Nein, seinem Unternehmen gehe es nicht schlecht, sagt Benedikt Kutschat und muss ein wenig schmunzeln. Mehrere Kunden hätten ihm diese Frage bereits gestellt. Doch es sei erfreulicherweise eher das Gegenteil der Fall: Die Auftragsbücher sind voll. „Wir wollten sozusagen nur ein bisschen aus der Schusslinie und haben uns gedacht, dass wir die Räume vorne an der Straße auch vermieten könnten“, erklärt der 44-Jährige. In besagte Räume zieht gerade das Fitnessstudio „Get Fit“. Es laufen die letzten Vorbereitungen.
„Die 2 Räder“ gibt es schon seit mehr als 30 Jahren. Der Schwerpunkt des Unternehmens liegt auf der Wartung und Reparatur von Motorrollern und Motorrädern. Bis vor Kurzem fanden Kunden das Geschäft direkt am Südring in Werne. Inzwischen wurden die Verkaufsräume auf den hinteren Teil des Grundstücks verlagert. Ein Umzug von knapp 50 Metern.
Hauptproblem ist ein Mitarbeiter-Mangel
Der Grund: Kutschat hat zwar ein Team von derzeit sieben Mitarbeitern, doch die reichen nicht aus, um die Nachfrage so zu bedienen, wie der Inhaber es gerne hat: persönliche Gespräche und individuelle Beratung in netter Atmosphäre statt hektischer Massenabfertigung. Auch ewig lange Wartezeiten sollen vermieden werden.
„Ich will natürlich keine Kunden loswerden. Aber die Arbeitsmenge muss machbar sein. In der Saison hatten wir vorne teilweise 30 bis 40 Leute gleichzeitig im Laden. Da war das nicht mehr möglich“, erklärt Kutschat. Zwar würde er gerne neue Leute einstellen, doch habe es zuletzt keine geeigneten Bewerber gegeben: „Viele wollen heutzutage nur noch vier Tage arbeiten. Work-Life-Balance ist natürlich wichtig, aber gerade freitags und samstags haben wir hier viel zu tun. Das passt dann einfach nicht.“

Design-Konzept bis ins kleinste Detail
Was in den Augen seiner Kunden gut passt, ist neben dem Service auch das Flair in den neuen Verkaufsräumen. „Das war hier mal ein einfacher Carport“, sagt der Firmenchef und lässt den Blick durch den Laden schweifen. Aus dem ehemaligen Carport ist ein großer Raum im Industrial-Look geworden - mit spürbar viel Liebe zum Detail.
Eine Analoguhr, wie man sie von Bahnhöfen kennt, hängt an der Wand. Ein Flipper-Automat steht an der Seite, ein uraltes Radio auf einem noch deutlich älteren Schränkchen. Die Schulbank ein paar Meter weiter hat locker 100 Jahre auf dem Buckel. Das Design-Konzept zieht sich bis in die Küche - und auf das Kunden-WC. Dort ragt der Wasserhahn aus einem alten Holzfass. Das Waschbecken ist in einen Reifen eingearbeitet und auf einem Tisch positioniert, bei dem sich manch ein Betrachter in die Zeit zurückversetzt fühlen dürfte, in der die Urgroßmutter Kleider noch selbst nähte.
Durch die Raumgestaltung sei er schon „zu einem kleinen Flohmarkt-Experten geworden“, sagt Kutschat und lacht. Viele der alten Gegenstände hat der Firmenchef sogar in der Region erworben. Wer kein Fan von solchem Interieur ist, muss sich aber keine Sorgen machen. Denn Motorräder, Scooter, Helme und Co. gibt es hier natürlich immer noch - prominent platziert. Nur eben nicht mehr so, dass sie jeder von der Straße aus sehen kann.
