Der Verzicht von Wernes Bürgermeister Lothar Christ auf eine weitere Kandidatur bei der Kommunalwahl 2025 kam für viele überraschend. Das zeigt sich nicht zuletzt an den Reaktionen der Parteien Mitte vergangener Woche. Man müsse sich erst noch Gedanken machen und interne Gespräche führen, was das Aufstellen eines eigenen Kandidaten betrifft, hieß es sinngemäß auf Anfrage unserer Redaktion aus den Reihen von SPD und FDP.
Während sich bei der CDU eine klare Tendenz abzeichnet, scheint die Entscheidung bei der UWW und den Grünen schon fix. Wir geben eine Einschätzung zu den (möglichen) Kandidaten.
Für die Grünen wird Benedikt Striepens seinen Hut in den Ring werfen. Das hat der Fraktionsvorsitzende bereits mitgeteilt. Für Striepens wird es die sechste Kandidatur sein. Bei den vergangenen drei Kommunalwahlen unterlag er stets dem amtierenden Bürgermeister Lothar Christ. 2004 landete Striepens in der Gunst der Wähler lediglich auf Platz vier hinter Christoph Dammermann (FDP), Franz Budnik (CDU) und Rainer Tappe (SPD).
Fünf Jahre zuvor musste er sich Meinhard Wichmann (CDU) und Karl-Friedrich Ostholt (SPD) geschlagen geben. Sein bestes Ergebnis erzielte Striepens 2009 mit 33 Prozent. Da hatte er in Person von Lothar Christ jedoch lediglich einen einzigen Mitbewerber.
Benedikt Striepens will es noch einmal wissen
Unsere Einschätzung: Für Striepens spricht seine Erfahrung - im Wahlkampf und im politischen Geschäft allgemein. Zudem ist er ein bekanntes Gesicht. Wie aussichtsreich die Chancen für einen Erfolg des dienstältesten Ratsmitglieds sind, hängt maßgeblich davon ab, wen SPD und CDU ins Rennen schicken. Denn die stellen in Werne traditionell auch den Bürgermeister.
Dass Striepens bei der Wahl 2025 einen Konkurrenten aus den Reihen der Unabhängigen Wählergemeinschaft Werne (UWW) bekommen wird, ist ziemlich unwahrscheinlich. Denn der Verein plant (noch) nicht, einen eigenen Kandidaten ins Rennen zu schicken. Das erklärte Fraktionsvorsitzender Dr. Thomas Gremme auf Anfrage unserer Redaktion.

Jörg Weber heißer Kandidat für die Union
Wer hingegen mit großer Sicherheit einen eigenen Kandidaten aufstellen wird, ist die CDU. Die Partei befinde sich gerade in der finalen Findungsphase eines Bürgermeisterkandidaten oder einer -kandidatin, hieß es auf Anfrage unserer Redaktion. Zugleich betonte die Union: „Wir wollen Verantwortung übernehmen.“
Alles andere wäre freilich überraschend, denn die Union ist seit Jahrzehnten stärkste Kraft bei Kommunalwahlen in Werne. 2020 holte man 38,5 Prozent der Wählerstimmen und landete damit deutlich vor der SPD (22,9 Prozent) und den Grünen, die seinerzeit mit 20,5 Prozent ihr historisch bestes Ergebnis einfuhren.
Und es zeichnet sich auch bereits ab, wen die Union für das Amt des Bürgermeisters ins Rennen schicken wird. „Natürlich habe ich schon darüber nachgedacht, aber eine Entscheidung aus der Partei gibt es noch nicht“, erklärte Jörg Weber, aktuell stellvertretender Bürgermeister, im Gespräch mit unserer Redaktion.
Weber ist nicht nur der naheliegende Kandidat, sondern dürfte auch Favorit sein, wenn die Werner im kommenden Herbst ihre Stimme abgeben. Weber ist bekannt und erfahren. Anders als Dominik Bulisnki, den die CDU vor fünf Jahren ins Rennen schickte - und der lediglich 26,7 Prozent der Wähler von sich überzeugen konnte.

Viele Fragezeichen bei FDP und SPD
Wahrscheinlich ist derzeit auch, dass Weber auf die Unterstützung der FDP bauen kann. Die Liberalen wollen zwar erst in gut einem halben Jahr über einen möglichen Kandidaten aus den eigenen Reihen entscheiden, doch stellt sich die Frage, ob es überhaupt jemanden gibt, der eine realistische Chance auf den Sieg hätte. Christoph Dammermann, der bei der Bürgermeisterwahl vor rund 20 Jahren immerhin 16,4 Prozent holte? Der Ortsverbandsvorsitzende Artur Reichert oder die Fraktionsvorsitzende Claudia Lange? Die dürften gegen den ehemaligen Karnevalsprinzen Weber allesamt den Kürzeren ziehen.
Noch größer scheinen die Fragezeichen aktuell bei der SPD. Die Sozialdemokraten teilten auf Anfrage unserer Redaktion mit, man werde nun in den Parteigremien das weitere Vorgehen beraten „und zu gegebener Zeit über eine Kandidatin/einen Kandidaten für das Bürgermeisteramt entscheiden“.
Und wer könnte das sein? Sven Linnemann, der erst 2023 im Alter von 31 Jahren den Posten als Ortsverbandsvorsitzender von Siegfried Scholz übernahm? Vielleicht letzterer selbst? Möglicherweise auch Ulrich Höltmann, der zumindest schon mal stellvertretender Bürgermeister war? Oder sogar Fraktionschef Lars Hübchen? Ein Szenario, das nicht ausgeschlossen ist: Die Sozialdemokraten kommen zu dem Entschluss, keinen eigenen Kandidaten ins Rennen zu schicken. Stattdessen unterstützen sie Benedikt Striepens. Der würde sich zweifelsohne darüber freuen - genauso wie darüber, dass er endlich mal wieder nicht gegen Lothar Christ den Kürzeren zieht.