Hobby-Archäologe aus Werne hat große Pläne Georg Laurenz will sein „Jagdrevier“ erweitern

Hobby-Archäologe Georg Laurenz will sein „Jagdrevier“ erweitern
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Gerade erst haben die Archäologen des LWL auf der Fläche, auf der bald das Wohnquartier Bellingholz-Süd in Werne entstehen soll, beeindruckende historische Funde gemacht. Dazu gehören Scherben aus der Eisenzeit, die damals als Grabbeigaben dienten - aber auch Spuren aus der Zeit um 800 nach Christus. Besagte Funde lassen allerdings nicht nur professionelle Forscher aufhorchen, sondern auch so manchen Hobby-Archäologen. Einer davon ist Georg Laurenz.

Wie es sich anfühlt, etwas aus dem Boden zu holen, das gefühlt eine Ewigkeit darauf gewartet hat, entdeckt zu werden, weiß der 74-Jährige nur allzu gut. Denn ähnliche Szenen wie heute auf der Ackerfläche an der B54 spielten sich vor einigen Jahren bereits auf dem Hof Schulze Blasum in Stockum ab. Auch hier sicherte ein Grabungsteam Spuren einer mittelalterlichen Siedlung.

Das war der Zeitpunkt, als Georg Laurenz sich dazu entschloss, auf eigene Faust weiterzuforschen. Also schaffte sich der Senior, der sich selbst als „passionierten Sondengänger“ oder - mit einem Augenzwinkern - auch schlichtweg als „Jäger und Sammler“ bezeichnet, einen Metalldetektor an. Was er in den folgenden Jahren auf seinem Hof entdeckte, kann sich definitiv sehen lassen: Relikte, die teils noch deutlich älter sind als die, die bei den groß angelegten Ausgrabungen ans Tageslicht kamen.

„Zum Beispiel diese Steinbeile oder diesen Mammutzahn“, sagt Laurenz und zeigt auf eine Glasvitrine. Darin befinden sich unter anderem Tonscherben, Musketenkugeln, Schmuckstücke und Münzen. Vieles deutet darauf hin, dass die alten Römer einst hier auf seinem Grund und Boden verkehrten. Nicht zuletzt spricht auch die Nähe zur Lippe für diese These. Als Handelswege eigneten sich Gewässer schließlich schon früher.

Römische Münzen auf Hof Blasum

„Wenn ich daran denke, was sich hier vor mehr als 2000 Jahren für Szenen abgespielt haben könnten - das ist schon verrückt“, sagt Laurenz. Freilich gehört dazu eine gewisse Portion Vorstellungskraft. Die hat der Hobby-Archäologe, der sich längst mit Gleichgesinnten in verschiedenen Foren austauscht, aber allemal. Und wenn er davon erzählt, dann merkt man schnell: Der Mann brennt förmlich für sein Hobby.

Tonscherben und Steine in der Glasvitrine: Mit einem geschulten Auge lässt sich schnell erkennen, dass es sich hierbei um ziemlich alte Relikte handelt.
Tonscherben und Steine in der Glasvitrine: Mit einem geschulten Auge lässt sich schnell erkennen, dass es sich hierbei um ziemlich alte Relikte handelt. © Felix Püschner

Das hat auch Petra Göbel, Leiterin der Abteilung Bauordnung und Denkmalpflege bei der Stadt Werne, bereits festgestellt. „Ja, er macht das wirklich mit viel Leidenschaft. Aber wir befürworten das“, sagt Göbel mit einem Lachen. Sie kennt inzwischen auch Laurenz‘ neusten Plan. Der will sein Suchgebiet nämlich gerne noch erweitern und auch Bauplätze inspizieren, zu denen die Fachleute des LWL nicht ausrücken. Das tun sie nämlich nur bei „begründeten Verdachtsfällen“.

Diese Münze fand der Werner Hobby-Archäologe auf seinem Hof.
Diese Münze fand der Werner Hobby-Archäologe auf seinem Hof. © Georg Laurenz

Formal ist bereits alles geklärt. Laurenz verfügt über die Lizenz für die archäologische Suche. LWL und der Kreis Unna haben grünes Licht gegeben. Fehlt nur noch die Erlaubnis der Grundstückseigentümer.

Die können sich gerne bei ihm melden, sagt der Senior und verspricht: „Ich werde niemanden am Bauen hindern.“ Mit seinem Metalldetektor würde er aber trotzdem gerne einmal über die Bauflächen gehen, bevor die Bagger anrollen. Ohne großes Grabungsteam. Und vielleicht findet er dabei ja sogar tatsächlich noch den ein oder anderen Bodenschatz.

Archäologie ist Handarbeit. Hier sichert ein Grabungsteam Spuren auf dem Gebiet, auf dem bald das Wohnquartier Bellingholz-Süd entstehen soll.
Archäologie ist Handarbeit. Hier sichert ein Grabungsteam Spuren auf dem Gebiet, auf dem bald das Wohnquartier Bellingholz-Süd entstehen soll. © Sylvia vom Hofe
Georg Laurenz steht mit seinem Detektor vor einem Feld.
Georg Laurenz hat mit seinem Detektor schon viele Relikte aufgespürt. © Felix Püschner