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Marsch von Corona-Querdenkern in Werne: Polizei und Ordnungsamt verstärkt im Einsatz
Kundgebung am Montag
Corona-Querdenker werden am Montagabend auf dem Marktplatz in Werne erwartet. Sie haben sich zu einem „Spaziergang“ verabredet. Gegner wollen sich dem gegenüber stellen. Polizei und Ordnungsamt sind gewappnet.
Sie deklarieren es als „Spaziergang“ statt als Versammlung: Menschen, die die Corona-Auflagen der Bundesregierung kritisieren, gehen am Montagabend (20. Dezember) auf die Straße. Personen, die als Corona-Querdenker bezeichnet werden können, haben sich für 17.30 Uhr auf dem Marktplatz in Werne verabredet. Dem gegenüber wird sich das Werner Bündnis gegen Rechts stellen. Eine entsprechende Gegendemonstration wurde offiziell bei der zuständigen Polizeibehörde des Kreises Unna angemeldet.
Der „Spaziergang“ der Querdenker wurde hingegen nicht angemeldet, aber im Internet auf verschiedenen Plattformen angekündigt. Die Polizei ist gewappnet. „Wir haben die sozialen Medien im Blick und bereiten uns so auf den Einsatz vor, dass wir nicht von etwas überrascht werden können“, sagt Bernd Pentrop, Pressesprecher der Polizei des Kreises Unna.
„Spaziergang“ in Bergkamen wurde aufgelöst
Erst am Sonntag war die Polizei in Bergkamen im Einsatz, weil es dort ebenso einen „Spaziergang“ gegeben hat. Es verlief friedlich. Nach knapp einer Stunde war die Aktion vorbei, nachdem die Beamten das Ganze aufgelöst hatten. „Das war gestern keine angemeldete Versammlung. Aber es kann sehr wohl einen Versammlungscharakter haben und dann kann man sich auch strafbar machen, wenn diese nicht angemeldet ist“, erklärt Pentrop am Montagmorgen.
Nachdem man am Sonntag keinen Versammlungsleiter hatte ausmachen können, sah die Polizei den Marsch als nicht genehmigte Versammlung an und stoppte ihn. Zudem sprach sie Platzverweise aus. Nach Bergkamen ist für Werne wie auch für Lünen zum dritten Mal im Kreis Unna eine derartige Aktion von Kritikern der Corona-Maßnahmen geplant.
Gegendemonstration in Werne angemeldet
Auch an anderen Orten in NRW - etwa zuletzt in Dortmund und Duisburg - hatten sich Menschen zu derartigen „Spaziergängen“ verabredet. Solche „Spaziergänge“ seien schließlich nicht verboten, heißt es da. Nicht immer verlaufen solche Märsche friedlich. Verschwörungstheorien, Antisemitismus und Angriffe auf Journalisten von teils Teilnehmern aus der rechten Szene prägten solche „Spaziergänge“.
Aus welcher Gruppe die Teilnehmer des „Spaziergangs“ am Montag aus Werne kommen könnten, wagte weder Polizei noch Ordnungsamt zu prognostizieren. „Ich hoffe, dass alles friedlich verläuft. Ich finde es in Ordnung, dass man seine Meinung frei äußern darf. Das ist unser gutes Recht und wichtig. Und man kann auch unterschiedlicher Meinung sein. Emotionen spielen dabei natürlich auch eine Rolle. Es muss alles aber in vernünftigem Rahmen passieren“, sagt Kordula Mertens, Ordnungsamtsleiterin der Stadt Werne.
Neben der Polizei wird auch Personal aus dem Ordnungsamt das Geschehen am Montagabend kontrollieren. Eine vorläufige Maskenpflicht wie in Bergkamen werde es aufgrund der Kurzfristigkeit, eine entsprechende Allgemeinverfügung auszusprechen, in Werne nicht geben, so Mertens.
Den Corona-Querdenkern wird sich das Werner Bündnis gegen Rechts entgegen stellen. „Bei den Querdenkern handelt es sich nicht bloß um ein paar verschrobene Spinner. Es handelt sich um eine Mischszene, in der von Esoterikbegeisterten, Impffeinden, AfD-Anhängern bis hin zu Reichsbürgern und Neonazis vieles zusammenkommt. Ideologischer Kitt sind dabei insbesondere Wissenschaftsfeindlichkeit, Verschwörungsdenken und Antisemitismus“, teilt das Bündnis mit.
Eine Radikalisierung sei auch in den Äußerungen von Personen im Kreis Unna zu erkennen. „NS-Vergleiche und antisemitische Erzählungen gehören dort zum normalen Tonfall“, erklärt Philipp Müller vom Werner Bündnis gegen Rechts. Dabei sei eine fundierte Kritik am Krisenmanagement des Staates durchaus angebracht.