Ein Großaufgebot von Polizei und Feuerwehr rauscht durch die Innenstadt von Werne: Es ist der 31. Januar 2023, auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Dortmund führen Beamte eine Drogenrazzia durch. Der Einsatz ist geplant, es soll ein Schlag gegen die organisierte Drogenkriminalität werden. Am Ende gibt es zehn Festnahmen. Bernd Pentrop, Sprecher der Kreispolizei Unna, spricht von einem „ungewöhnlichen, aber erfolgreichen Einsatz“.
Der Vorwurf: Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge. Konkret geht es um Amphetamine und Cannabis. Im Fokus steht vor allem ein 35-Jähriger aus Werne. Die Ermittler werfen ihm vor, „im Zeitraum von Februar 2019 bis zur Razzia am 31. Januar 2023 insgesamt 21 Fälle unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge abgewickelt zu haben“, sagte Staatsanwalt Henner Kruse damals.
Freispruch für Verdächtigen
Knapp anderthalb Jahre nach der Razzia gibt es nun die ersten Urteile. Darunter ist auch ein Freispruch. Ein Angestellter der Pizzeria Da Marco wurde entlastet. Zu den Hintergründen sagt Marco-Oronzo Maletesta, Inhaber der Pizzeria: „Es wurde gegen eine Person ermittelt, die mit unserem Angestellten befreundet ist. Diese Person wurde von der Polizei beschattet. Da er häufig in der Pizzeria zu Besuch war, kam die Pizzeria und der Angestellte in den Umfang der Ermittlungen. Aus diesem Grund wurde auch die Pizzeria durchsucht. Nun liefen die Ermittlungen komplett ins Leere. Der aktuelle Freispruch bestätigt unsere Angaben.“
Das Urteil liegt der Redaktion vor. Dort heißt es unter anderem. „Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme war der Angeklagte aus tatsächlichen Gründen hinsichtlich des Vorwurfs des unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln sowie Besitzes von Betäubungsmitteln freizusprechen.“

Zum Verlauf der Ermittlungen und zum Urteil sagt Dr. Niklas Nowatius, Direktor des Amtsgerichts: „Der Angeklagte hat vor Gericht den Verkauf von Marihuana geleugnet und auch ein geladener Zeuge konnte den Verdacht nicht bestätigen. Die Ermittlungen wegen des Besitzes von Betäubungsmitteln wurden eingestellt, weil der Besitz ab 1. April 2024 nicht mehr strafbar ist.“
Zum Hintergrund: Mit Blick auf die Gesetzesänderungen im Zusammenhang mit Cannabis, die zum 1. April eintraten, gilt: „Die Tat muss zum Zeitpunkt der Begehung und der Verhandlung strafrechtlich relevant sein, damit es in einem vom Gericht erwiesenen Falle zu Verurteilungen kommt“, erklärt Nowatius.
„Unverhältnismäßigen Einsatz“
Trotzdem geriet die Pizzeria in den Fokus der Ermittler. Hatte das Auswirkungen auf das Geschäft? „Wir werten zurzeit die Umsätze vor und nach der Razzia aus, um eventuell Umsatzeinbrüche nachweisen zu können. Sollte das der Fall sein, werden wir durch unseren Anwalt Schadenersatzansprüche geltend machen“, sagt Pizzeria-Chef Maletesta.
Direkt nach dem Großeinsatz hatte der Inhaber des Restaurants von einem „unverhältnismäßigen Einsatz“ gesprochen. In einer Stellungnahme erklärte Maletesta, dass man sich „von jeglichen Drogengeschäften oder anderen Straftaten distanziert“.
Trotz der Ermittlungen blieben viele Kunden der Pizzeria treu. „Da wir ein kleiner Familienbetrieb sind und der Großteil unserer Kundschaft uns viele Jahre kennt, hatten wir volle Rückendeckung. Der Großteil hat nie daran geglaubt, dass diese Vorwürfe wahr sind.“
Drei Verurteilungen
Von den zehn festgenommenen Männern wurden bisher drei Täter verurteilt. „Zwei Männer erhielten jeweils eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren mit Bewährung. Ein weiterer wurde zu einer Strafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt“, sagt Staatsanwalt Henner Kruse. Vier weitere Fälle liegen aktuell beim Amtsgericht Lünen. Die Verhandlungen sollen im Juli dieses Jahres stattfinden. Zwei Fälle sind bislang noch nicht vor Gericht gelandet, schildert Kruse.