Bergkamener erwischt Fahrschüler beim Betrügen „Er wurde aggressiv und hat zugeschlagen“

Bergkamener ertappt Fahrschüler: „War aggressiv und hat zugeschlagen“
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Die Zahl der Betrugsversuche bei der Führerscheinprüfung ist auf einem Rekord-Niveau. Seit Jahresbeginn sind, laut einer TÜV-Statistik, mehr als 2700 Fahrschüler in flagranti beim Schummeln erwischt worden.

Über die Gründe für die Betrugsversuche kann der Bergkamener Marcel Mannke nur mutmaßen. Der 27-Jährige arbeitet als Fahrlehrer in der Bergkamener Fahrschule Kepp, die in Werne und Kamen ebenfalls Schulungsräume hat. Auch er hat schon Fahrschüler beim Betrügen erwischt.

Dabei ist die Fahrprüfung oft der kleinste gemeinsame Nenner, der alle verbindet: Jung und Alt, Mann und Frau, Stadt- und Landbewohner. Egal wer, jeder muss hier die Fahrprüfung ablegen, um sich auf Deutschlands Straßen bewegen zu dürfen. „Das müssen alle machen“, sagt der 27-Jährige.

High-Tech gegen High-Tech

Die Zeiten haben sich geändert. Auch in den Fahrschulen ist heute die Digitalisierung angekommen, erzählt Mannke. Während die Prüfer in der praktischen Prüfung Punkte auf einem Tablet vergeben, hat in der Theorie jeder Fahrschüler einen PC vor sich. Jeder Schüler muss zu Beginn alle technischen Geräte ablegen. Die Regeln sind nicht zimperlich - wessen Handy klingelt, fliegt sofort raus. Der TÜV wertet dies als Täuschungsversuch und kann diesen sogar strafrechtlich verfolgen, sagt Marcel Mannke.

Auch während der Prüfung untersuchen die Mitarbeiter mit einem EMF-Messgerät den Raum. Das Gerät, was wie ein Walkie-Talkie aussieht, kann Strahlungen und elektromagnetische Felder wahrnehmen. Das Gerät findet so angeschaltete Handys, Kameras oder sonstige Hilfsmittel, klärt Mannke auf.

Auf Nummer sicher gehen hier die TÜV-Prüfer am Standort in Werne, wo die meisten von Mannkes Fahrschülern geprüft werden. Hier laufen die Schüler beim Betreten des Prüfraums an dem elektronischen Sensor vorbei, was Mannke für sinnvoll hält.

„Fahrschüler trug Sender auf dem Rücken“

Einen solchen High-Tech Betrugsversuch hat Marcel Mannke aus nächster Nähe miterlebt. Er und andere Fahrlehrer warteten im Vorraum, als nach etwa 10 Minuten Aufregung im Prüfraum aufkam. Der Prüfer verließ den Raum in Begleitung eines Schülers. In den Händen hielt der TÜV-Mitarbeiter einen kleinen Sender, den der Fahrschüler während der theoretischen Prüfung auf dem Rücken getragen hatte.

„Der Schüler trug eine Knopfkamera, die mit viel Aufwand an die Kleidung genäht war. Im Ohr trug er einen winzigen Knopf“, erklärt Mannke die Situation. Der Schüler hat offenbar von jemandem außerhalb des Gebäudes Hilfe beim Ausfüllen der 30 Fragen erhalten, erklärt Mannke.

Darauf angesprochen, reagiert der Schüler zunächst ertappt. Als der Prüfer nochmal in den Raum zurückgeht, nimmt der Überführte schnell die Beine in die Hand und verschwindet spurlos.

Marcel Mannke sitzt auf dem Beifahrersitz und gibt einem Prüfling Anweisungen.
Aus Fahrlehrersicht findet Marcel Mannke (links) das Betrügen bei der theoretischen Prüfung relativ sinnlos. „Das hilft dir doch später bei den Fahrstunden nicht - das merkt der Fahrlehrer doch, wenn dir theoretisches Wissen fehlt“, sagt der 27-Jährige. © Mathias Gaumann

TÜV-Prüfer wird tätlich angegriffen

Weniger glimpflich endete ein Betrugsversuch eines vermeintlichen Fahrschülers im September in Hamm, erzählt Marcel Mannke. Während des Prüfvorgangs überkamen den Prüfer erhebliche Zweifel an der Identität des Prüflings. Er sprach den Mann direkt an. Dieser reagierte nicht ertappt, sondern aggressiv.

Nach einem kurzen Wortgefecht wollte der Prüfer den Mann aus dem Raum begleiten. „Dieser wurde aggressiv und hat den Prüfer geschlagen“, berichtet Mannke. Die Prüfung musste abgebrochen werden, weil der TÜV-Mitarbeiter nicht mehr in der Verfassung war, fortzufahren.

TÜV Nord Sprecher Claas Alexander Stroh kann den Angriff auf den Prüfer bestätigen. „Ein Rettungswagen wurde alarmiert und sofort Anzeige bei der Polizei erstattet“, sagt Stroh. Auch kann Stroh bestätigen, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt. „Leider stellen wir bei Aufdeckung der Täuschungen vermehrt verbale und/oder körperliche Gewalt gegen Prüfingenieurinnen und Prüfingenieure des TÜV NORD fest“, macht Stroh klar.

„Prüfungs-Betrug ist fahrlässig“

Auch wenn diese krassen Taten im Berufsalltag die Ausnahme sind, kann Marcel Mannke einen Anstieg der Betrugsfälle bestätigen. Dabei findet er den Aufwand, um zu betrügen, absurd. „Die technischen Mittel, die aufgefahren werden, um diesen Test zu bestehen, sind verrückt“, sagt er.

Auch aus Fahrlehrersicht ist das Betrügen bei der theoretischen Prüfung relativ sinnlos, findet Mannke. „Das hilft dir doch später bei den Fahrstunden nicht - das merkt der Fahrlehrer doch, wenn dir theoretisches Wissen fehlt“, sagt der 27-Jährige.

Selbst wenn der Schüler auch hier durchkommen sollte, findet Mannke jede Art von Betrug „einfach nur fahrlässig“. Mannke selbst besitzt seit 2014 seinen Führerschein. „In meiner eigenen Fahrschülerzeit hab ich sowas nie mitbekommen, das hätte sich niemand getraut“, sagt der 27-Jährige.

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