Mario Löhr (vorne, SPD) und Herbert Goldmann (r.,Grüne) liegen nicht ganz auf einer Wellenlänge, wenn es um die Logistikbranche geht. © Jörg Heckenkamp
Wahlen 2020
Landratskandidaten streiten über Logistik: Retter in der Not oder Teufelszeug?
In unserer Diskussionsrunde mit den Landratskandidaten für den Kreis Unna ging es phasenweise hitzig zu. Einer der Streitpunkte: Die Logistikbranche und der Kreis als Wirtschaftsstandort (mit Video).
Mario Löhr (SPD), Marco Morten Pufke (CDU), Andreas Dahlke (Wählergemeinschaft GFL) und Herbert Goldmann (Grüne) heißen die Landratskandidaten für den Kreis Unna, die sich in unserer Diskussionsrunde mit Bezug auf verschiedene Themen „duellieren“.
Und gleich beim ersten Themenblock liegen die Kandidaten mit ihren Meinungen teils deutlich auseinander. Es geht um die Wirtschaft: Wie kann der Kreis als Wirtschaftsstandort noch attraktiver werden? Worauf muss der Fokus in Corona-Zeiten liegen? Und wie steht‘s eigentlich um die ökologische Marktwirtschaft?
Im Bereich Logistik ist man ganz weit vorne
Pufke legt vor. Der Kreis sei im Grunde genommen gut aufgestellt - und zwar vor allem in den Bereichen Logistik sowie Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft. „Wir haben da starke Unternehmen und sogar Weltmarktführer, gehen damit allerdings nicht ausreichend selbstbewusst um. Wir müssen das besser nach außen tragen“, meint der CDU-Politiker.
Sein Gegenüber Mario Löhr nickt. Insbesondere der Bereich Logistik habe in den vergangenen Jahren eine bedeutende Stellung eingenommen. Man habe in dieser Zeit im Kreis 30.000 neue Arbeitsplätze schaffen können. Trotz Strukturwandel ein gutes Arbeitszeugnis also. „Es gibt aber auch Bereiche, die nicht so sehr im Vordergrund standen. Etwa der Tourismus. Da sehe ich noch erhebliches PotenZial“, betont Löhr.
Deutlich weniger euphorisch klingen die Statements von Dahlke und Goldmann in diesem Punkt. Der GFL-Mann hebt mahnend den imaginären Zeigefinger und weist zunächst mal auf das hin, was in der Vergangenheit aus seiner Sicht schiefgelaufen ist. Dahlke: „Wir haben systemrelevante Betriebe ausgelagert - das war ein Fehler. Das Münsterland war früher geprägt von der Textilindustrie. Und jetzt merken wir plötzlich, dass wir Lieferschwierigkeiten etwa bei Schutzkleidung haben. Wir brauchen produzierendes Gewerbe vor Ort.“
Dass er kein Fan der großen Logistikunternehmen ist, daraus macht Dahlke keinen Hehl. Man müsse die Regionalität stärken und dabei auch Kleinstbetriebe, produzierendes und verarbeitendes Gewerbe mitnehmen. Denn: „Logistikunternehmen haben für mich nichts mit Ökologie zu tun. Und immer wenn wir in eine Krise oder einen Strukturwandel hineingeraten sind, dann war immer die Großindustrie schuld und nicht der kleine Handwerker, Malerbetrieb oder Landwirt.“
Herbert Goldmann stößt ins gleiche Horn. Zwar habe man als Wirtschaftsförderungsgesellschaft in den vergangenen Jahren gut und erfolgreich gearbeitet, jedoch sei die starke Ausrichtung auf die Logistik ein maßgeblicher Fehler gewesen. Man müsse nur mal auf die Reaktionen in der kommunalen Nachbarschaft blicken, um das zu erkennen.
„Gerade winken alle großen Städte im Ruhrgebiet dankend ab, wenn es darum geht, Logistikbetriebe anzusiedeln. Wir haben uns hier im Kreis lange Jahre dafür gefeiert, dass wir landesweit einer der besten Logistikstandorte sind. Und jetzt fehlen uns die Flächen“, so Goldmann.
Weil die Wirtschaft in der Corona-Krise nach wie vor massiv leidet, muss der Kreis laut Goldmann nun erst einmal als „vertrauensbildende Instanz“ auftreten, die Unternehmen beraten und „zeigen, dass wir an ihrer Seite stehen“.
Es kommt auf die Flächen an - und auf Finanzspritzen
Mario Löhr hofft mit Blick auf das nötige Geld auf weitere Subventionen. Klar sei aber auch; dass es sich bei der Corona-Pandemie um eine weltweite Krise handelt und nun jeder unter irgendwelche Rettungsschirme möchte. Löhr ist sich sicher: „Es werden noch erhebliche Einbrüche kommen, die Kurzarbeit wird auslaufen - deswegen müssen wir bereits jetzt alle notwendigen Entscheidungen treffen.“ Und das bedeute auch, Flächen für die Wirtschaft anzubieten.
Diesmal nickt Pufke. Die Sache mit den Flächen sei schon richtig. Aber man müsse auch zusehen, dass das Geld, das man nun aus Berlin und Düsseldorf erhalte, auch wirklich bei den Kommunen ankommt. Denn Bund und Land sorgen für erhebliche Entlastungen. Allein bei den Kosten der Unterkunft, zu denen unter anderem der Bereich Hartz 4 zählt, sind das in diesem Jahr 5 und im kommenden Jahr 22 Millionen Euro. Durch die Senkung des Hebesatzes der Kreisumlage könne man dafür sorgen, dass die Städte dann auch tatsächlich investieren können.
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