
© Mario Bartlewski
Amazon hat mehr Angst vor Glatteis als vor Streiks
Streiks angekündigt
Viele Weihnachtsgeschenke werden zur Weihnachtszeit Online bestellt. Das weiß auch die Gewerkschaft Verdi und kündigt Streiks an. Doch Amazon hat mehr Angst vor Glatteis als vor Streiks.
Streiken zur Weihnachtszeit: Das ist ein probates Mittel, das auch die Verdi-Mitglieder bei Amazon in Werne in den vergangenen Jahren genutzt haben. Sie wissen, dass das Weihnachtsgeschäft wichtig für das Unternehmen ist - und versuchen genau dann mit Streiks für einen Tarifvertrag zu kämpfen. Doch laut Amazon-Pressesprecherin Antje Kurz-Möller bleibt das Unternehmen gelassen.
„Streiks haben am Standort Werne keinen großen Einfluss auf uns“, sagt Kurz-Möller. „Wir haben mehr Angst davor, dass die Straßen glatt sind und die LKW nicht so richtig fahren können, als vor Streiks.“
Großes Netzwerk soll Probleme auffangen
Dadurch, dass Amazon ein großes Netzwerk aufgebaut habe, würden die Kunden auch in der Weihnachtszeit bei Streiks keine Auswirkungen bemerken. Kann ein Standort - zum Beispiel Werne - die bestellten Produkte nicht ausliefern, könne das ein anderer Standort auffangen.
Wer am Freitag vor Heiligabend bei Amazon bestellt, soll sein Paket garantiert pünktlich zum Fest erhalten. Doch auch auf andere Weise rüstet sich Amazon gegen Streiks. Das Unternehmen möchte Mitarbeiter mit Boni motivieren.
Amazon verspricht Boni für Anwesenheit im Weihnachtsgeschäft
„Wer zuverlässig arbeitet, hat auch einen Bonus verdient“, sagt Amazon-Sprecher Stephan Eichenseher in München. Wie das genau aussieht? Am größten Standort bundesweit in Bad Hersfeld gebe es beispielsweise eine Vereinbarung vom 10. bis 22. Dezember für einen Anwesenheitsbonus.
Es gibt zusätzlich für jeden Tag, an dem der Mitarbeiter arbeitet, 10 Euro Bonus. Dazu gibt es noch mal 50 Euro pro Woche, wenn der Beschäftigte die ganze Woche da ist. Zusätzlich erhalten Mitarbeiter eine Jahressonderzahlung von 400 Euro, wie Eichenseher erklärt.
BWL-Professor: „Verdi beißt sich die Zähne aus“
Mit solch großen finanziellen Mitteln in der Hinterhand, glauben auch viele Handelsexperten nicht mehr daran, dass Verdi sich in den Verhandlungen gegen Amazon durchsetzen kann.
„Verdi beißt sich an Amazon wie an einer harten Nuss die Zähne aus. Sie sollten es einfach sein lassen mit den Streiks“, sagt etwa Gerrit Heinemann, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Niederrhein.
Mit dpa
Lebt und arbeitet gerne digital - egal, ob mit Texten, Fotos oder Videos. Hat in Essen Literatur und Medienpraxis studiert, arbeitet seit 2014 bei den Ruhr Nachrichten und ist seit 2018 als Redakteur in Werne tätig.
