Kistenweise alte Kleidung bekommen die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen im Secondhand-Laden Düt und Dat in Werne täglich angeliefert. Darunter ist neben ausrangierter Damen- und Herrenkleidung auch Kindermode zu finden - und das in guter Qualität.
Grundsätzlich hängen in dem Laden an der Bonenstraße nur noch tragbare Kleidungsstücke, die noch intakt sind. Eine verwaschene Hose gibt es hier nicht. „Es sind auch einige hochwertige Marken dabei. Manchmal sind es auch Fehlkäufe, die nicht einmal getragen wurden. Da hängt dann noch das Schild dran“, sagt die Vereinsvorsitzende Marita Melcher. Das sei bei 30 Prozent der Kleidung so.
Fehlkauf landet schnell in Altkleidersammlung
Es ist ein bundesweiter Trend, der auch in Werne zu erkennen ist. Die Kleidung, die oft auch schon im Geschäft sehr günstig angeboten wird, hängt als Fehlkauf nur im Schrank, wird nur ein paar Mal getragen oder landet dann schon in der Altkleidersammlung. Und einige Artikel, die es in Discountern gibt, sind schnell verwaschen und werden sofort wieder ausrangiert.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen im Düt und Dat (v.l.) Siegrid Voß, Birgit Sonnen und Marita Melcher nehmen täglich ausrangierte Kleidungsstücke entgegen. © Andrea Wellerdiek
Gut eine Million Alttextilien sortieren die Bürger in Deutschland laut der Umweltorganisation Greenpeace jährlich aus ihrem Kleiderschrank aus. Die Folge: Die Kleidung muss sorgfältig sortiert werden. Die Altkleider, die in Werne gesammelt werden, kommen entweder in Secondhand-Läden wie dem Düt und Dat, in Upcycling-Werkstätten, in den Müll oder auf Märkte in aller Herren Länder. Aus manchen werden aber auch nur Putzlappen. Wir haben bei den hiesigen Institutionen, die Altkleider sammeln, nachgehört.
Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Stadtverband:
Eine Alttextiliensammlung führt die KAB einmal im Jahr durch. Die Kleidung wird an einen Verwertungsbetrieb verkauft. Der Erlös fließt bis auf einen geringen Betrag zur Selbstkostendeckung dem Weltnotwerk der KAB.
In Werne sei ein gleichbleibender Trend seit etwa fünf Jahren zu erkennen, erzählt Hans Beier vom Stadtverband KAB Werne. „Wir sammeln immer sechs bis sieben Tonnen. In Zeiten, in denen viel für Flüchtlinge gesammelt wurde, kamen nur 2,5 Tonnen zusammen. Aber die Zeiten, in denen wir mal 20 bis 21 Tonnen zusammen bekommen haben, sind längst vorbei.“
Damals sei man manchmal nicht einmal mit zwei Containern ausgekommen. Über die Qualität der Kleidung kann Beier keine Auskunft geben. Denn eine Qualitätskontrolle würde erst bei der Verwertungsgesellschaft in Bremen durchgeführt. Eine Rückmeldung des Verwerters über den Zustand der Kleidung gebe es nicht.
„Eine Altkleidersammlung ist ein Spiegelbild der Gesellschaft“
Der Verwerter FWS in Bremen sammelt in Zentraleuropa nach eigenen Angaben insgesamt 85.000 Tonnen Altkleider jährlich ein. Hier sortieren Mitarbeiterinnen die Ware. „Man merkt, dass die Art und Weise, wie man sich kleidet, eine andere geworden ist“, erzählt Mitarbeiter Oliver Schien. Die Bürger würden sich heute mit weniger hochwertiger Kleidung ausstatten. „Die Mode ist einfach schnelllebiger und deswegen wird insgesamt auch mehr eingekauft. Eine Altkleidersammlung ist auch immer ein Spiegelbild der Gesellschaft“, sagt er.
