Apotheker in Werne zum Medikamenten-Mangel „Die Lage ist und bleibt schwierig“

Apotheker zum Medikamenten-Mangel: „Die Lage ist und bleibt schwierig“
Lesezeit

Erst warnten die Kinderärzte vor Lieferengpässen bei bestimmten Medikamenten wie Fiebersäften. Aktuell geht die Deutsche Krankenhaus-Gesellschaft an die Öffentlichkeit und warnt vor Engpässen. Etwa bei Krebspräparaten, Antibiotika und Notfallmedikamenten für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Solch eine Mangellage ist für den Werner Apotheker Friederich Schneider schon seit längerem Alltag.

Auf die Frage, was momentan nicht lieferbar beziehungsweise schwer zu bekommen ist, schaut Schneider in seinen Computer und ruft eine Liste auf. „Hier, schauen Sie mal“, sagt er und deutet mit dem Finger auf dieses und jenes Präparat. „Schwierig, sehr schwierig im Moment“, sagt er.

„Schauen, was lieferbar ist“

„Wir schauen permanent nach, was momentan lieferbar ist und bestellen das dann sofort“, sagt der Chef der Adler-Apotheke am Marktplatz in Werne. Große Probleme gebe es derzeit bei Magenmitteln. „Erst war die 20 mg-Packung nicht zu bekommen. Dann weicht man auf 40 oder 100 mg aus, die sind nun aber auch nicht mehr zu haben. Und so setzt sich das fort.“

Ibuprofen für Kinder, Fieberzäpfchen - das sind die Medikamente, bei denen es seit geraumer Zeit bereits zu Lieferschwierigkeiten kommt. Schneider blickt in seine Bestelllisten: „Ach ja, bestimmte Antibiotika sind knapp. Oder hier, ACC-Hustenlöser.“ Schneider schüttelt den Kopf, als er sich die Liste der Grausamkeiten anschaut.

Versuch, Ersatz-Medikamente zu bekommen

Wie sieht es mit Ersatz-Medikamenten aus? „Natürlich versuchen wir, so weit wie möglich Ersatz-Präparate zu besorgen.“ Aber das sei eben auch nicht immer möglich. Außerdem müsse man bisweilen den Arzt befragen, wenn ein anderes Präparat infrage kommen soll. Schneider schaut wieder in die Bestellliste. „Hier“, sagt er und zeigt mit dem Finger, „genau, Betahistin, ein Mittel bei Schwindel, auch nicht zu bekommen“.

Wie reagieren die Kunden? Sind die verärgert, wenn sie ihr Medikament nicht bekommen können? „Eher verunsichert“, sagt Schneider, „wenn sie zum Beispiel ein anderes Präparat als Ersatz bekommen. Dann sieht die Packung anders aus, das verunsichert.“ Er weise die Kunden darauf hin, dass man momentan etwas flexibel sein müsse.

Schneider warnt davor, sich selbst einen Vorrat an Medikamenten anzulegen. Einerseits können die nach einer bestimmten Zeit ablaufen, andererseits „aus sozialen Gründen. Man sollte bei den Medikamenten daran denken, dass auch andere Menschen sie benötigen.“ Schneider wirft einen letzten Blick auf seinen Computer-Bildschirm. „Schwierig alles. Wir müssen schauen, wie es weitergeht.“

Gähnende Leere. Apotheker Schneider vor einer Schublade, die eigentlich mit Medikamenten gefüllt sein sollte.
Gähnende Leere. Apotheker Schneider vor einer Schublade, die eigentlich mit Medikamenten gefüllt sein sollte. © Jörg Heckenkamp

Corona-Teststelle in Stockum schließt: Betreiber Jürgen Moldenhauer erklärt seine Beweggründe

Ärger über Entlastungspaket für Krankenhäuser: Werner Apotheker: „Das ist ein ehrenloser Mist“

Kind in Arztpraxis eingesperrt: Das sagt die Werner Feuerwehr zu dem skurrilen Einsatz