Die auslaufende Stufenanlage an der sanierten Bonenstraße in Werne sorgte dafür, dass viele Personen ins Straucheln geraten sind. Silke Schulze aus dem Geschäft „Flinke Nadel“ berichtet von mehreren Unfällen in einer Woche.

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Mit Video: Mehrere Stürze täglich - Auch sanierte Bonenstraße in Werne hat eine Stolperfalle

rnFußgängerzone in Werne

Kurz nach der Fertigstellung der Bonenstraße in Werne stellt sich heraus, dass es auch hier eine Stolperfalle gibt. Mehrere Personen sind schon gestürzt - auf einer Stufenanlage, die der am Moormannplatz ähnelt.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 16.06.2021, 12:00 Uhr

Die Bonenstraße in Werne erstrahlt nach monatelangen Sanierungsarbeiten seit gut drei Wochen in neuem Glanz. Eine neue Bodenplatte, neue Bepflanzung und neue Sitzgelegenheiten wurden angelegt. Allerdings gibt es mit der sanierten Bonenstraße offenbar auch eine zusätzliche Stolperfalle in Werne.

Vor dem Handarbeitsgeschäft „Flinke Nadel“ kamen Bürgerinnen und Bürger immer wieder ins Straucheln. „In dieser Woche habe ich sieben Personen gezählt, die zu Fall gekommen sind“, berichtet Silke Schulze (49), Mitarbeiterin im Geschäft „Flinke Nadel“.

Eine ältere Frau sei sogar aus ihrem Elektrorollstuhl auf den Kopf gefallen, als sie die Stufen übersehen hatte. Auch einige Radfahrer seien bereits an dieser Stelle gestürzt. Silke Schulze, die wie die Gastronomen an der Bonenstraße täglich Unfälle beobachtete, vermutet, dass einige Personen die auslaufende Stufe übersehen.

An einer Stelle ist sie tatsächlich nur wenige Millimeter hoch und kann so schnell zur Stolperfalle werden. Und für Verletzungen sorgen. Ein Radfahrer, der am Freitag (11. Juni) gestürzt sei, habe sich am Knie verletzt, so Schulze weiter. Sie glaubt auch, dass die Farbe der Stufenanlage - sie ist in hellgrau gehalten - sich optisch zu wenig von der hellbeigen Bodenplatte abhebt.

Stufenanlage ähnelt der am Moormannplatz in Werne

Nachgefragt im Tiefbauamt der Stadt Werne gibt es eine andere Theorie: „Die Bürgerinnen und Bürger und Besucherinnen und Besucher der Innenstadt waren es bislang gewohnt, auf deutlich unebenen Pflaster jedoch ohne Stufen zu verkehren. Ein gewisser Gewöhnungseffekt hatte sich über die letzten Jahrzehnte eingestellt, so dass es einer Umgewöhnung bedarf, die sich bei vergleichbaren Umgestaltungen in anderen Kommunen ebenso einstellen musste“, erklärt Abteilungsleiter Adrian Kersting.

Ob mit dem Fahrrad, Rollator oder zu Fuß - hier gab es schon einige Stürze.

Ob mit dem Fahrrad, Rollator oder zu Fuß - hier gab es schon einige Stürze. © Andrea Wellerdiek

Doch wieso wurde überhaupt eine derartige Stufenanlage installiert? Denn die Geschichte wiederholt sich: Auch am neu gestalteten Moormannplatz nur wenige Meter entfernt von der Bonenstraße beschwerten sich Bürger und Einzelhändler kurz nach der Fertigstellung des neuen Platzes im Juni 2019 über eine gefährliche Stelle.

„Wir haben eine Barrikade vor dem Laden“

Vor dem Optik-Geschäft Hoppe sind immer wieder Kunden und Passanten ins Straucheln geraten. Und zwar ebenfalls auf einer Stufenanlage, die sich optisch der auf der Bonenstraße ähnelt. Helfen sollten zwei Blumenkübel, die die Verantwortlichen des Optik-Geschäfts auf die Stufenanlage gestellt hatten, um für mehr Aufmerksamkeit an dieser Stelle zu sorgen. Zudem ließen die Verantwortlichen der Stadt Werne ein Geländer auf der Anlage platzieren - zwischen den Blumenkübeln.

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„Schön ist das nicht. Wir haben eine Barrikade vor dem Laden. Es wurde alles zugebaut“, sagt Alexander Hoppe vom gleichnamigen Optik-Geschäft. Offenbar haben die Maßnahmen allerdings geholfen. Schon lange habe man keinen Passanten mehr gesehen, der hier ins Straucheln geriet, erzählt Hoppe.

Neue Stolperfalle an der sanierten Bonenstraße

Stattdessen gibt es nun eine neue Stolperfalle - nur unweit von dieser Stelle entfernt. Und auch vor dem Geschäft „Flinke Nadel“ in der Bonenstraße könnte ein Geländer nachträglich angebaut werden. „Wir werden uns der Sache annehmen und gegebenenfalls vor den Hochbeet-Einfassungen Geländer einrichten“, erklärt Kersting, der nach eigenen Angaben in seiner Abteilung bislang noch keine Meldung über die neue Gefahrenstelle erhalten hat.

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Dass vor zwei Jahren immer wieder Personen am Moormannplatz ins Straucheln gerieten, war der Stadtverwaltung jedoch bekannt. Wieso erneut eine zum Verwechseln ähnliche Stufenanlage nun auch in der Bonenstraße installiert wurde, erklärt Kersting so: „Die Stufenanlage dient der barrierefreien Erreichbarkeit der Geschäfte (ohne Stufe vor dem Laden) aufgrund der Topographie der Bonenstraße. Die Bestandshöhen der Geschäftseingänge galten natürlich bei der Planung als gegeben. Die Planung wurde durch ein Fachbüro nach den anerkannten Regeln der Technik ausgeführt.“

„Bereich an der Bonenstraße großzügiger“

Zudem sei man vor dem Optik-Geschäft Hoppe aufgrund von Vorgesprächen mit dem Behindertenbeirat zu einer aus planerischer Sicht problemlosen Verkleinerung der obenliegenden Podestfläche gekommen, um entsprechend beeinträchtigten Personen die Achse Arzt-Apotheke auf dem glatteren Betonsteinpflaster zu ermöglichen. Im Gegensatz hierzu sei der Bereich entlang den Geschäften an der Bonenstraße deutlich großzügiger, so Kersting weiter.

Die teils nur wenige Millimeter hohe Stufe vor dem Geschäft übersehen viele Kundinnen und Kunden und geraten ins Straucheln.

Die teils nur wenige Millimeter hohe Stufe vor dem Geschäft übersehen viele Kundinnen und Kunden und geraten ins Straucheln. © Andrea Wellerdiek

Trotzdem kommt es zu Stürzen, die böse enden können. Auch Silke Schulze aus dem Geschäft „Flinke Nadel“ und die Verantwortlichen aus den umliegenden Gastronomiebetrieben machen deshalb auf die Gefahrenstelle aufmerksam.

„Vorsicht Stufe!“ - mit den Worten verabschiedet Silke Schulze seit Wochen nun ihre Kundinnen und Kunden, wenn sie das Geschäft verlassen. In der Hoffnung, dass hier so schnell keiner mehr stürzt und sich womöglich noch schwer verletzt.

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