Städte unterliegen einem stetigen Wandel - so auch Werne an der Lippe. Die Stadt mit 29.751 Einwohnerinnen und Einwohnern (Stand 30. Juni 2023) gilt laut einer neuen Bertelsmann-Studie als eine kleine bis mittlere Gemeinde mit einer moderaten Alterung und Schrumpfung - und steht auch wirtschaftlich nicht so schlecht dar. In unserer großen Übersicht schauen wir uns Werne im Wandel der Jahre einmal genauer an.
Den Anfang macht klassisch die Einwohnerzahl: 1977 zählte Werne 25.656 Bewohner. Seitdem hat sich diese Zahl immer weiter gesteigert, wenn auch mit einem kleineren Einbruch im Jahr 1987. Von 1993 bis 2008 lag die Einwohnerzahl stabil über 30.000. Danach sank sie auf knapp unter 30.000 und blieb bis dato dabei.
Insgesamt haben immer mehr Frauen als Männer in Werne gelebt. Und das ist auch heute noch der Fall. Die Entwicklungen beider Geschlechter verliefen aber stets parallel - knickte die Entwicklung der Männer ein, tat es auch die der Frauen und umgekehrt. Von den 29.680 Einwohnern in Werne im Jahr 2022 waren 15.377 weiblich und 14.303 männlich.
Schaut man sich die Altersstrukturen der Einwohner einmal genauer an, fällt schnell auf, dass Werne immer älter wird. 1980 waren noch 12 Prozent der Einwohner unter 10 Jahren alt, 19 Prozent waren zwischen 10 und 20 Jahren alt. Darauf folgten die 20- bis 30-Jährigen mit 15 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung. Der Anteil der über 90-Jährigen ist mit 0,2 Prozent am geringsten.
40 Jahre später im Jahr 2022 bringen es die 0- bis 30-Jährigen gemeinsam nur noch auf 27 Prozent (1980: 46 Prozent). Die größte Bevölkerungsgruppe machen die 50- bis 60-Jährigen (16 Prozent) und die 60- bis 70-Jährigen aus (16 Prozent). Auch die nachfolgenden Altersgruppen (ab 70 Jahren) sind entsprechend größer geworden.
Mit der immer älter werdenden Gesellschaft in Werne geht auch die Entwicklung der Geburten und Todesfälle einher. Das letzte Mal, dass es mehr Geburten als Todesfälle gab, war 1981. Damals wurden 317 Mädchen und Jungen geboren, während 292 Personen verstorben sind. Seither haben sich die Zahlen immer weiter voneinander wegbewegt. 2019 sind weniger Menschen gestorben als noch im Vorjahr - hier sank die Zahl von 393 auf 332 Todesfälle in 2019. In den Coronajahren 2020 bis 2022 ist die Zahl der Gestorbenen drastisch angestiegen - 2022 lag sie bei 482.
Und auch die Zahl der Geburten ist nach einem stetigen Abwärtstrend seit 2012 wieder auf dem aufsteigenden Ast. 2011 war sie auf 186 Neugeborene gefallen, der niedrigste Wert seit 1977. Nun liegen die Zahlen wieder deutlich über 200, auch wenn die Geburtenzahl 2022 mit 217 wieder niedriger als im Vorjahr war.
Das Statistische Landesamt IT.NRW geht davon aus, dass Werne immer weiter schrumpfen wird. 2050, so die Prognose, wird Werne aller Voraussicht nach nur noch 26.887 Einwohner haben. 14.303 davon sollen 2050 weiblich sein, 12.584 davon männlich.
Auch wenn es im deutschlandweiten Vergleich eine höhere Zahl von Grundsicherungs-Beziehern in Werne gibt, ist die Zahl der Arbeitenden seit 2008 immer weiter gestiegen. Einen besonderen Anstieg hat es Ende 2011 gegeben. Hier ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 8628 auf 12389 Personen gestiegen, kurz darauf aber auch wieder abgefallen. Im Juni 2013 waren es 9452 Beschäftigte, seitdem hat sich die Zahl stetig weiter nach oben entwickelt auf bis zuletzt 12.091 Arbeitende im Juni 2023.
