Baumfällung für Neubauten Klaus Schlüter (Grüne): „Wir werden von Investoren belogen“

Klaus Schlüter zu Baumfällungen: „Werden von Investoren belogen“
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Bei Bauprojekten prallen manchmal Wünsche des Bauherren und der Wunsch nach Schutz der vorhandenen Bäume aufeinander. „Ich kann verstehen, dass die Bauherren das Maximum aus dem Grundstück herausholen wollen“, sagt Planungsdezernent Ralf Bülte in der jüngsten Sitzung des Umwelt-Ausschusses. „Aber es geht einfach nicht, dass Absprachen nicht eingehalten werden.“ Damit verweist er auf ein aktuelles Beispiel.

Es geht um den Neubau der Volksbank Kamen-Werne auf dem Eckgrundstück Brinkhof/Schürenkamp. Dort stand vorher die Villa der Familie Leenders auf einem großen, begrünten Grundstück. Die Volksbank hatte damals das Areal gekauft und geplant, zwei Baukörper mit insgesamt 18 Wohnungen zu errichten. Es war verabredet, so Bülte, dass einige Bäume nicht angetastet werden.

Verärgerte Mienen beim Thema Ersatzpflanzung am Brinkhof: (v. l.) Planungsdezernent Ralf Bülte, Ausschussvorsitzender Maximilian Falkenberg und Klimaschutzmanager Dr. Tobias Gehrke.
Verärgerte Mienen beim Thema Ersatzpflanzung am Brinkhof: (v. l.) Planungsdezernent Ralf Bülte, Ausschussvorsitzender Maximilian Falkenberg und Klimaschutzmanager Dr. Tobias Gehrke. © Jörg Heckenkamp

„Das ist nicht so toll gelaufen“

Genau das ist aber nicht erfolgt. Zwei der erhaltenswerten Bäume wurden gefällt. „Dafür sind in unmittelbarer Nähe zehn junge Bäume gepflanzt worden. Aber wir hätten uns den Erhalt der alten Gewächse gewünscht“, sagt der Planungsdezernent und bilanziert: „Das ist nicht so toll gelaufen.“

Drastischer drückt es Klaus Schlüter von den Grünen aus: „Ich bin es leid, dass wir lächelnd von Investoren belogen werden.“ Er führt ein weiteres Beispiel an, nämlich den Bau der Stadtvillen an der Horne auf dem ehemaligen Zinke-Gelände. Dort wurde damals eine große, stadtbild-prägende „Trauerweide einfach abgeholzt“.

Keine Handhabe gegen Baumfällung

Das Problem ist, dass die Stadt beim Bauvorhaben der Volksbank keine rechtliche Handhabe gegen die Baumfällung gehabt habe. Denn da dort kein Bebauungsplan beziehungsweise kein städtebaulicher Vertrag vorliegt, könne man nur Wünsche seitens der Stadt formulieren. Ralf Bülte: „Wir formulieren das immer, und dann läuft das anderes. Das Thema ist nicht einfach, wir müssen sehen, wie wir das sichern. Wir wollen die wertvollen Bäumen im Stadtgebiet erhalten.“

Damit rannte er bei der Mehrheit der Ausschuss-Mitglieder offene Türen ein. Ulli Höltmann von der SPD forderte: „Die Verwaltung soll nach Möglichkeiten suchen, wie man das regeln und in den Verträgen fixieren kann, damit keine Bäume fallen.“ Klaus Schlüter meinte, man solle die Co2-Leistung von einem großen Baum festhalten. „Das muss man dann durch neue Bäume ausgleichen, da kommen schnell 100 Bäume statt wie jetzt zehn Bäume zusammen.“

Dem widersprach allerdings CDU-Abgeordneter und Landwirt Ferdinand Schulze Froning. „Wenn man auf die Jahre schaut, kompensieren zehn Bäume durchaus einen alten gefällten Baum. Bitte mit Augenmaß anschauen, wo und wie viel Ersatzpflanzungen man fordert.“

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