Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Besinnlichkeit. So klingt es gerade in dieser Zeit aus jedem Lied und aus jedem nett gemeinten Gruß. Das traf alles nicht auf Hilde Knauser (Petra Nadolny) zu, die auf dem Altstadtplatz vor dem gemalten Bühnenbild mit vielen Kirchen ihre Tannenbäume kurz vor Heiligabend verkaufte. Zumindest in der ersten Hälfte der Theateraufführung war das so, die im Kolpingsaal Werne mit viel Schwung und dem bekannten Weihnachtslied „Morgen Kinder wird's was geben“ startete.
Hilde Knausers Mann Jakob war vor zwei Jahren verstorben. Beide lebten nur für den Profit und beide hielten nichts von Weihnachten. Ihr einziger Sohn Martin Knauser (Dustin Semmelrogge) wurde Altenpfleger, weshalb die Eltern den Kontakt zu ihm abbrachen. Dennoch kam Martin vorbei, um seiner „Mutti“ fröhliche Weihnachten zu wünschen. Das lehnte die „Mutti“ ab und schickte den frustrierten Martin grußlos weg.
Friedel Raffke (Werner H. Schuster) war da schon einen Schritt weiter. Nach dem Tod von Jakob Knauser und dem seiner Frau Ilse hat er beschlossen, ein letztes Mal Hilde Knauser die Tannenbäume für den Verkauf zu bringen. Danach wollte er mit 68 Jahren endlich das Leben genießen und nicht mehr arbeiten. Hilde Knauser konnte er davon nicht überzeugen. Garstig und berechnend trieb sie den Preis für Weihnachtsbäume hoch, als das Ehepaar Helga und Alfred Bullermann (Sonja Wigger und Werner H. Schuster) einen Baum für 150 Euro kaufte. Das fingierte Telefonat mit dem Bürgermeister, der sich genau diesen Baum angeblich reservieren ließ, trieb den Preis in einer Art Versteigerung so hoch. Ebenso garstig trat sie gegenüber der Witwe Uschi Germershausen (Sonja Wigger) auf, die für eine abgeschnittene Tannenbaumspitze 10 Euro bezahlen sollte.
Nach Motiven von Charles Dickens
Nachdenklich und herzlicher wurde Hilde Knauser, nachdem sie ein Telefonat von Dr. Thomas Franke (Gideon Rapp) belauschte, der über den nahenden Tod seiner alten Katze sprach. Das bezog Hilde Knauser auf sich. Sie dachte, sie müsste bald sterben. Seitdem verschenkte sie einen Weihnachtsbaum an Pastor Möller (Werner H. Schuster) für die Kirche, kaufte Uschi Germershausen einen Weihnachtsengel, spendete für Unicef und versöhnte sich mit Sohn Martin.
Die Kulisse blieb die gleiche, nur der Umgangston von Hilde Knauser zu ihrem Umfeld wurde herzlicher. Auf einmal lächelte sie und sagte selbst zu den anderen „Fröhliche Weihnachten“. Beschwingt und musikalisch neigte sich auch dieses Theaterstück dem Ende entgegen, das der Autor und Regisseur Florian Battermann frei nach Motiven von Charles Dickens inszeniert hatte.
Oft musste das Publikum lachen, wie Hilde Knauser ihre Kunden über den Tisch zog. Am Ende war der eigentliche Lesestoff von Hilde Knauser, ihr Kassenbuch, auch nicht mehr so wichtig. Für sie zählte, dass sie jetzt endlich ihren Enkel Jakob und ihre Schwiegertochter Melanie kennenlernen konnte und mit ihnen Heiligabend feiern konnte. Dabei war sie top gesund, wie ihr Dr. Franke, ihr Hausarzt, bestätigte. Geld allein macht also nicht wirklich glücklich.

Weitere Aufführungen im Kolpingsaal
- Am 9. Januar (Donnerstag) steht ab 20 Uhr das Kabarett-Quartett - bestehend aus Alice Köfer, Aydin Isik, Sonja Kling und Robert Griess - mit ihrem Stück „Schlachtplatte 24- die Jahresabrechnung“ auf der Bühne. Tickets gibt es für 21 Euro auf proticket.de.
- Zum neuen Jahr 2025 tritt die Musikschule Werne am 19. Januar (Sonntag) im Kolpingsaal auf. Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr. Karten kosten 10 Euro und können ebenfalls auf proticket.de gekauft werden.