Rund ums Weihnachtsfest mit oftmals stressigen Vorbereitungen sollte man sich vielleicht einmal auf den eigentlichen Sinn des Festes, der Geburt Jesu Christi, besinnen. Bei einem kleinen Rundgang durch die historische Altstadt von Werne kann man dreimal der Muttergottes mit dem Jesuskind begegnen, an die man vielleicht schon hunderte Male achtlos vorbeigegangen ist und die alle drei aus dem 15. / 16. Jahrhundert stammen und von herausragender künstlerischer Qualität sind.
Da ist zum einen „Maria vor dem Tore“ oder auch, wie sie später genannt wurde, „Madonna aus dem Torhaus“, denn sie war mehr als jahrhundertelang im Torwächterhäuschen des Neutors neben dem Kapuzinerkloster angebracht. Das Neutor, im 15. Jahrhundert zusammen mit der Stadtmauer erbaut, wurde 1843 als letztes Tor abgerissen, aber das Torwächterhaus verblieb noch bis 1940. Da wurde die hohe Klostermauer an zwei Seiten niedriger gebaut und die heutige Kreuzung angelegt - die Muttergottes lagerte man für die nächsten 27 Jahre ein.

Platz in der Nische am Kloster
Im Jahre 1968 fand der Heimatverein Werne unter Vorsitz von Karl Pollender, dem Museumsgründer, einen geeigneten Platz in einer Nische an der Einfahrt bei der Klostermauer, wo sich die Madonna noch heute befindet. Es wurde ein Paramentenverein gegründet, der jährlich Maria und das Jesuskind mit einem neuen Gewand versah – später tat dies Familie Telgmann.
Im Jahre 2001, bei der großen Jubiläumsausstellung der Kapuziner im Stadtmuseum, die von der früheren Museumsleiterin Heidelore Fertig-Möller zusammen mit dem damaligen Guardian Pater Romuald konzipiert und mit großem Erfolg gezeigt worden ist, wurde die restaurierte Statue erstmals im Museum präsentiert, und man kam dann überein, dass sie nun nicht mehr „gewandet“, sondern in ihrer ursprünglichen Gestalt an der Kapuzinermauer gezeigt werden sollte.

Madonna an der Christophorus-Kirche
Die zweite Madonna mit Kind ist ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert und befindet sich in einer Nische direkt an der Christophorus-Kirche - diese wurde um 1500 in ihrer heutigen Gestalt fertiggestellt. Direkt gegenüber dem Haus mit den Blattmasken aus dem Jahre 1562 entstand dann, mit einem schmiedeeisernen Gitter und einem Opferstock versehen, der „Madonnenwinkel“, wie man ihn früher auch nannte. In der Barockzeit wurde das gotische Kräuselhaar des Jesuskindes entfernt, um ihm eine Krone aufzusetzen, wie es der Ausdrucksform der damaligen Zeit entsprach.
Das Heiligenhäuschen selbst ist aus Sandstein im gotischen Stil um 1500 errichtet worden. Über Jahrhunderte hinweg haben die Menschen vor dieser Statue gebetet und baten um Hilfe, weshalb man sie auch „Mariahülf“ nannte. Noch heute stehen Kerzen vor diesem Heiligenhäuschen, die man in der Kirche für seine Bitten an die Muttergottes erwerben kann - das Gitter wurde schon vor Jahrzehnten entfernt.

Doppelmadonna mit Strahlenkranz
Bei der dritten Madonna mit Kind muss man in die Christophorus-Kirche hineingehen und dann nach oben ins Gewölbe schauen, denn dort hängt die sog. Strahlenmadonna, oder auch „Doppelmadonna im Strahlenkranz“ genannt. Die doppelseitig gestaltete Holzplastik, die für das freie Aufhängen im Kirchenraum konzipiert war, vereint in der typisch mittelalterlichen Weise die unterschiedlichen Aspekte des Marienlebens: Sie ist von Sonnenstrahlen umgeben, steht aber auf der Mondsichel und deutet damit auf die Vision der Apokalypse des Johannes hin.
Auf der einen Seite hält Maria ihrem Sohn als Symbol des Sündenfalles den Apfel hin – auf der anderen Seite ist sie mit Krone und Zepter als Himmelskönigin gestaltet, und ihr vornehm gewandeter Sohn hält den Reichsapfel in der Hand, der ihn als Weltenherrscher kennzeichnet. Früher wurde diese Strahlenmadonna, entstanden um 1500, als die heutige Kirche in ihrer jetzigen Gestalt fertiggestellt war, zweimal in Jahr gedreht - so berichteten ältere Werner Bürger -, sodass entweder Maria mit dem neugeborenen Sohn auf dem Arm den Gläubigen gezeigt wurde oder Maria und Jesus als Weltenherrscher.
Um 1500 entstanden
Als die Kirche zum 1200sten Jubiläum Anfang des 21. Jahrhunderts restauriert wurde, kam die Strahlenmadonna für einige Monate ins Stadtmuseum, wo man sie dann eingehend betrachten konnte, was ansonsten kaum möglich ist. Dort stellte man auch fest, dass sie zu Ende des 19. Jahrhunderts restauriert und dabei die Bemalung erneuert worden ist. Sie gehört neben dem Taufstein aus Sandstein, der Pieta neben dem Chor und der Anna Selbdritt in der Sakramentenkapelle zu den ältesten Objekten in der Kirche, die alle um 1500 entstanden sind.
In der ersten Dezemberwoche wurde wieder die lebensgroße Krippe vom Verkehrsverein Werne im Museumsgarten aufgebaut mit Maria und Joseph, dem Jesuskind, den Hirten, dem Ochsen, dem Esel und den Schäfchen - auch die Weisen aus dem Morgenland mit ihrem Kamel sind schon auf dem Weg zum Jesuskind. Diese Krippendarstellung kann - auch wenn das Museum geschlossen ist - vom Roggenmarkt aus besichtigt werden. Sie wird bis nach dem 6. Januar, dem Fest der Heiligen Drei Könige, im Museumsgarten zu sehen sein
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