DJane Cassey Doreen (34) legt statt auf Ibiza oder Mallorca in Bergkamen auf. Aus dem Stadttheater wird der Charity-Live-Stream "Mallorca meets Ibiza" übertragen. Wie sie damit umgeht, nicht vor Ort vor Publikum zu spielen, verrät sie im Interview.

© Cassey Doreen

DJane Cassey Doreen legt im Stream auf: „Abwechslung zur Disco im Nebel“

rnCharity-Live-Stream aus Bergkamen

Stadttheater Bergkamen statt Bierkönig Mallorca: Cassey Doreen legt am Freitag bei „Mallorca meets Ibiza“ auf. Allerdings im Charity-Live-Stream. Über Stimmungskiller und Fan-Chats spricht die DJane im Interview.

von Andrea Wellerdiek

Werne, Bergkamen

, 15.05.2021, 08:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Jede Party steht und fällt mit dem DJ. Das weiß auch Cassey Doreen, die seit zwölf Jahren als eine der wenigen weiblichen DJs weltweit an den Hotspots der Party-Szene auflegt. Wie die Musik beim Publikum ankommt, bekommt der DJ in der Disco sofort mit, wenn Leute die Tanzfläche verlassen.

Im Live-Stream ist das anders, wie Cassey Doreen, die in Osnabrück lebt und gebürtig aus Dresden kommt, im Interview verrät. Die 34-Jährige, die eigentlich Betriebswirtin werden wollte, legt am Samstag (15. Mai) ab 19 Uhr bei dem von den Eventfirmen MS-Musik aus Werne und „Die Eventhelden“ aus Bergkamen initiierten Live-Stream „Mallorca meets Ibiza“ für den guten Zweck auf.

Du hast immer gesagt, dass du nicht für dich selbst, sondern für das Publikum auflegst. Wie ist es also für dich, nicht vor Ort, sondern per Live-Stream Musik zu machen?

Die Stimmung ist natürlich eine andere, als wenn man vor einigen 1000 bis 3000 Leuten spielt. Es macht nicht so viel Spaß, als wenn man mit den Leuten in einer Disco feiern würde. Es ist ein ganz anderes Feeling, wenn die Leute mitgehen, wenn sie springen und mitsingen. Vor Ort kommt man auf ganz andere, spontane Ideen. Aber leider geht das im Moment nicht und das muss man akzeptieren.

Als DJ ist man vielleicht noch mehr von der Reaktion der Zuschauer abhängig wie als Sänger. Wie gehst du mit der Situation um?

Die Fans wissen, was sie erwartet. Natürlich ist es nicht wie im Club. Als DJ muss man noch feinfühliger sein. Ich versuche, mir vorzustellen, wie die Leute im Wohnzimmer oder auf der Terrasse feiern. Es ist aber nicht leicht. In der Disco merkt man sofort, wenn die Leute ein Lied nicht mögen. Dann gehen gleich zehn von der Tanzfläche runter. Da kann man dann schnell darauf reagieren. Bei einem Live-Stream gibt es eine gewisse Verzögerungszeit. Ich versuche immer, über die Chat-Funktion die Wünsche umzusetzen.

Aber was passiert, wenn die Leute gar nicht mitmachen im Chat?

Ich versuche immer, über das Mikrofon mit ihnen zu kommunizieren. Da sage ich zum Beispiel: Zeigt mir ein „Herz“ oder „Daumen hoch“, wenn euch das Lied gefällt. Dann mache ich immer lustige Spiele und verlose etwas. Man muss mit den Zuschauern interagieren. Wenn von ihnen nichts kommt, kann man sich schnell sehr alleine fühlen. Mir ist die Interaktion mit den Fans ganz wichtig. Ich möchte wissen, wie es ihnen gefällt. Das Feedback ist mir sehr wichtig. Ich mache es nicht für mich allein, sondern für die Fans.

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Nimmst du auch Positives aus den corona-bedingten Live-Streams mit?

Ja, auf jeden Fall. Im Chat hört man häufiger, wenn den Fans etwas gefällt. In der Disco kommt das nicht so rüber. Ich merke auch, dass ich meine eigenen Singles etwas vernachlässigt habe in den Discos. Da spielt man schon eher Songs von den Top-DJs. In der Disco wird man auch eher belabert, dass man 10 Mal Apache spielen soll. Durch die Streams weiß ich jetzt, dass ich wieder mehr meine eigenen Songs spielen werde.

Als DJane fliegst du oft durch die Weltgeschichte. Das geht aktuell natürlich auch nicht. Wie gehst du damit um?

Ich war viel unterwegs. In der Saison bin ich montags nach Bulgarien geflogen, am Dienstag wieder nach Hause, am Mittwoch bin ich nach Malle geflogen, habe dort Donnerstag und Freitag gespielt und bin am Wochenende dann wieder nach Deutschland geflogen. Das ist drei Monate lang schon sehr anstrengend. Irgendwann kann man das Flughafen-Essen und den Flughafen nicht mehr sehen. Jetzt konnte ich mich erholen. Das Ganze ist entschleunigt. Ich habe die Zeit genutzt, um ins Studio zu gehen und neue Singles und ein neues Album aufzunehmen. Dafür bleibt in der Saison nicht viel Zeit.

Wenn Corona vorbei ist, willst du also etwas kürzer treten?

Zuerst geht es wohl wieder von 0 auf 100. Aber ich will es nicht mehr so übertreiben. Es ist schon sehr, sehr anstrengend. Ich will dann mehr selektieren und nur noch spezielle Events machen.

Am Freitagabend spielst du im Stadttheater in Bergkamen für den Live-Stream „Mallorca meets Ibiza“. Das ist aber eine ungewöhnliche Location zum Auflegen, oder?

Ja, aber ich freue mich darauf. Es ist mal eine Abwechslung, anstatt immer nur in der Disco im Nebel zu spielen. Ich habe schon an vielen verschiedenen Orten gespielt: Mitten auf einem Feld, am Strand, mitten im Pool oder in einem abgelassenen Freibad. Es gibt viele interessante Locations. Jetzt gibt es auch Anfragen für Auftritte in Schlössern, wo normalerweise Hochzeiten oder Gala-Events stattfinden. Aber das geht ja auch nicht.

Was erwartet die Zuschauer denn bei der Party „Mallorca meets Ibiza“?

Natürlich viel gute Musik und dass wir viel Spaß haben. Ich freue mich persönlich, dass man sich mal wiedersieht und gemeinsam feiert.

Der Live-Stream „Mallorca meets Ibiza“ findet am Samstag (15. Mai), ab 19 Uhr, statt. Es ist eine Charity-Veranstaltung, bei der um Spenden gebeten wird. Alle Künstler verzichten auf ihre Gage. Die Spenden kommen dem Verein Streetwork Bergkamen zugute. Den Live-Stream kann man verfolgen über die Plattform Twitch unter www.twitch.com/eventhelden