Ob Knieprobleme oder Sinnesstörungen, Rückenleiden oder Stechen in der Brust: Patienten werden von ihrem Haus- oder Facharzt zum Radiologen geschickt, um für eine Diagnose ein klares Bild zu bekommen. Viel Auswahl zwischen Anbietern haben Kranke nicht: Die allermeisten Computertomografen (CT) und Magnetresonanztomografen (MRT) im Kreis Unna laufen unter der Regie des regional vorherrschenden Praxisverbunds Blikk.
Aus Blikk wird nun Evidia: Eine bereits 2021 beschlossene Fusion zwischen der Blikk Holding GmbH in Dortmund und der Meine Radiologie Holding GmbH aus Frankfurt wird jetzt nach und nach für die Patienten im Kreis Unna und darüber hinaus sichtbar. Die fusionierten Gesundheitsanbieter haben sich einen neuen Namen gegeben, der zuerst in den Praxen Bochum, Unna, Kamen, Werne, Schwerte, Herne, Herten, Witten, Hagen und Hattingen in Erscheinung treten wird.
Und nicht nur das: Am Hellmig-Krankenhaus in Kamen hat Evidia vor Weihnachten einen neuen Computertomografen in Betrieb genommen. Hinter der Anschaffung des Röntgengeräts in der bisherigen Blikk-Radiologiepraxis steht eine Investition in sechsstelliger Höhe in die Zukunft des Standorts.
Keine Zukunft hat Evidia im Medical Center II neben dem Christlichen Klinikum Mitte in Unna (ehemals Katharinen-Hospital). Die Blikk-Radiologiepraxis in dem Ärztehaus ist geschlossen worden, die Leistungen wurden am Standort der bisherigen Blikk-Radiologiepraxis am Christlichen Klinikum West (ehemals Ev. Krankenhaus Unna) konzentriert. Neue Termine im Medical Center II sind nicht mehr buchbar.
Größter Radiologie-Praxisverbund in Deutschland
Dr. Martin Möller, der leitende Radiologe bei Blikk/Evidia im Hellmig-Krankenhaus, sagte anlässlich der Präsentation des neuen „CT“ in Kamen, das Blikk künftig unter dem Namen Evidia in Erscheinung treten werde. Wer einen Termin online für ein radiologische Untersuchung vereinbaren möchte, findet auf der Internetseite blikk.de bereits den bereits neuen Namen.
„Evidia“ ist der Zusammenschluss aus zwei Praxis-Riesen in Deutschland. Der neue Radiologieverbund, der bereits im Oktober 2021 beschlossen wurde, umfasst nach eigenen Angaben 80 Praxisstandorte in NRW, Hamburg, Berlin, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern.
Damit gehören auch die bisherigen Blikk-Standorte im Kreis Unna (Kamen, Unna, Schwerte, Werne) und im weiteren Ruhrgebiet (Herten, Recklinghausen, Bochum, Witten, Hagen, Hattingen) zur nach eigenen Angaben größten Radiologie- und Strahlentherapie-Gruppe in Deutschland.

Kaum noch Einzelpraxen, weniger Vielfalt
Mit der Schließung der Unnaer Blikk-Praxis im Medical Center II gibt es für Patienten nun eine Möglichkeit weniger, Termine für eine radiologische Untersuchung zu bekommen. Wenn es nach der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) geht, gilt im heimischen Gesundheitswesen gleichwohl kein Mangel an Radiologen.
Die Region Dortmund – kleinräumigere Angaben macht die KVWL nicht – gilt mit knapp 41 Radiologen-Stellen und einem Versorgungsgrad von 170,4 Prozent als überversorgt. Dies wurde erst im November 2022 auf Beschluss des Landesausschusses der Ärzte und Krankenkassen in Westfalen-Lippe festgestellt.
Dass mit Blikk, jetzt Evidia, vor allem ein einzelner Anbieter das regionale Angebot dominiert, spricht nicht für eine Vielfalt bei den Versorgungsstrukturen. Dazu sagt KVWL-Sprecher Daniel Müller: „Es ist so, dass es nur noch wenige radiologische Einzelpraxen gibt, die Angebotsstruktur wird durch wenige Akteure dominiert. Diese Entwicklung hat der Gesetzgeber aber bewusst in Kauf genommen. Akute Probleme bestehen derzeit nicht, die KVWL verfolgt die Entwicklung aber genau.“
Evidia, bislang Blikk, bietet mit 1900 Mitarbeitern an verschiedenen Standorten im Ruhrgebiet und darüber hinaus bundesweit radiologische, nuklearmedizinische und strahlentherapeutische Leistungen, angefangen beim konventionellen Röntgen über Mammographie, Ultraschall, Durchleuchtung, Angiographie, Computer- und Magnetresonanztomographie (Kernspintomographie) bis hin zur interventionellen Radiologie sowie Strahlentherapie. Bundesweite Standorte liegen in Unna, Kamen, Werne, Schwerte, Herne, Herten, Witten, Hagen, Bochum, Hattingen, Ratingen, Mettmann, Köln, Halver, Lüdenscheid, Speyer, Bad Kreuznach, Buchen, Mosbach, Fürth, Nürnberg, Augsburg, München, Hamburg, Brake, Bremen, Varel, Nordenham, Hildesheim, Braunschweig, Berlin, Brandenburg, Dresden und Görlitz.
Schnelle Diagnose bei Schlaganfall
Evidia investiert durch gebündelte Kräfte weiter in teure und komplexe bildgebende Verfahren: Mit dem neuen „CT“ am Standort in Kamen lassen sich Röntgenaufnahmen in 64 Schichten aufnehmen. Der sogenannte 64-Zeiler der Marke Siemens erstellt exaktere Bilder mit einer verminderten Strahlendosis – und die Aufnahmen stehen schneller als bislang zur Verfügung. Damit lasse sich die Zeit einer Untersuchung von bislang zehn bis 15 Minuten auf fünf bis sieben Minuten verkürzen. „Wir haben einen Quantensprung bei der Schnelligkeit gemacht“, sagt der leitende Radiologe Dr. Martin Möller. Das sei besonders wichtig, wenn es auf schnelle Diagnosen ankomme – „Stichwort Schlaganfall“.
Neben höherer Schnelligkeit und besserer Bildqualität nennt Möller auch die Steuerung der Strahlendosis als einen der Vorzüge des Geräts. Eine künstliche Intelligenz wirkt im Hintergrund, sodass die Röntgenstrahlung abhängig von Größe und Gewicht des Patienten dosiert wird. Im Klartext: Dicke Patienten bekommen etwas mehr Röntgenstrahlen ab als dünne.
Computertomograf steht in „Waldlandschaft“
Wer sich auf die fahrbare Liege begibt und in das röhrenartige Gerät hineingeschoben wird, muss einige Minute still liegen. Wenn die Gedanken des Patienten währenddessen kreisen, sorgt die Gestaltung des Raums für etwas Entspannung und Ablenkung vom klinischen Ambiente. „Wir haben unser Gerät in einer Waldlandschaft aufgestellt“, sagt Möller in Anspielung auf die raumhohen Wald-Fotos auf den Praxis-Wänden.