Für viele Menschen in Werne dürfte es im Vorfeld klar gewesen sein, dass Benedikt Striepens sich von den Grünen als Bürgermeisterkandidat für die Kommunalwahl im September aufstellen lässt. Für den Fraktionsvorsitzenden selbst aber, brauchte es ein wenig Bedenkzeit, bis feststand: Er möchte es noch einmal versuchen. „Ich habe vorher überlegt, ob ich nochmal kandidiere“, gibt der 61-Jährige zu.
Schließlich ist es für ihn die sechste Kandidatur, seit 1999 stellt er sich immer wieder zur Wahl. Aber er wollte nochmal - vor allem aus zwei Gründen. Zum einen mache ihm das politische Geschäft viel Spaß. Und zum anderen: „Wenn ich eine alternative Politik vorschlage und schon die Vorstellung habe, dass, bei entsprechenden Mehrheitsverhältnissen, Grüne anders agieren würden als eine CDU oder SPD, muss man Inhalte auch mit Personen verbinden.“ Das sei der Grund für ihn gewesen, zu sagen: Ich probiere es ein letztes Mal.
Nachhaltigkeit im Mittelpunkt
Bei der Frage nach seinen Schwerpunkten im Wahlkampf muss Striepens schmunzeln. „Da hat sich seit 1999 nicht so viel geändert“, sagt der 61-Jährige. Dann wird er konkret: „Ich glaube, dass wir, die Grünen, im Vergleich zu allen anderen Ratsparteien solche Themen wie Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung wesentlich ernsthafter spielen.“
Er führt aus: „Ich glaube, dass die anderen Parteien im Zweifelsfall Dinge mitmachen würden, die wir nicht nachhaltig finden würden. Für die eben Mobilitätskonzept, Klimaschutzkonzept und ähnliche Dinge nicht die höchste Priorität haben. Das wäre auch meine Zielsetzung als Bürgermeister, andere Akzente zu setzen.“ Als Beispiel in Sachen Nachhaltigkeit nennt er die Geschichte rund um das geplante Gewerbegebiet an der Nordlippestraße, das durch einen Bürgerentscheid verhindert wurde. Die Grünen hatten von vornherein gegen das Projekt gestimmt.

Ein weiterer Schwerpunkt der politischen Arbeit von Benedikt Striepens hat sich in seiner langen Laufbahn ergeben. „Ich bin aktuell Jugendhilfeausschussvorsitzender und bin Schulausschussvorsitzender gewesen. Die Themen wären für mich auch eine Priorität“, erklärt der 61-Jährige.
Er konkretisiert: „Beim Thema Jugendhilfe kommt es ja immer mal wieder ins Gespräch, dass es viele Kosten sind, die dort auflaufen. Aber die sind alle gerechtfertigt und nicht zu ändern. Wenn es um das Wohl von Kindern und Jugendlichen geht, dann hat man diese Ausgaben auch auszuführen. Das Gleiche gilt für den sozialen Bereich.“
Sollte er als Bürgermeister in Werne gewählt werden, könnte Benedikt Striepens auf viel lokalpolitische Erfahrung zurückblicken. Er war Gründungsmitglied der Grünen in Werne 1984 und sitzt seit 1986 für die Partei im Stadtrat. Seit 1987 ist er Fraktionsvorsitzender der Grünen - mit Ausnahme der Legislaturperiode von 2004 bis 2009, als er stellvertretender Bürgermeister war.
„Politischer Bürgermeister“
„Das ist auch etwas, was ich zu meinen Qualitäten zählen würde“, sagt der Politiker der Grünen. „Ich weiß, wie die Politik in Werne läuft, wie die Befindlichkeiten sind und wie die Mehrheitsverhältnisse gehen. Ich würde mich als politischer Bürgermeister sehen.“
Er zieht einen Vergleich zum aktuellen Bürgermeister. „Lothar Christ ist als Verwaltungsjurist in die Verwaltung gekommen und hat dann Politik gemacht. Bei mir wäre es andersrum“, so Striepens. Allerdings wisse er aufgrund seiner langjährigen Erfahrung auch, wie die Verwaltung in Werne funktioniere.
Bei einer möglichen Wahl würde sich der 61-Jährige auf die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen freuen. „Wenn ich Bürgermeister werde, würden die Grünen ja hoffentlich eine starke Fraktion bilden, hätten aber nicht die Mehrheit“, erklärt er. „Das heißt, wir wären immer auf Kompromisse angewiesen und die Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen. Darauf würde ich mich freuen und ich glaube auch, dass ich das hinbekommen würde.“

Auch der Ortsverband der Grünen ist von Striepens‘ Qualitäten überzeugt, wie die Ortsverbandsvorsitzende Esther Schüttpelz erklärt. „Wir sind der Meinung, dass wir mit Benedikt einen sehr starken Kandidaten haben“, sagt sie. „Vor allem glauben wir, dass wir mit Benedikt einen Bürgermeister hätten, wo man sich zwar darauf verlassen kann, dass er Kompromisse schließt, weil er es oft genug bewiesen hat, dass er das kann, dass er Brücken baut zwischen den Fraktionen, der aber auf jeden Fall eine klare Haltung hat.“
Im Gegensatz zu den vergangenen Wahlen wird die Konkurrenz bei der Kommunalwahl im September für Benedikt Striepens besonders groß sein. Die SPD wird Lars Hübchen ins Rennen schicken, die CDU hat sich für Dr. Thomas Niebourg entschieden und für die FDP hat sich Christoph Dammermann aufstellen lassen. Dazu kommt möglicherweise noch der unabhängige Kandidat Volker Abdinghoff, der aber zuerst einmal genug Unterschriften benötigt.
„Es wird wirklich eine Diskussion über unterschiedliche Wahlkonzepte und Wahlprogramme der verschiedenen Fraktionen geben. Das finde ich gut“, sagt Striepens. „Außerdem wird es ziemlich sicher eine Stichwahl geben, was nochmal die Chance bietet, die Profile zu schärfen. Daran müssen wir uns dann messen lassen.“