
© Jörg Heckenkamp
Dringendes Bedürfnis: Mann darf im Stadthaus Werne nicht auf die Toilette
WC-Besuch verweigert
Ein Mann aus Bergkamen-Rünthe hatte in Werne zu tun, als ihn ein dringendes Bedürfnis überkam. Er wollte im Stadthaus auf die Toilette gehen. Doch das wurde ihm verwehrt. Der Mann ist empört.
Der verhinderte Toiletten-Gang, der bei dem Mann aus Rünthe beinahe zu einer peinlichen Katastrophe geführt hätte, liegt schon einige Tage zurück. Aber der Mann, dem die Verrichtung seiner Notdurft verweigert wurde, ist heute noch empört und tief verärgert.
Deshalb hat er sich an unsere Redaktion gewandt. Er habe länger mit sich gerungen, ob er das nicht auf sich beruhen lassen solle. „Aber das hat mich so peinlich berührt, mich so verärgert, dass ich die Öffentlichkeit darüber informieren möchte. Vielleicht geht es anderen ja genauso wie mir.“

Einige der wenigen öffentlichen Toiletten in Werne findet sich unten im Alten Rathaus. Doch die wenigstens kennen sie. So war das auch Jörg Schweinoch nicht bewusst. © Jörg Heckenkamp
In solchen Fällen möchten die Informanten oft anonym bleiben. Schließlich ist es fast ein Tabu-Thema, über die persönliche Notdurft zu berichten. Aber in diesem Fall ist das anders. „Ich stehe da mit meinem Namen hinter“, sagt der Mann. Es handelt sich um Jörg Schweinoch aus Rünthe.
Schweinoch ist 57 Jahre alt und bekleidet eine Führungsposition im Einzelhandel. Die Sache, die ihn bis heute umtreibt, passierte am Donnerstag, 29. April. Schweinoch hatte Spätdienst und wollte vorher etwas in der Werner Fußgängerzone erledigen. Seinen Wagen stellte er auf dem Parkplatz am Stadthaus ab.
Mit dringendem Bedürfnis zunächst ins Horne-Center
Als er das dringende Bedürfnis in sich verspürte, ging er zunächst ins Horne-Center mit der Vermutung, dort könnte es eine Toilette geben. „Ich hätte auch bezahlt oder etwas gekauft, hätte ich sie benutzen können.“ Er fragte an der Verkaufstheke des Bäckers im Horne-Center nach. Die Verkäuferin sagte, dass die Toilette wegen der Corona-Pandemie geschlossen sei.
„Doch gab mir die Verkäuferin den Tipp, ich könnte es mal gegenüber im Stadthaus versuchen“, sagt Schweinoch. Sein Harndrang war mittlerweile nicht kleiner geworden. So eilte er über den Zebrastreifen Richtung Stadthaus. „Dort bin ich auch ohne Probleme hineingekommen.“
Doch die Hoffnung auf Erleichterung zerschlug sich schnell. „Die Dame am Empfangsschalter ließ mich nicht aufs WC“, sagt der 57-Jährige. Auch sein Hinweis, dass es mittlerweile sehr dringend sei, konnte sie nicht umstimmen. Was Schweinoch besonders empört: „Ich war ganz alleine in dem Vorraum des Stadthauses, ich hätte niemanden kontaktieren und gefährden können.“ Und die Herren-Toilette liegt nur ein paar Meter weiter hinter einer Glastür.
„Ich war natürlich total sauer und empört, bin dann aber ruhig hinausgegangen.“ Da er sich in Werne in Sachen öffentlichen Toiletten nicht auskennt, die nächste wäre sowieso relativ weit entfernt gewesen, „musste ich dann schnell in die Natur austreten“, wie er es ausdrückt.
Demütigende Szene im Stadthaus
Die Szene steht ihm heute noch vor Augen, man kann nachvollziehen, wie demütigend es ist, so abgewiesen zu werden. Das kann wohl auch Dezernent Frank Gründken von der Stadtverwaltung Werne, den die Redaktion auf den Vorfall angesprochen hat.
Denn Gründken sagt: „Das soll und darf nicht passieren. Natürlich hätte der Mann auf die Toilette gehen können. Ich kann mich dafür nur in aller Form entschuldigen.“ Es handelte sich offenbar um ein Missverständnis durch die Mitarbeiterin am Empfang. Sie habe geglaubt, die alte Anweisung, niemanden ohne Termin ins Haus und somit auch nicht auf die Toilette zu lassen, gelte immer noch. „Aber das war vor einem Jahr und ist längst aufgehoben worden“, sagt Gründken.
Jörg Schweinochs Empörung ist noch nicht verraucht: „Die Stadtverwaltung ist doch ein offizielles Gebäude und für die Bürger da. Mir die Toilette zu verweigern, empfinde ich als schallende Ohrfeige.“
Jeden Tag Menschen hautnah - nichts ist spannender als der Job eines Lokalredakteurs. Deshalb möchte ich nichts anderes machen - seit mehr als 35 Jahren.
