Sträucher, Büsche, Bäume, dazu viel Unkraut - die momentane Wechsel-Witterung ist wie ein Turbo für das Pflanzenwachstum. Warme Tage wechseln mit Regengüssen ab - das Sommergrün explodiert geradezu. Was dem Garten-Besitzer schon viel Arbeit macht, potenziert sich für den Bauhof Werne. Jürgen Ebel (50) und sein Grün-Team müssen ganz Werne im Blick haben. Und das bei stark reduzierter Personalstärke.
Ebel sagt: „Durch Krankheit und Urlaub fehlt die Hälfte der Mitarbeiter für die Grünpflege.“ Bauhof-Chef Detlef Bruns stopft Löcher von links nach rechts. „Straßenwärter, die ansonsten Schäden an Straßen und Wegen ausbessern, machen jetzt Grünpflege. Da bleibt dann natürlich da was liegen.“
Leiser Arbeitsauftakt um 6 Uhr
Ebel und die Grün-Kolonne, die aus einer Saisonkraft sowie zwei Halbtags-Hilfskräften besteht, hat an diesem Mittwochmorgen um 6 Uhr angefangen. „Um die Uhrzeit dürfen wir nur leise Arbeiten machen, um niemanden zu stören.“ Das bedeutete eine Stunde Unkraut-Jäten in den Blumenbeeten an der Saline. Auch hier der Wetter-Effekt: „Gegen das Unkraut kommen Sie im Moment kaum an.“
Um 7 Uhr, wenn Maschinen angeworfen werden dürfen, wechselt die Kolonne zur Selmer Straße, Höhe Bahnbrücke. Der Auftrag hier: Schulwegsicherung. Jetzt, in den Ferien?, fragt der Reporter.

Sicherung des Schulweges
„Ja“, sagt Ebel, „demnächst beginnt wieder die Schule und wir müssen das Straßengrün so runterschneiden, dass die Sicht auf die Schüler nicht beeinträchtigt wird.“ Außerdem wüchsen die Büsche in den Gehweg hinein. „Das kappen wir dann auch“, sagt Ebel. Allerdings nur an der einen Seite. Das Grün, das von dem benachbarten Grundstück in den Gehweg wächst, muss der Grundstückseigner beseitigen.
„Das ist immer wieder ein Thema, das manche Bürger nicht verstehen“, sagt Detlef Bruns. Der Bauhof sei oft Kritik ausgesetzt, die unberechtigt sei. „Manch einer weiß gar nicht, dass er selbst für die Beseitigung von Unkraut auf Gehwegen oder hereinwachsende Büsche verantwortlich ist“, sagt der Bauhofleiter: „Wer im Winter auf dem Gehweg Schnee räumen muss, der muss auch solche Arbeiten im Sommer erledigen.“
Kritik aus der Bevölkerung
Manche Werner bemängelten zudem die ihrer Meinung nach zu seltene Grünpflege in den Wohngebieten. Bruns will das nicht leugnen. „Die Anforderungen sind immer mehr geworden, das Personal reicht dafür nicht aus. Gerade im Moment haben wir riesige Engpässe durch Urlaube und Krankheitsfälle.“ Also müsse er Prioritäten setzen.
Die Kolonne schickt er dorthin, wo es die Verkehrssicherung erfordere. Zum Beispiel an der Selmer Straße als Schulweg zur Uhlandschule. „Wo keine Verkehrsgefährdung herrscht, das müssen wir zurückstellen“, sagt Bruns. Das führe dazu, dass Grünpflege in Wohngebieten sich auf einen Durchgang im Jahr beschränke. „Das ist nicht schön, das wissen wir, aber wir können es leider nicht ändern.“

Abhängig von Tempo-Vorschriften
Prioritäten, was Grünpflege angeht, setzt der Bauhof auch in Abhängigkeit von Tempo-Vorgaben. „Wo man 50 km/h fahren darf, ist eine Verkehrssicherung nötiger als in einer 30er- oder in einer verkehrsberuhigten Zone“, sagt Bruns. Derzeit werden Pläne zur Neuausrichtung des Bauhofes gewälzt, auch zur stärkeren Digitalisierung. „Wir hoffen“, sagt der Leiter, „das sich das mit den Engpässen dann ändert.“
Jürgen Ebel und seine drei Mitstreiter haben gut zwei Stunden gebraucht, um die Büsche und Sträucher an der Selmer Straße in Höhe der Bahnbrücke zu stutzen, Unkraut zu beseitigen etc. Jetzt warten weitere Straßenabschnitte des Schulweges auf die Kolonne. Zum Schluss hat Ebel noch eine Bitte an den Reporter: „Schreiben Sie mal, dass die Leute den Hundekot nicht einfach in die Sträucher schmeißen sollen. Wissen Sie, wie eklig das ist, wenn Sie hier per Handarbeit alles saubermachen?“
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