Aufdeckung des Mecke-Skandals Werne Tierschützer wären beinahe erwischt worden

Mecke-Skandal: Tierschützer wären vor Ort beinahe erwischt worden
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Im Juli 2021 hat die Soko Tierschutz erhebliche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bei der Firma Mecke den verantwortlichen Behörden angezeigt. Sie hatte zuvor umfangreiches Beweismaterial gesammelt. Aber wie kommt man daran? Friedrich Mülln von der Soko nahm dazu als Zeuge vor dem Landgericht Stellung. Dabei wurde ein Detail öffentlich, das bisher nicht bekannt war. Beinahe wären die Tierschützer auf geheimer Mission an der Mecke-Viehsammelstelle in Werne erwischt worden.

Friedrich Mülln sagte am Donnerstag, 9. Januar 2025, vor dem Landgericht Dortmund im Berufungsprozess gegen einen ehemaligen Mecke-Mitarbeiter aus. Auf Nachfrage von Richter Ulf Pennig schilderte er die Vorgehensweise bei solchen Tierquälerei-Recherchen. „Wir bekommen eine Menge Hinweise, die wir zunächst bewerten und überprüfen“, sagte Mülln.

Um anonyme Vorwürfe auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, bedienen sich die Tierschützer beinahe geheimdienstlicher Mittel.
Um anonyme Vorwürfe auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, bedienen sich die Tierschützer beinahe geheimdienstlicher Mittel. © Soko Tierschutz

Im Falle Mecke hatte offenbar ein Insider den ersten Hinweis am 4. Februar 2020 an die Soko gegeben. „Allein an der Wortwahl konnten wir erkennen, dass der Informant sich mit dem Thema auskennt.“ An der Viehsammelstelle, die nur für Pferde zugelassen war, lägen kranke Rinder. Es würden transportunfähige Rinder mit Seilwinden verfrachtet und zu Mecke gebracht, so der Informant.

„Wir sind dann in die sogenannte Vorrecherche gegangen, also die Überprüfung der geschilderten Dinge“, sagte Mülln. Hinter dem unverfänglichen Wort „Vorrecherche“ versteckt sich eine beinahe geheimdienstlich anmutende Operation. Ein Team von Tierschützern schlich sich im Schutze der Dunkelheit auf das Gelände der Viehsammelstelle, um Beweise zu sichern. Dabei wäre es beinahe entdeckt worden.

Team entdeckt kranke Rinder

„Das kleine Team war im zweiten Quartal 2020 vor Ort an der Mecke-Viehsammelstelle Lünener Straße.“ Tatsächlich habe man dabei kranke Rinder festgestellt. Doch plötzlich sei jemand mit einer Taschenlampe gekommen. Einem Aktivisten sei sogar ins Gesicht geleuchtet worden, „man musste dann von dort ganz schnell weg“, sagte Mülln. Aus der Ferne hätte das Team beobachtet, dass man das Gelände abgesucht habe. „Direkt bedrohlich war die Situation nicht, aber für die Beteiligten nicht gerade angenehm.“

Zudem stellt sich die Frage: Auch wenn es in bester Absicht geschieht - begehen die Aktivisten nicht Hausfriedensbruch oder ähnliche Gesetzesübertretungen? „Es muss sich um einen ‚rechtfertigenden Notstand‘ handeln“, erklärt Friedrich Mülln. Wenn man beweisen könne, dass es sich um Rechtsbrüche oder Straftaten handelt, auf die die Behörden nicht reagierten, dann handele es sich eben um einen solchen Notstand.

„Bei Tierquälereien in Schlachtbetrieben ist das relativ einfach. Es muss eine Fleisch- oder eine Lebendbeschau durch amtliche Veterinäre geben. Wenn die die Zustände einfach so hinnehmen, dann ist das ein Behördenversagen und der ‚rechtfertigende Notstand‘ ist gegeben“, sagt der Tierschützer. Genau auf dieser Basis sei man im Fall Mecke vorgegangen.

Die sogenannten „Vorrecherchen“ unternehmen kleine Teams.
Die sogenannten „Vorrecherchen“ unternehmen kleine Teams. © Soko Tierschutz

Konsequenz der Beinahe-Entdeckung: Die Soko legte ihre Aktivitäten zunächst auf Eis. Man wusste ja nicht, wie Mecke reagieren würde. Möglicherweise war dem Betrieb nicht klar, dass es sich um eine Aktion von Tierschützern gehandelt hat. Vielleicht ging man von Einbrechern oder Ähnlichem aus. Jedenfalls wurden die schlimmen Praktiken nicht eingestellt.

„Aber dadurch verzögerte sich unsere Recherche“, schilderte Mülln vor Gericht. Erst ein gutes Jahr später, im Frühjahr 2021, brachten Tierschützer versteckte Kameras in der Viehsammelstelle an. Dieses Mal wurden sie nicht entdeckt - Der Mecke-Skandal nahm seinen Lauf.

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