Von einer „Revolution des Buchmarkts“ oder dem „neuen Hype ums Lesen“ war zuletzt die Rede, wenn es um das Phänomen BookTok ging. Das besteht im Prinzip darin, dass Nutzer der App TikTok Bücher verschiedenster Autoren präsentieren und diese kurz besprechen. Dadurch animieren sie andere Nutzer nicht nur zum Kauf, sondern auch zum Lesen. Das bevorzugte Genre: Young Adult, also Jugendliteratur, im Allgemeinen und „Romantasy“ im Speziellen.
Große Buchhandel-Ketten wie Thalia haben längst BookTok-Abteilungen in ihren Filialen eingerichtet und präsentieren prominent BookTok-Bestsellerlisten. Ist das ein Modell, an dem man sich auch in Werne orientiert? Wer etwa auf die Homepage von Bücher Beckmann schaut, muss nicht lange suchen, um einen ersten Hinweis auf die Antwort zu finden. Denn besagte Bestsellerliste taucht auch auf dort auf. Aktuell steht „Icebreaker“ von Hannah Grace ganz oben. Ob dafür ausschließlich der BookTok-Hype verantwortlich ist?
„Das ist so ein bisschen wie die Frage nach der Henne und dem Ei“, sagt Hubertus Waterhues, Inhaber von Bücher Beckmann, im Gespräch mit der Redaktion: „Wahrscheinlich beeinflusst sich das gegenseitig: Bei Booktok werden ja häufig auch Bücher gezeigt, für die die Nachfrage vorher schon groß war.“ Was sich durch die Plattform definitiv geändert habe, sei das Design der Bücher. „Das muss heutzutage social-media-tauglich sein. Heißt: Aufwendig gestaltete Cover und bunte Buchschnitte“, erklärt Waterhues. Man könnte auch sagen: Der Grundsatz „Beurteile ein Buch nie nach seinem Einband“ hat ausgedient.

Bereich mit Young-Adult-Literatur ausgebaut
Bei Bücher Beckmann hat man längst auf den Trend reagiert. „Wir hatten anfangs ein Regalbrett mit Young-Adult-Literatur“, sagt Waterhues und zeigt auf eine der Bücherwände in seinem Laden: „Jetzt sieht es so aus. Wir haben einen ganzen Bereich damit.“ Die BookTok-Literatur nimmt eine komplette Ecke der Buchhandlung ein. Viele Regale, viele bunte Cover und Buchschnitte, die oftmals so gestaltet sind, dass sich ein hübsches Bild ergibt, wenn man mehrere Bände einer Romanreihe nebeneinanderstellt. Auch das soll zum Kauf animieren.

BookTok hat aber auch noch einen anderen Effekt: Schnelllebigkeit. Denn was angesagt beziehungsweise im Trend ist, bleibt nicht mehr so lange wie früher. Wobei das freilich nicht für alle Autoren gilt. Dennoch muss man als Händler flexibler sein als noch vor einigen Jahren.
Und das gilt - in etwas abgeschwächter Form - auch für kommunale Einrichtungen wie Bibliotheken. Marion Gloger aus der Stadtbücherei beobachtet durchaus einen gewissen BookTok-Effekt, wie sie auf Anfrage der Redaktion erklärt. Aber der bestehe nicht darin, dass mehr Leute als früher in die Bücherei kommen, sondern dass die Fantasy-Romance-Literatur stärker nachgefragt sei. „Sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen“, betont Gloger.
Weihnachtsbücher statt BookTok-Trends
Ein separates Regal mit Lesestoff, der aktuell bei BookTok für Furore sorgt und immer auf dem neusten Stand gehalten wird, gibt es in der Stadtbücherei allerdings nicht. Man könne sich aber durchaus vorstellen, im kommenden Jahr die ein oder andere Aktion zu starten, bei der man Literatur aus dem bevorzugten BookTok-Genre gebündelter präsentiert, sagt Gloger. In dem Bereich, der dafür infrage komme, sei momentan aber kein Platz: „Da haben wir nämlich gerade schon unsere Weihnachtsbücher ausgestellt“.
