Blitzschaden an der Bellingheide in Werne „Das Haus hat regelrecht gebebt“

Blitzschaden an der Bellingheide: 80-Jährige lobt Freiwillige Feuerwehr
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Das Gewitter wütete tief in der Nacht. Von Samstag auf Sonntag ging es über Werne nieder. „Ich bin mitten in der Nacht wach geworden und hab vom Fenster aus gesehen, dass Blitze in den Bahndamm eingeschlagen sind“, sagt die Bewohnerin der Bellingheide. Dann zuckte ein Blitz ganz nah herunter, „in meiner Erinnerung war der wie eine Rakete“, sagt sie. Er hatte auch das Zerstörungspotenzial einer Rakete.

Dieser Raketen-Blitz, der in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni 2024 gegen 1.30 Uhr niederging, schlug in den Dachstuhl eines Dreifamilien-Hauses in der Nähe von Marianne Behrens ein. „Ich habe mich richtig erschrocken.“ Ihr Haus habe regelrecht gebebt. Doch der Schreck wurde noch größer.

Marianne Behrens zeigt auf das Haus (ganz im Hintergrund), in das der Blitz gefahren ist. Bei sich zuhause konnte sie die Auswirkungen noch spüren.
Marianne Behrens zeigt auf das Haus (ganz im Hintergrund), in das der Blitz gefahren ist. Bei sich zuhause konnte sie die Auswirkungen noch spüren. © Jörg Heckenkamp

„Plötzlich war alles dunkel“

Der in der Nähe eingeschlagene Blitz hatte auch Auswirkungen auf die Elektrik bei der 80-Jährigen. „Plötzlich war alles dunkel. Der Strom war weg.“ Unheimlich - nur die Türen des Aufzuges in dem Gebäude bewegten sich, offenbar von einem Notstrom-Aggregat gespeist, hin und her. Die Feuerwehr ging später von einem Überspannungsschaden durch den Blitz aus.

Doch das wusste die 80-Jährige, die nicht mehr so gut zu Fuß ist und zunächst ihre behinderte Tochter beruhigen musste, zu dem Zeitpunkt noch nicht. „Ich habe mir dann meine Brille geschnappt und bin die Treppe runter, der Aufzug funktionierte ja nicht mehr.“ Sie informierte ihren Neffen, der vorbeikam, aber auch nicht viel feststellen konnte.

Die 80-Jährige spricht der Freiwilligen Feuerwehr Werne ein großes Lob für das umsichtige, professionelle Verhalten in der Gewitternacht aus.
Die 80-Jährige spricht der Freiwilligen Feuerwehr Werne ein großes Lob für das umsichtige, professionelle Verhalten in der Gewitternacht aus. © RN-Archiv

Dachstuhlbrand unter Kontrolle

Mittlerweile hatte die Feuerwehr den Dachstuhlbrand in der Nachbarschaft unter Kontrolle. „Ein Wagen bog dann bei uns auf den Hof ein“, erinnert sie sich. „Ein Mann stieg aus und fragte, ob etwas passiert sei.“ Er stellte sich als Notarzt vor. „Als ich ihm sagte, dass der Strom weg ist, beruhigte er mich und wollte einmal im Keller nachschauen“.

Doch er konnte nicht viel ausrichten. Da aber Brandgeruch wahrnehmbar war, „hat er die Kollegen von der Feuerwehr informiert. Die sind dann auch sofort gekommen“, ist Marianne Behrens noch heute begeistert vom ruhigen, professionellen Auftreten der Freiwilligen Feuerwehr. „Sie haben in Ruhe alles vom Keller bis zum Dach mit der Wärmekamera inspiziert, auch die Außengebäude.“ Zum Glück hätten sie nichts gefunden, der Brandgeruch stammte wohl von dem Dachstuhlbrand in der Nachbarschaft.

Großes Lob für Feuerwehr Werne

Behrens spricht den Wehrleuten ein ganz großes Lob aus für ihren schnellen, tollen Einsatz. Sie weiß, was es bedeutet, als freiwilliger Feuerwehrmann oder -frau auf Abruf bereitzustehen. „Mein verstorbener Mann Wilhelm und mein Schwiegervater, der auch Wilhelm hieß, waren beide lange bei der Feuerwehr in Werne aktiv. Ich finde es schön, dass sich immer noch so viele Menschen, vor allem auch junge, für diese ehrenamtliche Sache engagieren.“

So berichtete die Feuerwehr in einem Einsatzbericht über den Blitzeinschlag in der Nacht auf den 30. Juni 2024:

„Um 1.47 Uhr wurde der Löschzug 1- Stadtmitte zu einem gemeldeten Dachstuhlbrand in die Heinrich-von-Kleist-Straße gerufen. Beim Eintreffen der ersten Kräfte schlugen Flammen aus dem Dach des Dreifamilienhauses, alle Bewohner hatten ihre Wohnungen bereits verlassen. Zur Verstärkung wurde zunächst der Löschzug 3-Stockum, kurze Zeit später auch die Löschgruppen Langern und Holthausen zur Besetzung der Feuerwache in Stadtmitte alarmiert.

Sofort wurde ein Löschangriff mittels C-Rohr von außen und über das Wenderohr der Drehleiter eingeleitet. Die Löschmaßnahmen zeigten bereits nach kurzer Dauer Wirkung, der Brand war rasch unter Kontrolle. In der Dachgeschosswohnung musste die Deckenverkleidung entfernt werden, um nach Glutnestern zu suchen.

Während der Löschmaßnahmen bemerkte ein Kamerad, dass aus der Garage des angrenzenden Gebäudes Rauch aufstieg. Da die Bewohner nicht zu Hause waren, wurde die Garage gewaltsam geöffnet und das Feuer unter Atemschutz mittels C-Rohr bekämpft. Vermutlich war auch hier der Blitz eingeschlagen und hat Gegenstände in Brand gesetzt, die in der Garage lagerten.

Im Einsatz waren 45 Kräfte der Feuerwehr, ein Rettungswagen, der leitende Notarzt und die Polizei. Das Gebäude wurde vorübergehend für unbewohnbar erklärt und durch die Polizei versiegelt. Die Bewohner kamen alle bei Freunden oder Verwandten unter. Einsatzende war nach Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft um 4.30 Uhr.“

Zu dem Einsatz im Haus von Marianne Behrens hieß es in einer weiteren Meldung:

„Um 2.47 Uhr wurde ein weiteres Feuer in der Bellingheide gemeldet. Der Löschzug Stockum, der gerade aus dem Einsatz in der Heinrich-von-Kleist-Straße entlassen war, fuhr umgehend diese Einsatzstelle an. Vor Ort konnte allerdings kein Feuer festgestellt werden. Vermutlich gab es hier einen Stromausfall durch Überspannung nach einem Blitzeinschlag.“

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