Interessant ist auch, dass die Zahl der Minijobber unter den Senioren immer weiter zunimmt. 2006 hatte es noch 41,5 Personen über 65 Jahren auf 1000 Einwohner in Werne gegeben, die einem Minijob nachgegangen sind. Seither ist die Zahl mit nur einem kleinen Knick in 2009 stetig gestiegen. 2021 lag sie den Daten der Bertelsmann Stiftung zufolge zuletzt bei 70,1 auf 1000 Einwohner.
Bei den jüngeren Generationen (15 bis 64 Jahre) ist eher der umgekehrte Effekt zu beobachten: Seit 2012 sinkt die Zahl der Minijobber - mit einer Ausnahme in 2019 stetig. Waren es 2012 noch 140,3 Minijobber auf 1000 Einwohner, waren es in 2022 121,4 Jobber auf 1000 Einwohner.
Durch so viel Arbeit haben die Werner auch ihr Einkommen immer weiter verbessert. 2006 lag das Haushaltsnetto-Einkommen noch bei 46.716 Euro pro Jahr. 2021 lag es dann bei 62.157 Euro. Dabei ist in der Bertelsmann-Studie allerdings nicht angegeben, ob es sich um das inflationsbereinigte Einkommen der Haushalte handelt oder nicht - die Kaufkraft über die Jahre also Inflationseffekte ausklammert, um sie noch besser und aussagekräftiger miteinander zu vergleichen. Laut der Studie liegt Werne aber in Sachen Kaufkraft deutlich über dem Mittelwert aller anderen 500 Städte, die die Studie in den Demografie-Typ kleine bis mittlere Gemeinden mit einer moderaten Alterung und Schrumpfung eingliedert.
Waren 2007 noch 42,4 Prozent aller Haushalte mit einem Einkommen unter 25.000 Euro, 36,1 mit mittlerem Einkommen bis 50.000 Euro und 21,5 Prozent Haushalte mit hohem Einkommen über 50.000 Euro, waren es 2021 36,7 Prozent mit niedrigem Einkommen, 36,8 mit mittlerem Einkommen und 26,5 Prozent mit hohem Einkommen.
Seit 2006 ist die Kinderarmut in Werne mit einer Ausnahme im Jahr 2018 stetig gesunken. Lag sie 2006 noch bei 14,5 Prozent aller Werner Kinder, waren es 2021 noch 8,6 Prozent. Besonders hoch ist der Anteil der von Armut gefährdeten Kinder unter ausländischen Familien - hier waren in 2021 31,5 Prozent aller ausländischen Kinder in Werne von Armut betroffen.
Was die Wohnform in Werne angeht, ist die Zahl der Ein-Personen-Haushalte wieder auf dem Vormarsch: 2006 waren 30 Prozent aller Haushalte nur von einer Person bewohnt, zwischenzeitlich fiel die Zahl 2014 auf 29 Prozent. Im Jahr 2021 lag die Anzahl bei 32 Prozent.
Auf der anderen Seite sinkt die Zahl der Familien-Haushalte in Werne immer weiter. 2006 waren noch 38,8 Prozent aller Haushalte in Werne von Familien bewohnt, 2021 kam die Lippestadt nach einem kontinuierlichen Abwärtstrend noch auf 30,7 Prozent.
Was die Zu- und Wegzüge nach und aus Werne angeht, verzeichnet die Stadt seit 1976 fast immer deutlich mehr Zu- als Wegzüge. In den jüngsten Jahren waren vor allem die Zahlen der Zuzüge in 2015 und 2022 markant. Die hohe Zahl der Zuzüge in 2015 könnte sich durch die Flüchtlingsbewegungen durch den Krieg in Syrien erklären lassen, die in 2022 durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.
Am liebsten ziehen Menschen aus Werne in andere Städte des Kreises Unna, wenn sie sich für einen Wegzug entscheiden. Genauso gern ziehen aber offenbar auch anderen Menschen aus dem Kreis Unna nach Werne. Darauf folgen Hamm, der Kreis Coesfeld, der Kreis Steinfurt und Dortmund als die neuen Wohnorte von ehemaligen Wernern.