere Prioritäten. Statt Mutter, Vater und Kind leben viele mittlerweile alleine. Im Jahr 2019 hat das Statistische Bundesamt (Destatis) 8,75 Millionen Privathaushalte in Nordrein-Westfalen verzeichnet, davon über 3,59 Millionen Einpersonenhaushalte.

Die Anzahl der Einpersonenhaushalte in NRW steigt seit 1970 kontinuierlich an. Im Jahr 2019 hat das Statistische Bundesamt rund 3,592 Millionen Single-Haushalte vermerkt. © Charlotte Schuster
Single-Haushalte machen Anteil von 41 Prozent aus
Die Einpersonenhaushalte in NRW entsprechen 2019 bereits einem Anteil von 41% und sie nehmen seit vielen Jahren kontinuierlich zu. Nach Vorausberechnungen des Statischen Bundesamtes soll diese Anzahl in 20 Jahren auf 3,97 Millionen (44,3%) ansteigen. Doch wie ist dieser stetige Anstieg zu erklären?
Der demografische Wandel kann ein Grund dafür sein. In Deutschland sinkt die Zahl der Menschen im jüngeren Alter, wo die der älteren gleichzeitig steigt. Jede zweite Person in Deutschland ist mittlerweile älter als 45 Jahre.
Doch mittlerweile sind nicht mehr alle älteren Menschen in einer Ehe oder Partnerschaft, sie leben auch getrennt. Früher hingegen wurden die meisten Paare noch gemeinsam alt und haben somit auch noch zusammen gewohnt.
Des Weiteren erreichen Partner ein unterschiedliches Alter. Frauen haben eine höhere Lebenserwartungen als Männer - Sie werden statistisch gesehen rund zehn Jahre älter. Aufgrund dessen, wohnen auch viele ältere Menschen irgendwann alleine. Sie machen einen großen Anteil der Einpersonenhaushalte aus.
Gesellschaftlicher Wandel kann Ursache für Anstieg sein
Durch den gesellschaftlichen Wandel sowie das veränderte Rollenverständnis hat sich die Lebensgrundlage vieler Menschen verändert. Inzwischen ist es überhaupt nicht mehr schlimm alleine zu leben. Den gesellschaftlichen Druck schon früh zu heiraten und Kinder zu bekommen, gibt es kaum noch.
Auch eine Scheidung stellt aus gesellschaftlicher Sicht kein Problem mehr dar und wird immer mehr zur Normalität. Vor 50 Jahren lag die Scheidungsrate bei 18,07 Prozent, 2019 hingegen bei 35,79 Prozent. Die hohe Scheidungsquote kann auch eine Ursache dafür sein, dass mehr Menschen alleine wohnen anstatt gemeinsam als Paar.
Viele Personen legen ihren Fokus mittlerweile mehr auf die eigene Karriere als auf die Partnerschaft und Familiengründung. Frauen sind nicht mehr finanziell abhängig von Männern, weshalb sie immer häufiger den Karriere- anstatt den Familienweg einschlagen.
Damit gibt es immer weniger Menschen, die aus gesellschaftlichen, moralischen oder existenziellen Gründen in einer Beziehung sind und zusammen wohnen.
Neben dem Journalistik-Studium unterstützt Charlotte Schuster die Redaktion in Werne. Im Sommer 2020 hat sie ein Praktikum bei den Ruhr Nachrichten absolviert, welches ihr die schönen Seiten des Lokaljournalismus gezeigt hat.