Das Ehringhausen-Grabmal hinter dem Werner Stadtmuseum hat eine ganz spezielle Vorgeschichte. © Felix Püschner

Videokolumne Heidewitzka

Ein Vulkanausbruch sorgte dafür, dass Werne ein besonderes Grabmal bekam

Das Ehringhausen-Grabmal hinter dem Stadtmuseum kennen wohl die meisten Werner. Aber wie steht’s um die Geschichte dahinter? Tatsächlich spielt ein Vulkanausbruch hierbei eine wichtige Rolle.

von Heidelore Fertig-Möller

Werne

, 01.02.2020 / Lesedauer: 3 min

Jene Zeit, als Franz Anton Ehringhausen zunächst städtischer Beamter und dann ab 1816 Bürgermeister von Werne war, ist eine der ereignisreichsten Epochen in der Werner Stadtgeschichte. 1803 wurde nach tausendjährigem Bestehen das geistliche Stift Münster, zu dem Werne seit seiner Gründung im 9. Jahrhundert gehörte, aufgelöst und fiel an den König von Preußen. Allerdings nur drei Jahre lang, denn dann, nach dem Sieg Napoleons über Preußen und Österreich in der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806, schuf Napoleon das Großherzogtum Berg, zu dem Werne, nicht aber Münster, gehörte.

Nach dem verheerenden Russlandfeldzug und der Völkerschlacht bei Leipzig kam durch den Rückzug des zurückflutenden französischen Heeres eine turbulente Zeit auf ganz Westfalen zu. Im Winter 1813/14 zogen fast täglich Soldaten der verschiedensten Nationalitäten durch Werne, die alle Geld, Mehl, Fleisch für sich und Hafer und Stroh für die Pferde verlangten – Notmagazine wurden angelegt.

Naturkatastrophe verdunkelte die Erde

Nachdem Napoleon zum zweiten Mal besiegt war, konnten auch die Männer der Werner Landwehr nach Hause zurückkehren, aber an eine Feldbestellung war da schon nicht mehr zu denken. Und obendrein geschah dann auch noch eine schreckliche Naturkatastrophe, von der man zunächst weder in Werne, Westfalen noch im ganzen Deutschen Reich etwas bemerkte: Der Vulkan Tambora im heutigen Indonesien brach Ende 1815 in einer solch gewaltigen Eruption aus, dass sich durch die Asche und Staubwolken nicht nur der asiatische Erdteil verdunkelte, sondern auch der europäische. Man sprach später von 1816 als dem Jahr ohne Sommer, da es nur regnete und keine Ernte eingefahren werden konnte.

Ein Teil der Geschichte des Ehringhausen-Grabmals ist auf ihm selbst zu lesen. © Felix Püschner

So herrschte, als Ehringhausen 1816 zum Bürgermeister von Werne gewählt wurde, eine große Hungersnot in ganz Westfalen. Als ein Jahr später die Teuerung vor allem für Getreide auf den Höhepunkt stieg, ließ Ehringhausen Korn aus Österreich und Ostpreußen einführen und bezahlte es zum größten Teil aus seinem eigenen privaten Vermögen.

Er gab es unentgeltlich oder gegen eine geringe Bezahlung an die hungernde Werner Bevölkerung ab. Als Dank dafür wurde nach seinem Tode 1820 ein Grabmal beim Bildhauer Kalle aus Dortmund in Auftrag gegeben, das wir heute noch in Augenschein nehmen können. Es ist das Grabmal, das jetzt hinter dem Museum in der Nähe des Roggenmarktes steht.

Ehringhausen-Grabmal bekam neuen Standort

Es schmückte eines der ersten Gräber auf dem neuen Friedhof, dem heutigen Steintorpark, denn 1816 verlangte die preußische Obrigkeit, dass die Toten nicht mehr innerhalb des Stadtgebietes beerdigt werden durften. In einem Zeitungsartikel von 1963 - fast 150 Jahre später - wird dann berichtet, dass dieses Grabmal, ein kubischer Würfel aus Baumberger Sandstein mit einem urnenartigen Gefäß und vier Brotkörbchen als Abschluss, schon sehr verwittert wäre und einer dringenden Restaurierung bedürfte.

Endlich 1990 wurde dies verwirklicht und das Grabmal bekam einen neuen Standort auf der Rückseite des Werner Museums. Leider war auf der heutigen Vorderseite, wo ehemals eine Eiche mit kräftigem Wurzelwerk und den beiden Wappen von Ehringhausen und von Werne gezeigt wurden, nichts mehr zu erkennen, so dass sich 2013 der Heimatverein Werne entschloss, die beiden Wappen wieder auf dem heutige Denkmal anzubringen.

Das Ehringhausen-Wappen wurde 2013 neu in den Stein eingraviert. © Felix Püschner

Auf der gegenüberliegenden Seite zum Museumsgarten ist folgender Spruch eingraviert, den man auch heute noch ganz gut lesen kann:

„Im stillen Schattenlande wohin du schon gewallet,

Wo jeder Schmerz und Klageton verhallet,

Wo keine Kette mehr die Seele treibt,

Die Scenen dieser Welt wie Kinderträume schwinden

Und nichts aus ihr als unser Herz uns bleibt,

Da werden wir uns einst in Wonne wiederfinden.“

Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.

Jetzt kostenfrei registrieren

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.

E-Mail erneut senden

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Sie sind bereits RN+ Abonnent?
Jetzt einloggen