Äuglein auf, einmal kräftig gähnen, auf die Pfoten kommen und mit wackeligem Oberkörper Richtung Kuscheltier tapsen. Dann das Köpfchen auf den Bauch des Bruders legen und langsam wieder die Äuglein schließen. Zuckersüß sind die zehn Dalmatiner-Welpen.
Die weißen Hunde mit mal mehr, mal weniger schwarzen Punkten sind gerade einmal vier Wochen alt. Auch wenn sie immer noch sehr viel schlafen, machen sie viel Arbeit - und Häufchen. Acht bis zehn Mal am Tag ein Geschäft- pro Welpe.
Bei der Geburt dabei
Es ist ein Full-Time-Job für Gabriele Salmeron Bozo. Die Züchterin schaut regelmäßig nach den Kleinen. In den ersten 14 Tagen habe sie sich rund um die Uhr gekümmert. „Ich habe mir alle eineinhalb Stunden den Wecker gestellt“, erzählt die 59-Jährige.
Und kurz bevor die Kleinen geboren wurden, war sie fünf Tage lang an der Seite ihrer Hündin Esmiralda, die zum ersten Mal geworfen hat. Sie habe in den Tagen vor der Geburt mit ihrer Hündin, die sie nur Tilda nennt, in der Wurfkiste geschlafen. Als es los ging, war sie sofort da, wenn Tilda Hilfe gebraucht hätte.

Gabriele Salmeron Bozo (59) kümmert sich liebevoll um die Welpen. © Andrea Wellerdiek
Zehn Welpen, davon sieben Rüden
Aber alles lief reibungslos. „Ich wusste nicht, wie sie alles aufnehmen wird. Aber sie hat das toll gemacht. Sie hatte aber zuvor schon Würfe von ihrer Mutter und Tante mit betreut“, erzählt Gabriele Salmeron Bozo.
Für sie selbst ist es der insgesamt achte Wurf aus ihrer Zucht. Das heißt, es ist der H-Wurf. Traditionell werden die Würfe nach dem Alphabet durchnummeriert und geben damit auch den Anfangsbuchstaben der Welpen vor. Wie die zehn Welpen, davon sieben Rüden, heißen sollen, kann sich die Züchterin noch bis Ende Juli überlegen.
Tierarzt aus Berlin prüft das Gehör
Dann kommt ein Tierarzt - extra aus Berlin - und wird die Kleinen unter Narkose mit einem Chip versehen und sie impfen. Spätestens dann müssen die Welpen einen Namen haben. Zurzeit kann man sie nur an den unterschiedlich farbigen Halsbändern oder an den unterschiedlich vielen Punkten auf ihrem Fell unterscheiden.
Der Tierarzt überprüft in der siebten Woche auch, ob die Tiere gesund sind. Und bei Dalmatinern vor allem wichtig: Sind sie einseitig oder beidseitig taub? Genetisch bedingt hätten einige Dalmatiner Probleme mit dem Gehör, erzählt Salmeron.
Schönheitsfehler, die die Zucht ausschließen
In der Vergangenheit habe sie selbst immer Glück mit den Welpen gehabt. Bei insgesamt acht Würfen sei nur ein einziger Hund einseitig taub zur Welt gekommen. Dieser kleine Welpe ist gesund, darf aber nicht als Zuchthund eingesetzt werden.
Blaue Augen oder ein Birkauge (Stich in der Iris) sind weitere Schönheitsfehler, die den Hund von der Zucht ausschließen. Die Hunde, die zur Zucht zugelassen sind, werden streng ausgesucht. „Da betreibt man richtige Ahnenforschung“, erzählt Gabriele Salmeron Bozo.
Je mehr Flecken, desto besser?
Für den H-Wurf musste sie dieses Mal nicht wie zuvor bis nach Dänemark recherchieren. Der eigene Rüde Dario aus dem vierten Wurf ist der Vater der zehn Welpen. Dass sie alle weißes Fell mit schwarzen Punkten haben, ist überraschend. Denn: Die Mutter Tilda hat braune Flecken, der Vater schwarze. Da hätten also auch einige Welpen braune Flecken haben können. Flecken haben die Kleinen alle.
Je mehr Flecken, desto besser? „Nein, das kann man so nicht sagen. Das ist immer Geschmackssache“, sagt Gabriele Salmeron Bozo, die seit 2014 Dalmatiner züchtet. Was sie aber alle gemeinsam haben, ist der typische Charakter dieser Hunderasse.

Von den zehn Welpen sind sieben Rüden. Ob sie beidseitig hören können, überprüft ein Tierarzt Ende Juli mit einem Test. Dann werden die Kleinen gleich auch geimpft und gechipt. © Andrea Wellerdiek
Besitzer sollten sportlich und zuverlässig sein
„Sie sind neugierig, fröhlich und möchten in der Familie integriert und immer dabei sein“, erklärt die 59-Jährige. Dalmatiner haben gewisse Ansprüche an ihren Halter. „Wer acht Stunden zur Arbeit geht, den Hund allein lässt und sich abends mit einer Tüte Chips und dem Hund auf die Couch setzt, sollte keinen Dalmatiner halten“, erklärt die Züchterin aus Werne.
Sie sucht die neuen Besitzer der Hunde, die kurzum sportlich und zuverlässig sein müssen, streng aus. Vorerfahrung mit Hunden, Lebensumstände, Erziehung und Umgang mit den eigenen Kindern - die Züchterin führt intensive Gespräche, um die Kandidaten kennenzulernen. Manchmal kann das schon mal fünf Stunden dauern, erzählt die 59-Jährige.
Dalmatiner können 15 Jahre alt werden
Ihr ist es wichtig, dass die Dalmatiner, die 15 Jahre alt werden können, ein gutes Zuhause bekommen. Sie hält einige Anforderungen auch in Verträgen mit den Kunden fest. Einmal sei es vorgekommen, dass sie einen Hund tatsächlich wieder zu sich holen musste, weil die Besitzer überfordert waren. „Dann behalte ich die Hunde lieber länger bei mir“, sagt Gabriele Salmeron Bozo.

Die Welpen schlafen noch viel. Wenn sie wach sind, tapsen sie etwas wackelig auf den Pfoten durch die Gegend. © Andrea Wellerdiek
Von dem aktuellen Wurf seien bereits vier Welpen vermittelt. 1400 Euro kostet jeder gesunde Welpe. Ab der neunten Woche sind die Kleinen bereit für ein neues Zuhause. Bis dahin werden sie von Gabriele Salmeron Bozo gepflegt und geherzt. Ihre Liebe zu Dalmatinern entstand durch ihren Mann Julio Cesar.
Er sollte eine neue Hunderasse aussuchen, nachdem das Ehepaar zuvor Dobermänner gehabt hat. 2010 dann bekamen die Salmerons den ersten Dalmatiner. Heute toben oder tapsen mit den Welpen zwölf Hunde über den Hof.