Und die wirft immer mehr Kleidung weg – in Einzelfällen auch neue Kleider. Dabei sind es nicht nur günstige, sondern auch hochwertige Klamotten, die noch mit dem Etikett versehen im Container gelandet sind. Aber nicht nur ausrangierte Kleidung befindet sich darin. Auch viel Unrat fliegt hinein. „Die Container sind einfach so groß, dass jeder blaue Sack hinein passt. So landen auch Sachen drin, die da nicht hinein gehören: zum Beispiel Windeln.“
Putzlappen oder Dämmstoff
10 Prozent des Inhalts fliegt also vom Sortierband des Verwerters FWS gleich in den Müll. 55 Prozent der Kleidung sind noch tragfähig und werden weltweit verkauft. Da geht Sommerbekleidung nach Afrika und Winterbekleidung nach Osteuropa, erklärt Schien. 15 bis 20 Prozent der Teile, die allesamt aus Baumwolle sind, werden zu Putzlappen verarbeitet, genauso viele Kleider werden recycelt.
Die Stoffe, die aus Wolle, Synthetik oder einem Mischgewebe sind, werden zu Fasern verarbeitet. Diese dienen dann als Füll- und Dämmstoff – etwa in der Autoindustrie oder in Federkernmatratzen. Darüber hinaus werden Fasern mit Kunststoffen und Papier homogenisiert. Daraus entsteht Kunststoff, der in Kraftwerken verwertet werden kann.
Nationale Unterschiede zu erkennen
Der Anteil an Altkleidern, die noch andernorts von anderen Menschen getragen werden, habe sich zuletzt verringert, erklärt Oliver Schien. Mittlerweile gebe es weniger tragfähige Kleidung, die weiterverkauft wird. Er erkennt auch nationale Unterschiede. „Frankreich hat einen relativ schwachen Markt, weil er einfach geringer besiedelt ist als der in Deutschland. Da gibt es nur in den Großstädten gute Qualität“, erklärt Schier.
Je weiter man Richtung Osten geht, umso schlechter werde auch das Angebot der Altkleider. „Es ist immer eine Frage, wie viel Geld man wofür ausgeben möchte. Man kann es mit dem Autokauf vergleichen. Die einen möchten einen Neuwagen, anderen reicht einen Gebrauchtwagen und wiederum andere brauchen nicht immer ein Auto, weil sie mit dem Motorrad fahren“, sagt Schien.
Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft (GWA):
Bei der Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft (GWA) des Kreises Unna nimmt der Anteil an billiger Kleidung, die in den Altkleider-Containern landen, zu. Konkrete Zahlen kann Kai-Uwe Schneider, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit, zwar nicht nennen. Aber eine steigende Tendenz minderwertiger Kleidungsstücke ist spürbar. Eine Aussortierung dieser Ware erfolgt erst bei dem Verwertungsunternehmen.

Immer mehr Billig-Kleidung landet auch in den GWA-Altkleider-Containern. © Sylvia vom Hofe (A)
Schneider appelliert, dass nur tragbare, „keine kaputte oder zerfetzte Kleidung“ in den Containern landen soll. Die ausrangierten Stücke sollten möglichst in Säcken oder Tüten abgegeben werden. Man sollte sie gebündelt, nicht einzeln in den Container geben. Auch Schuhpaare sollten – eigentlich selbstredend – zusammengebunden werden.
„Man sollte immer daran denken, dass alles verladen werden muss. Das geht in Säcken natürlich einfacher“, erklärt Schneider. Dennoch würden einige Dinge im Container landen, die nicht hinein gehören, so Schneider weiter. Neben nicht mehr tragbaren Kleidern finden die Mitarbeiter auch Restmüll, der teilweise einfach neben den Container gestellt wird.
