Die Liste mit Plänen für neue Wohngebiete ist in Werne bekanntlich lang. Sollten die Planer die Vorhaben, die sie in den vergangenen Jahren vorgestellt haben, umsetzen, könnten zahlreichen neue Wohnungen entstehen. Die neuen Anschriften lägen dann am Südring, auf dem Tecklenborg-Gelände an der Klöcknerstraße, auf dem Höttcke-Gelände an der Lippestraße oder auf dem ehemaligen VEW-Gelände an der Ecke Hansaring/Goerdelerstraße. Die frischesten vorgestellten Konzeptionen sind erst ein paar Wochen alt und beziehen sich auf das Gelände der ehemaligen Beckmann-Druckerei.
In kommenden Jahren könnte die Bautätigkeit könnte in Werne somit wieder steigen und womöglich Werte erreichen, wie es sie seit vielen Jahren nicht mehr gegeben hat. So soll allein das Wohnquartier Bellingholz-Süd, bei dem die Baufahrzeuge gewissermaßen schon bereitstehen, der Stadt um die 180 neue Wohnungen bescheren. Im Falle des Projekts auf dem Tecklenborg-Gelände wären es sogar wohl deutlich mehr als 200.
Den letzten regelrechten Bauboom – gemessen an der Zahl der fertiggestellten Wohnungen – gab es in Werne im Jahr 2005. Damals wurden 166 Wohnungen in 81 neuen Wohngebäuden fertiggestellt. Das geht aus Daten des Landesbetriebs IT.NRW hervor. In den folgenden Jahren gab es einen extremen Einbruch. Für den Zeitraum von 2006 bis 2009 sind in der Statistik gerade einmal 170 Wohnungen aufgeführt – und zwar zusammengerechnet. Das nächste Hoch folgte im Jahr 2011 mit 124 Wohnungen (75 Wohngebäude).
Die Daten zeigen zudem: Wer Wohneigentum erwerben will, der möchte dies nur ungern mit anderen teilen. So stellt die Zahl der fertiggestellten Einfamilienhäuser die der Zwei- und Mehrfamilienhäuser weit in den Schatten. Zuletzt war das Verhältnis im Jahr 2014 auffällig. 55 Einfamilienhäusern standen seinerzeit sechs Mehrfamilienhäuser und lediglich ein einziges Zweifamilienhaus gegenüber. Im Jahr 2022 war die Differenz nicht mehr ganz so groß, was allerdings auch daran lag, dass neue Bewohner in jenem Jahr insgesamt lediglich 55 Wohnungen beziehen konnten.
Expertise in der Immobilienbranche oder Stadtplanung ist nicht notwendig, um den Rückgang der Bautätigkeit in der jüngeren Vergangenheit zu erklären. Etwas platt formuliert dürften die naheliegenden Gründe für diese Entwicklung in etwa folgendermaßen lauten: kein Geld, keine Handwerker, kein Platz. Oder etwas fachlicher formuliert: Inflation und Zinssteigerung, Fachkräftemangel und fehlendes Bauland.
Wie es um letzteres bestellt ist, verrät ein Blick in den im April 2024 veröffentlichten Ergebnisbericht zum Siedlungsmonitoring des Regionalverbands Ruhr (RVR). Alle 53 Kommunen der Metropole Ruhr erheben seit zwölf Jahren in Zusammenarbeit mit dem RVR umfassende Informationen zu den in Flächennutzungsplänen gesicherten Flächenreserven für Wohnen und Gewerbe sowie zur Bautätigkeit. Der Betrachtungszeitraum des aktuellen Berichts bezieht sich auf die Jahre 2020 bis 2022.
Demnach gab es in Werne zum Stichtag am 31. Dezember 2022 insgesamt 24 Hektar Reserveflächen für Wohnbebauung. Damit belegt die Lippestadt einen Mittelfeldplatz im Vergleich zu den anderen Kommunen des Kreises Unna. Das bedeutet freilich nicht, dass besagte 24 Hektar kurzfristig für Wohnbebauung zur Verfügung stehen. Tatsächlich zählt Werne zu den Kommunen im Ruhrgebiet, die den höchsten Anteil von Wohnreserven ohne Baurecht haben (92 Prozent). Seit dem Stichtag ist in Werne lediglich ein rechtskräftiger Bebauungsplan hinzugekommen – und zwar für das 0,5 Hektar große Wohnquartier an der Schlägelstraße.
Dennoch haben Bauherren in Werne von 2020 bis 2022 laut Angaben des RVR fünf Hektar Wohnfläche „beansprucht“ oder neu bebaut. Und: Viel Platz ist aktuell nicht mehr vorhanden. Von den planerisch gesicherten Wohnbauflächen stehen lediglich noch 3,6 Prozent für Neubebauung zur Verfügung.
Neubaugebiete in Werne im Überblick: So viel Wohnraum soll in den kommenden Jahren entstehen