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Corona im Schulltag aus Schülersicht: „Wer studieren will, muss eigenständig lernen“
Ein Jahr Corona am CSG
Seit einem Jahr gehört der Umgang mit dem Corona-Virus zum Schulalltag. Zwei Schüler des Clara-Schumann-Gymnasiums geben Einblicke, wie sie die vergangenen zwölf Monate erlebt haben.
Mitte März 2020 waren die Schulen plötzlich zu. Kurzfristig mussten Wege gefunden werden, wie Kinder und Jugendliche abseits des gewohnten Umfeldes auf Distanz in den eigenen vier Wänden unterrichtet werden können. In den Wochen nach dem ersten Lockdown ein schwieriges Unterfangen, das die Schüler gefordert hat und noch immer fordert.

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- Mit dem 15. März sind alle Klassenstufen am CSG wieder in den Präsenzunterricht zurückgekehrt – ein Jahr nach dem ersten Lockdown.
- Wie hat sich Corona in diesen zwölf Monaten auf den Schulalltag ausgewirkt? Dazu liefern wir in dieser Serie Eindrücke aus Schüler-, Lehrer- und Elternsicht.
„Das Distanzlernen braucht viel Selbstdisziplin. Im ersten Lockdown hat das bei mir nicht immer gut geklappt. Das ist mittlerweile besser, auch weil die Technik besser geworden ist und wir mit unserer Lernplattform den Unterrichtstag besser strukturieren können“, sagt Tobias Niß. Der 17-jährige Sölder ist Q1-Schüler, besucht also die 11. Klasse und will nächstes Jahr sein Abitur machen.
Niß hat festgestellt, dass für eher zurückhaltende Mitschüler der Distanzunterricht durchaus seine Vorteile hatte. „Für andere wieder nicht, das hat sich in beide Richtungen entwickelt.“ Hier dürften auch individuelle Voraussetzungen im Elternhaus eine Rolle spielen. „Ich konnte zu Hause immer ungestört lernen, habe aber auch eine Etage für mich“, sagt er. Und waren sie zu Hause, sei es für ihn ein Vorteil gewesen, die Eltern um Rat fragen zu können.
„Mit der Zeit habe ich mich telefonisch mit Mitschülern ausgetauscht. Und Gruppenarbeit ging auf Distanz auch. Man macht ein festes Zeitfenster aus und erledigt die Aufgaben. Partnerarbeit hilft, sich zu motivieren“, so Niß.

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Lennart Cramer sieht sich vor dem Abitur nicht als Corona-Verlierer
Ein neues Maß an Eigenverantwortung zieht auch Lennart Cramer als Vorteil aus der Pandemie. Am 23. April beginnen für den CSG-Schülersprecher die Abitur-Prüfungen. „Dass wir in der Corona-Zeit unser Abi machen, ist für mich kein Nachteil. Die wesentlichen Inhalte werden vermittelt. Und wer studieren will, muss später eigenständig lernen. Diese Zeit ist eine gute Grundlage“, sagt der junge Mann aus Hengsen.
Tobias Niß wiederum hat sich zwar mit wechselnden Unterrichtsformen arrangiert, sagt nach der aktuellen Rückkehr zum Präsenzunterricht aber auch: „Der war vor Corona natürlich besser als während Corona.“ Was den Schülern rund um den Unterricht auch fehlt, ist die soziale Komponente.
„Ich bin in der Big Band und der Technik AG. Es gibt keine Aufführungen, das Weihnachtskonzert ist ausgefallen, keine Studienfahrt nach Prag im Vorjahr. Bestimmte Sachen, die seit der 5. Klasse dazugehörten, fehlen einfach“, sagt Lennart Cramer.

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Neue Wertschätzung für die sozialen Seiten des Schulalltags
Für die traditionelle Motto-Woche während ihrer letzten Tage am CSG wollen sich die angehenden Abiturienten wenigstens verkleiden. „Endet so ein langer Lebensabschnitt, ist es verdient, dass man dem auf besondere Art und Weise begegnet. Dann auch mal laut sein – das gehört dazu“, kann Schulleiterin Andrea Helmig-Neumann die Wehmut nachvollziehen.
Obschon das Kollegium dauerhaft auf das jährliche Katz-und-Maus-Spiel verzichten könnte, den der ausgelassene Abschied junger Erwachsener samt unerlaubter Flüssigkeiten hier und da mit sich bringt.
„Ich glaube aber sehr, dass Schul-AGs und Veranstaltungen eine neue Wertschätzung erfahren werden“, sagt Helmig-Neumann mit Blick auf die Zeit nach der Pandemie. Die Q2-Stufe um Lennart Cramer hält zumindest die Hoffnung aufrecht, im Juli eine Abiturfeier abhalten zu können – in welcher Form auch immer.
- Lennart Cramer (18) ist einer von zwei Schülersprechern am CSG. Er ist Q2-Schüler, kommt aus Hengsen und macht dieses Jahr sein Abitur.
- Tobias Niß (17) kommt aus Sölde und ist Q1-Schüler, wird also im nächsten Jahr sein Abitur am CSG machen.
Jahrgang 1985, aufgewachsen auf dem Land in Thüringen. Fürs Studium 2007 nach Dortmund gekommen. Schreibt über alles, was in Holzwickede passiert. 17.000 Einwohner mit Dorfcharakter – wie in der alten Heimat. Nicht ganz: Dort würden 17.000 Einwohner locker zur Kreisstadt reichen. Willkommen im Ruhrgebiet.