Diakonie:
Viele ausrangierte Kleidungsstücke landen im Secondhand-Handel. In den Diakonie-Kaufhäusern „Kaufnett – Secondhand“ werden für den kleinen Geldbeutel Hosen, Pullover, T-Shirts und vieles mehr angeboten – allerdings nur mit einer gewissen Qualität. „Wir sind sehr glücklich über die Vielzahl der Kleidung. Es sind meistens gute Sachen, die wir bekommen und nur selten zerstörte Kleidung“, erklärt Jelena Gapski aus der Verwaltung von Kaufnett.
Dennoch müssten einige Stücke aussortiert und entsorgt werden. Dies passiert im Zentrallager in Unna. Diese finden den Weg nicht in die insgesamt sechs Sozial-Kaufhäuser.

In vielen Secondhand-Läden wie hier im Düt und Dat in Werne landet auch viel Kindermode. © Andrea Wellerdiek
„In unseren Kaufhäusern gibt es nur ansprechende Ware und keine Billig-Ware“, sagt Gapski. Dort gibt es auch einige Unikate zu finden. Denn all das, was nicht in den Verkauf gehen kann, wird in Werkstätten aufgewertet.
In den sogenannten Upcycling-Projekten entstehen daraus Taschen oder Kuscheltiere. „Das Thema Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ist ein großes Thema bei uns“, sagt Jelena Gapski. Die insgesamt 130 Mitarbeiter, darunter auch einige zuvor Langzeitarbeitslose und Ehrenamtler, nehmen die Kleidungsstücke direkt in den Kaufhäusern oder im Zentrallager an. Oder sie holen sie bei Wohnungsauflösungen ab. Diese würden vor allem bei älteren Menschen stattfinden, die fast nur hochwertige Kleidungsstücke besitzen.
Arbeiterwohlfahrt (AWO):
Die Kleidung, die in dem Container der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Werne landet, ist überwiegend gut erhalten, erklärt Geschäftsführer Rainer Wenge. Das liegt auch an der Bevölkerungsstruktur in Werne, die auf eher höherwertige Kleidung achtet, glaubt er. „Auch wenn es einige Geschäfte hier gibt, in denen das T-Shirt für 80 Cent gekauft wurde, landen auch eher hochwertige Textilien im Altkleidercontainer“, sagt Wenge.
Die Aussortierung von nicht brauchbaren Textilien erfolgt zentral bei der AWO in Kamen. Danach landen die Sachen dann entweder im Second-Hand-Laden „Das & Dies“ oder gehen in Dritte-Welt-Länder oder – falls sie nicht brauchbar sind werden eben Putzlappen daraus.
- Die Einnahmen, die die Mitarbeiterinnen im Laden Düt und Dat in Werne machen, werden nach Abzug der Betriebskosten komplett gespendet: etwa an die Jugendhilfe Werne, die Hospizgruppe, an das Kinderhospiz oder die Vestische Kinderklinik.
- Die 30 ehrenamtlichen Mitarbeiter nehmen ausrangierte Kleidung direkt im Laden an der Bonenstraße entgegen. „Die Kleidung muss sauber und ganz sein. Das ist das oberste Gebot“, erklärt Marita Melcher. Und die ausrangierten Pullover, Hosen und Shirts sollten gewachsen. Das machen die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen nicht mehr, aber sie bügeln bei Bedarf noch Blusen und Hemden.
- Unterwäsche und Nachtwäsche wird aus hygienischen Gründen nicht angenommen.
- Im Düt und Dat gibt es so Mode für den kleinen Geldbeutel. Ein Beispiel: Ein ausrangierter Marken-Schal, der neu schätzungsweise 50 Euro kostet, gibt es hier für 5 Euro. Ein Angebot, das viele Kunden anspricht. „Hier kaufen Menschen aus allen Schichten ein“, erzählt Melcher.
- Neben dem Secondhand-Laden Düt und Dat befindet sich auch ein Lokal, in dem es ausrangierte Möbel, Geschirr, Lampen, Spielzeug und vieles mehr gibt. Seit Mitte der 80er-Jahre gibt es dieses Angebot. Marita Melcher hat die beiden Geschäfte mit ihrem Mann Dieter im November 2013 übernommen.