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Barrierefreiheit: Werner plant Hilfestellung für Rollstuhlfahrer
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Wer auf zwei Beinen und ohne jegliche gesundheitliche Einschränkung durch die Welt laufen kann, der hat nicht nur Glück, sondern sieht die kleinen und großen Barrieren oft nicht, die für Menschen mit Behinderung und besonders auch für Rollstuhlfahrer schnell zum Problem werden können. Deshalb gibt es in Werne seit Jahren einen Behindertenbeirat, der immer ein Wörtchen mitzusprechen hat, wenn es an bauliche Umgestaltungen geht.

So wurde zum Beispiel im Zuge der Innenstadtsanierung an allen Stellen, wo es möglich war, das Pflaster angehoben, um Stufen und damit Hindernisse zum Beispiel vor Geschäften zu beseitigen, erklärt Jochen Höinghaus von der Koordinierungsstelle für Bürgerschaftliches Engagement, Senioren- und Behindertenarbeit. Auch für das behindertengerechte WC am Busbahnhof wurde hart gekämpft. Dennoch sagen die Verantwortlichen: „Das ist ein Prozess, aber wir sind beim Thema Barrierefreiheit auf einem guten Weg.“

Für das behindertengerechte WC am Busbahnhof wurde in Werne hart gekämpft.
Für das behindertengerechte WC am Busbahnhof wurde in Werne hart gekämpft. © Carina Bergmann

Verbesserungspotenzial beim Thema Barrierefreiheit in der Stadt sieht zum Beispiel Marius Gellert (37), der seit gut einem Jahr in Werne wohnt und nach einer Meningitis-Erkrankung und den damit einhergehenden schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen im Rollstuhl sitzt. Er kritisiert zum Beispiel das Kopfsteinpflaster am Marktplatz, dort könne man mit Rollstuhl oder Rollator schnell hängenbleiben.

Bei der Stadt ist das Problem bekannt. „Durch die Reinigung des Marktplatzes nach den Markttagen werden die Fugen immer wieder ausgewaschen. Deshalb werden sie ein- bis zweimal im Jahr neu verschlossen.“ Bald sollen besonders große Stolperfallen in Angriff genommen werden. Wer Hindernisse oder Mängel sieht, kann diese jederzeit über den Mängelmelder bei der Stadt melden.

Barrierefreie Toiletten

Das größte Problem sieht Marius Gellert allerdings bei den barrierefreien Toiletten. Derzeit gibt es drei rollstuhlgerechte öffentliche, mit Euroschlüssel zugängliche Toiletten: am Busbahnhof, am Parkplatz Griesetorn und am Stadtsee. Hinzu kommt die behindertengerechte Toilette im Rathaus, die zu den Öffnungszeiten ebenfalls genutzt werden kann. Wem die Rampe am Eingang zum Stadthaus zu steil ist, der kann übrigens auch den kleinen Umweg über die Tiefgarage nehmen, um ins Innere zukommen.

Doch was, wenn man sich in Werne nicht auskennt? „Bevor ich irgendwas besuche, gucke ich, wo ein rollstuhlgerechter Zugang ist und wo rollstuhlgerechte Toiletten sind“, erklärt Marius Gellert. Und damit das für Rollstuhlfahrer in Werne in Zukunft einfacher nachzuvollziehen ist, plant der 37-Jährige eine Homepage von Rollstuhlfahrern für Rollstuhlfahrer.

Wo gibt es einen barrierefreien Zugang? Welche Gastronomen haben vielleicht auch behindertengerechte Toiletten? Wo kommt man mit dem Euroschlüssel weiter, den Menschen mit Behinderung beantragen können und mit dem sie zum Beispiel auch nach 22 Uhr Zugang zu öffentlichen Toiletten bekommen?

All das sind Fragen, die Gellert auf der Homepage beantworten will. Noch ist sie aber nicht online, denn der 37-Jährige wartet noch auf Rückmeldungen von Gastronomen. Und auch diesen soll die Homepage helfen. „Um alle Gesetze und Bauvorschriften zu kennen, muss man viel recherchieren und lesen“, weiß Gellert aus eigener Erfahrung.

Die Homepage soll einen ersten Überblick bieten und auf die entsprechenden Stellen verweisen. Auch bei der KFW-Bank und der Aktion Mensch hat Gellert angefragt, ob er ihre Angebote aufnehmen darf. Denn diese fördern zum Beispiel den Bau behindertengerechter Toiletten. Gellert weiß, dass die Gastronomen ohnehin schon unter Zeitdruck stehen und will so einen einfachen und schnellen Weg bieten, sich zu informieren. Wann genau die Homepage online gehen kann, steht noch nicht fest. Doch schon bald soll die Orientierung für Menschen mit Behinderung in Werne einfacher werden.