„Bislang einzigartig“ für Werne Archäologen finden Gräberfeld und erhaltene Urne am Südring

„Bislang einzigartig“: Archäologen finden Gräber und Urne am Südring
Lesezeit

Dass Archäologen Bauplätze untersuchen, bevor dort Häuser errichtet werden, ist nichts Ungewöhnliches. Doch nachdem bereits im vergangenen Sommer im Wohnquartier Bellingholz-Süd in Werne bedeutende Entdeckungen gemacht worden waren, sind nun auch im Gebiet des geplanten Wohnquartiers am Südring „einzigartige“ Funde aufgetaucht, wie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe auf Anfrage erklärt hat.

Die LWL-Archäologen waren wie die Träger anderer öffentlicher Belange im Vorfeld über die geplanten Bautätigkeiten in dem Gebiet informiert worden. Wie aus den Unterlagen für den Stadtentwicklungsausschuss, der am Dienstag (25. März) tagt, hervorgeht, hatten bereits am 30. September und 1. Oktober 2024 Untersuchungen im geplanten Baugebiet stattgefunden. „Dabei wurden u.a. Reste von eisenzeitlichen/kaiserzeitlichen Urnenbestattungen festgestellt“, heißt es seitens des LWL in den Ausschussunterlagen.

„Gut erhaltene Urne“

Auf Anfrage erklärt Dr. Eva Cichy die Funde in Werne näher: „Es wurden mehrere Gräber eines Gräberfelds erfasst, das vermutlich in der Eisen- und Kaiserzeit (die letzten Jahrhunderte vor und die ersten Jahrhunderte n. Chr.) angelegt wurde und unterschiedliche Grabtypen aufweist. Eines der Gräber war eine ungewöhnlich gut erhaltene Urne, gefüllt mit Leichenbrand.“ Damit ist die Asche von Toten nach einer Feuerbestattung gemeint.

Doch was bedeuten diese Funde für Werne? Und für das geplante Baugebiet? „Für Werne ist das Gräberfeld mit seinen Befunden und Funden bislang einzigartig, lediglich eine einzelne Bestattung, die mit dem Urnengrab vergleichbar ist, wurde 1947 zufällig bei einem Hausbau ca. 240 m nördlich entdeckt. Diese könnte sogar zum gleichen Gräberfeld gehört haben, denn wir kennen Nekropolen [Grabfelder, Anm. d. Red.] aus dieser Zeit, die mehrere Hektar groß sind“, so Cichy weiter.

Funde am Bellingholz-Süd

Im Frühjahr 2025 soll nun eine archäologische Fachfirma die Ausgrabung und Dokumentation der Gräber am Südring durchführen. „Danach wird die Fläche für die vorgesehene Überbauung von uns freigegeben“, so Dr. Eva Cichy. Die Stadt Werne hat ihrerseits zugesichert, dass eine „entsprechende Quellensicherung durch eine archäologische Untersuchung und Dokumentation“ vor der Bebauung durchgeführt werden wird.

Damit verzeichnet Werne den zweiten bedeutenden Fund innerhalb nur eines Jahres. Am Bellingholz-Süd hatte Dr. Eva Cichy vergangenen Sommer mit ihrem Team mehr als 1100 Jahre alte Pflanzenmaterialien und Grabbeigaben aus der Eisenzeit gefunden. Die Funde boten neue Erkenntnisse über die Landwirtschaft der Bauern des Frühmittelalters in Werne und das Bestattungsritual der Eisenzeit.

Dr. Eva Cichy vom LWL
Dr. Eva Cichy zeigt im Sommer 2024 eine Scherbe im Bellingholz-Süd, die sich zeitlich genau datieren lässt. Diese Verzierung der Keramik kam nur in einem kleinen Zeitfenster vor: etwa zwischen 875 und 900 nach Christus - in der Zeit des Frühmittelalters. © (A) vom Hofe