Erster Coronafall in Werne vor fünf Jahren Ein Rückblick auf die Pandemie

Erster Coronafall vor fünf Jahren: Ein Rückblick auf die Pandemie
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Fünf Jahre ist es her, dass die Corona-Pandemie auch Werne erreicht hat. Dem einen mag das unwirklich lang vorkommen, während andere auch heute noch mit den Folgen zu kämpfen haben – finanzieller, aber auch gesundheitlicher Art. Da ist zum Beispiel Carmen Reimann, die seit ihrer Covid-Erkrankung im Frühjahr 2022 am chronischen Fatigue-Syndrom leidet.

Ob die Infektion mit dem Corona-Virus tatsächlich der Auslöser für die Krankheit war, deren Symptome vor allem Schmerzen und Erschöpfung sind, kann ihr Vater Thomas im Gespräch mit der Redaktion damals nicht sagen. Nach der Coronainfektion hatte die heute 27-Jährige aber ständig Fieber und Gliederschmerzen, musste schließlich auch von ihrem Vater gepflegt werden.

Reimann ist nur eine von insgesamt mehr als 170.000 Menschen, die bis heute (Stand: 11. März 2025) im Kreis Unna an dem Virus erkrankt sind. Nicht allen geht es so schlecht wie ihr. Insgesamt 797 Personen im Kreis sind jedoch im Zusammenhang mit dem Covid-19-Virus gestorben. In einem der letzten Updates, die der Kreis Unna noch bis Ende 2022 verschickt hat, wird von 83 Corona-Toten in Werne gesprochen.

Vorboten der Pandemie

Es ist eine Entwicklung, die ihren Anfang am 12. März 2020 nahm. Damals wurde die erste Person aus Werne gemeldet, deren Coronatest positiv ausgefallen war. Anzeichen der Pandemie haben sich schon zuvor in der Lippestadt gezeigt: Nicht nur in den Geschäften, wo Hamsterkäufe auf der Tagesordnung standen, sondern auch im Rest des Alltags. Zahlreiche Veranstaltungen wurden abgesagt, seitdem die Pandemie im Januar Deutschland erreicht hatte. Das Christophorus-Krankenhaus hatte bereits am 5. März die Patientenbesuche eingeschränkt.

Jemand bekommt eine Impfung.
Dank der Einführung mehrerer Impfstoffe konnten viele Maßnahmen gelockert werden (Symbolbild). © picture alliance/dpa

Doch nach der ersten nachgewiesenen Infektion in der Stadt überschlugen sich die Ereignisse in Werne geradezu: Der Krisenstab der Stadt teilte am 15. März mit, städtische Einrichtungen wie das Museum, die Bücherei und die VHS zu schließen. Auch das Solebad war betroffen. Von Seiten des Landes und des Bundes wurden zudem Schulen und Kitas, ebenso wie Geschäfte, die keine Waren des täglichen Bedarfs anboten, geschlossen.

Der Lockdown begann – und damit auch alle weiteren Strapazen. Während sich Schüler und Lehrer auf Homeschooling einstellen und Eltern Betreuungen für die Jüngeren organisieren mussten, hatte nicht zuletzt die Wirtschaft unter den Einschränkungen zu kämpfen. Veranstaltungen, die sonst zahlreiche Menschen anlockten, wurden spontan ins Internet verlegt. Nicht ganz das Gleiche, aber doch Höhepunkte während der dunklen Zeiten.

Erster Todesfall nach einem Monat

Denn dunkel waren sie allemal – das zeigte sich schnell. Bereits einen Monat nach dem ersten Corona-Fall in Werne wurde der erste Todesfall, der in Verbindung mit dem Virus steht, bekannt: Am 14. April verkündete der Kreis Unna die traurige Nachricht. Um die Krankheit weiter einzudämmen, galt ab Ende des Monats eine Maskenpflicht – doch auch die konnte die Pandemie nicht aufhalten. Zu unbekannt war das Virus, um es richtig einschätzen zu können.

Kein Wunder also, dass auch Events wie die Sim-Jü gegen Ende des Jahres ausfallen mussten. Auch hier wurden die Werner kreativ: Kurzum gab es eine kleinere Version der Kirmes, ähnlich wie bei anderen Veranstaltungen. Das sollte sich in den nächsten Monaten als Schema etablieren. Zumindest dann, wenn es erlaubt war. Denn zur Corona-Pandemie gehörten auch Lockdowns mit Ausgangssperren und Verboten von Treffen in größeren Menschenmengen.

Dass Ende 2020 dann erste Impfstoffe zur Verfügung standen, war für manche eine Erlösung, für andere ein Ärgernis. Für viele bedeutete die Impfung aber auch eins: eine Rückkehr zum Alltag. Denn wer geimpft war, durfte bald wieder nach draußen, Restaurants, Kinos und andere Freizeitangebote besuchen. Langsam kehrte Ruhe ein – zumindest, bis Ende 2021 die neue Omikron-Variante des Virus auftrat. Das führte dazu, dass die Zahlen im Kreis Unna innerhalb eines Quartals von etwa 30.000 auf 100.000 sprangen.

Schilder, die auf die geltende Maskenpflicht und Abstandsregeln hinweisen
Während der Corona-Pandemie erinnerten Schilder an Abstandsregeln und Maskenpflicht (Symbolbild). © picture alliance/dpa

Und doch: Ein Jahr später schien sich die Pandemie dem Ende zuzuneigen. Seit Anfang 2023 gab es nur noch einen geringen Anstieg an Infizierten – auch heute rangieren die Zahlen noch um 170.000 Fälle. Was aber auch daran liegen könnte, dass Corona seit Mitte 2023 keine meldepflichtige Krankheit mehr ist. Schon am 1. Februar wurde auch die Isolationspflicht für Erkrankte aufgehoben – keine Quarantäne mehr für diejenigen, deren Test positiv ausgefallen ist.

Letzte Erinnerungen an Corona

Ein Ergebnis aus Impfungen und Immunitäten, die sich bei denen gebildet haben, die sich bereits mit dem Virus angesteckt hatten. Es waren erste Schritte in Richtung der Normalität, die sich damals auch in Werne abzeichneten. Mittlerweile erinnern wenige Dinge noch an die Pandemie: vereinzelte Plexiglasscheiben da, wo Kunden und Angestellte aufeinander trafen, Markierungen für Sicherheitsabstände auf dem Boden und Coronatests, die auch heute noch in der Erkältungszeit gefragt sind. Doch wie Ärzte erklären, nehmen Erkrankungen an Corona heute eher einen milden Verlauf.

Mittlerweile rückt die Pandemie also in die Vergangenheit. Auch wenn gerade Unternehmen, wie zum Beispiel die Bäckerei Humpert, auch heute noch deren Folgen spüren – dass Lebensmittel aufgrund des Ukrainekriegs, der mitten in der Pandemie begann, teurer wurden, hat da sein Übriges getan. Die Bäckerei meldete zunächst Insolvenz an, musste später schließen. Doch für die normalen Bürger hat sich nach fünf Jahren wieder der Alltag eingestellt: mit Schule, Arbeit, Einkaufen und Feiern.