Neues Café in Werne im letzten Moment gescheitert Wirtschaftsförderer: „Das tut richtig weh“

Wirtschaftsförderer enttäuscht: Neues Café im letzten Moment gescheitert
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Es war ein Projekt, in das nicht nur die neue Betreiberin viel Hoffnung gesteckt hat. Sondern auch die Wirtschaftsförderung der Stadt Werne. An der Bonenstraße, gegenüber vom „Mäusebrunnen“ (Foto Kraak), sollte sich ein Leerstand in ein Café verwandeln. „Das hätte viel Belebung an dieser Stelle gebracht“, sagt Wernes Wirtschaftsförderer Matthias Stiller. Doch es sollte nicht sein.

Damit sind nicht nur die Hoffnungen der künftigen Café-Betreiberin geplatzt. „Sondern auch unsere Hoffnung, an dieser wichtigen Stelle der Innenstadt eine deutliche Belebung zu bekommen. Außerdem haben wir zwei Jahre lang das Projekt intensiv begleitet und viel Arbeit herein gesteckt“, sagt Stiller. Doch kurz vor der Vertrags-Unterzeichnung war Schluss. Was war passiert?

Auf der aktuellen Leerstands-Übersicht aus dem August 2024 zeigt Wirtschaftsförderer Matthias Stiller auf die drei leeren Ladenlokale an der Bonenstraße, die ihm Sorgen bereiten.
Auf der aktuellen Leerstands-Übersicht aus dem August 2024 zeigt Wirtschaftsförderer Matthias Stiller auf die drei leeren Ladenlokale an der Bonenstraße. © Jörg Heckenkamp

Wer hat Vertrag platzen lassen?

Diese Frage möchte Stiller aus Gründen der Vertraulichkeit nicht beantworten. Nach unseren Recherchen wollte eine Werner Gastronomin in einem Teil des ehemaligen Wäschehauses Kroes an der Bonenstraße ein hochwertiges Café mit Außengastronomie betreiben. Sie hatte ein fertiges Konzept, es gab diverse Absprachen mit dem Eigentümer der Immobilie über Details des Umbaus. Offenbar hat der Besitzer im letzten Moment die Unterschrift verweigert. Die Gründe sind unklar. Chance vertan.

Und das an einer besonders sensiblen Stelle der Stadtentwicklung. Denn nicht nur dieses Ladenlokal zeigt sich seit Monaten als unattraktive Baustelle. Rechts daneben folgen zwei weitere Leerstände: das ehemalige Schreibwaren-Geschäft Adam sowie die Baustelle des frühen Herren-Modengeschäftes Schmersträter. Eigentlich sollten dort nach dem Umbau Bücher Beckmann sowie das Werne Marketing einziehen. Doch Verzögerungen ließen auch dieses Vorhaben platzen.

„Die drei Leerstände tun weh“

„Diese drei Leerstände nebeneinander tun weh“, sagt Stiller. Zumal er die Bonenstraße als „Scharnier“ zwischen der Werne City Mall (Rewe/Rossmann/Action) und der „1a-Lage an der Steinstraße“ sieht. Ein Café in Höhe Mäusebrunnen hätte Signalwirkung für weitere Ansiedlungen sein können. „Vergessen Sie nicht, dass wenige Meter der nächste Leerstand kommt, das ehemalige Schuhhaus Hemmerich“, sagt Stiller.

Doch er will sich nicht in Schwarzmalerei ergehen, zumal die Zahlen eine andere Spräche sprächen. „Hier“, sagt er und zeigt auf eine Übersicht, „haben wir die aktuellen Leerstandszahlen für August 2024“. Demnach hat die Wirtschaftsförderung 16 unbespielte Läden ausgemacht. Bei 184 Geschäften insgesamt macht das „eine Quote von 9 Prozent aus, das ist völlig normal und keineswegs besorgniserregend.“ Allerdings, schränkt er gleich ein: „Wir haben Anfragen, aber es gibt nur wenige Leerstände, die gut zu vermarkten sind.“

Probleme mit Eigentümern

Das liege bisweilen am Grundriss der Immobilien, oft aber auch an der mangelnden Bereitschaft der Eigentümer, in ältere Immobilien zu investieren, um sie auf den neuesten Stand zu bringen. „Wir sprechen mit den Eigentümern darüber“, sagt Stiller. Allerdings sei das nicht immer einfach. Manches Ladenlokal sei ein reines Rendite-Objekt, bei dem der Eigentümer genau rechne, ob sich eine Investition lohne. „Manche Eigentümer kennen wir zudem gar nicht und bei manchen erkennen wir offenkundiges Desinteresse.“

Auch wenn 9 Prozent nicht besorgniserregend sind - die Zukunftsaussichten des Einzelhandels sind nicht gerade rosig. „Wir stellen fest, dass insbesondere der Bekleidungssektor Schwierigkeiten hat“, sagt Stiller, die Kaufkraft wandere zu den Internet-Händlern ab. Es sei leider ein wenig paradox: „Die Leute wollen lebendige Innenstädte, kaufen aber im Internet.“

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