Ausgrabungen in Werne Überraschende Ergebnisse werden vorgestellt

Ausgrabungen in Bellingholz-Süd: Ergebnisse werden vorgestellt
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Das Wichtigste in Kürze:

  • Archäologen haben bei Untersuchungen für das geplante Wohnquartier Bellingholz-Süd in Werne bedeutende Funde gemacht.
  • Unter anderem entdeckten die Forscher mehr als 1100 Jahre alte Pflanzenmaterialien und Grabbeigaben aus der Eisenzeit.
  • Die Funde bieten neue Erkenntnisse über die Landwirtschaft der Bauern des Frühmittelalters in Werne und das Bestattungsritual der Eisenzeit.
  • Eine Keramikscherbe, die zwischen 875 und 900 nach Christus datiert wurde, hilft dabei, die Funde zeitlich einzuordnen.
  • Die Durchführung der archäologischen Untersuchungen sichert, dass die Bodendenkmäler nicht im Weg der Entwicklung des Wohnquartiers stehen, was bis zu 180 Wohneinheiten auf der 7,5 Hektar großen Fläche ermöglicht.

Die Freude konnte man Dr. Eva Cichy im Gesicht ablesen. „Etwas ganz Besonderes“ sei das, was die Archäologen im März in Werne fanden. Ein Grabungsteam der Fachfirma „Archäologie am Hellweg“ hatte die Fläche untersucht, auf der im Anschluss das Wohnquartier Bellingholz-Süd entstehen soll.

„Wir haben Blätter gefunden“, sagte Cichy vor einigen Monaten. Es handelt sich um mehr als 1100 Jahre altes Pflanzenmaterial, das unter unwahrscheinlich günstigen Bedingungen bis heute erhalten geblieben ist. Die Blätter können Aufschluss geben, welche Pflanzen die Bauern des Frühmittelalters aus Werne anbauten, als ein Klima herrschte, das dem heutigen sehr verwandt gewesen sein dürfte.

Alle Ergebnisse der Untersuchungen sollten eigentlich im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung vorgestellt werden. Da das Gremium sich nun knapp eine Woche später als ursprünglich geplant am kommenden Mittwoch (19. Juni) um 16 Uhr im Sitzungsraum Foyer im Erdgeschoss des Stadthauses trifft, wird die Präsentation verschoben.

Denn, wie die Stadt Werne mitteilt, können Dr. Eva Cichy und ihr Kollege Michael Baales am 19. Juni nicht an der Sitzung teilnehmen. „Die Ergebnisse werden voraussichtlich in einer der kommenden beiden Sitzungen im September oder Oktober vorgestellt“, so die Verwaltung.

Dr. Eva Cichy zeigt eine Scherbe, die sich zeitlich genau datieren lässt. Diese Verzierung der Keramik kam nur in einem kleinen Zeitfenster vor: etwa zwischen 875 und 900 nach Christus - in der Zeit des Frühmittelalters.
Dr. Eva Cichy zeigt eine Scherbe, die sich zeitlich genau datieren lässt. Diese Verzierung der Keramik kam nur in einem kleinen Zeitfenster vor: etwa zwischen 875 und 900 nach Christus - in der Zeit des Frühmittelalters. © vom Hofe

Zum Hintergrund: Die Stadt Werne plant die Entwicklung des Wohnquartiers Bellingholz-Süd nördlich der Lünener Straße. Auf der etwa 7,5 Hektar großen Fläche sollen bis zu 180 Wohneinheiten entstehen. Da es in der Vergangenheit bereits zu Funden von Bodendenkmälern in der Nähe der Lippe gekommen ist, wurde der Stadt Werne seitens des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) auch in diesem Bereich eine archäologische Sondierung empfohlen.

Die Vorsondierungen hatten ergeben, dass auf der besagten Fläche Bodendenkmäler vorhanden sind. Diese wurden seit Februar dieses Jahres durch die Fachfirma „Archäologie am Hellweg“ untersucht und dokumentiert.

Grabbeigaben gefunden

Unter anderem fanden die Forscher mehrere Gräber aus der Eisenzeit, welche in Mitteleuropa von 800 vor Christus bis ins erste Jahrhundert nach Christus reicht. Das Team um Eva Cichy stieß auf Grabbeigaben aus sogenannten Brandgrubengräbern. „Damals war es üblich, die Toten zu verbrennen“, erklärte sie im März.

Neu war für die Experten die Erkenntnis, dass die Toten nicht auf abseitigen Gräberfeldern beigesetzt wurden, wie lange vermutet, sondern offenbar auch unmittelbar bei den Häusern der Angehörigen.

Nach den Forschungen können nun die nächsten Schritte rund um das Baugebiet angegangen werden. In der Vorlage für den Ausschuss heißt es: „Nach Abschluss der Maßnahme gelten die Bodendenkmäler als ausreichend untersucht und dokumentiert und stehen der Entwicklung des Wohnquartiers nicht im Wege.“