
© Felix Püschner
Ärger um Sperrmüllkarte: Politik und Bürger fordern digitale Abwicklung
Stadtverwaltung
Die Beantragung einer Sperrmüllkarte ist eigentlich ein simpler Vorgang, den man auch auf digitalem Wege lösen könnte. Das sieht man auch bei der Stadt Werne so. Dennoch klappt es nicht.
Homeoffice, Homeschooling und lokale Händler, die ihr Angebot in Lockdown-Zeiten längst ins Internet verlagert haben und Liefer- beziehungsweise Abholservice anbieten: Wenn das schon funktioniert, dann müsste es bei so manch einer Verwaltungsleistung doch auch möglich sein, oder nicht? Amtsgeschäfte bequem und unkompliziert auf digitalem Wege und ohne direkten Kontakt zwischen Bürger und städtischen Mitarbeitern zu ermöglichen, ist schließlich eines der Ziele der Digitalisierungsstrategie, die bekanntlich auch die Verwaltung der Stadt Werne verfolgt.
In manchen Fällen klappt das - in anderen nicht. Und das sorgt bisweilen für Kopfschütteln. Vor allem auf Seiten der Bürger. So wie bei Rüdiger Reßel, der in einer E-Mail an die Redaktion von seinen jüngsten Erfahrungen mit der Stadtverwaltung berichtet. Sein Anliegen: die simple Beantragung einer Sperrmüllkarte.
Das funktioniere trotz Corona-Krise nicht online, sondern laufe aktuell so ab: Wer besagte Karte haben möchte, muss sie persönlich im Bürgerbüro beantragen und abholen. Die Gebühr in Höhe von 15 Euro könne nicht online, sondern nur direkt bezahlt werden. Später dann erhalte der werte Bürger von den Stadtwerken Selm, die auch für Werne zuständig sind, schriftlich einen Abholtermin zugeteilt.
Sperrmüllkarte in Werne: Online geht da gerade nichts
Reßels Fazit: „Die Digitalisierung scheint etwas sehr Schwieriges zu sein! So viel zu Verwaltungsabläufen in Coronazeiten, bei denen während des Lockdowns alle unnötigen Kontakte vermieden werden sollen.“ Und mit dieser Ansicht ist er keineswegs alleine. Denn auch die Werner SPD hat so ihre Probleme mit dem Prozedere in Sachen Sperrmüllkarte. Daher will sie die Verwaltung in einem Antrag für das nächste Treffen der Mitglieder des Ausschusses für Digitalisierung und Bürgerservice am 17. Februar damit beauftragen, eine digitale Lösung zu finden.
Dies meine „die vollständige Abwicklung des Vorgangs, ohne persönliches Erscheinen des Bürgers bei der Stadtverwaltung, beispielsweise zur Abholung einer Sperrmüllkarte in Papierform, bis hin zum Bezahlvorgang.“ Im Frühjahr 2020 hatte die Stadt auf ihrer Homepage bereits ein digitales Terminvergabesystem eingerichtet. Nun müsse man noch einen Schritt weiter gehen. Und das sollte im Falle der Sperrmüllabfuhr doch wohl möglich sein, meint die SPD.
Das haben wir Ordnungsdezernent Frank Gründken gefragt. Und der hält den Vorschlag nicht nur für gut, sondern betont, dass man bereits an der Sache dran sei: „Wir haben das auf dem Schirm. Wir sind deswegen auch schon in Gesprächen mit den Stadtwerken Selm.“ Die Sperrmüllkarte sei eine Verwaltungsleistung, bei der sich eine vollständige Digitalisierung besonders lohnen würde - und auch möglich sei. „Es ist eine sehr einfache Verwaltungsleistung, die zudem häufig vorkommt. Da hätten wir dann eine win-win-Situation. Der Bürger müsste nicht mehr den Weg ins Bürgerbüro auf sich nehmen und wir würden zudem unsere Mitarbeiter entlasten.“
Allerdings würde man seitens der Verwaltung gerne den gesamten Vorgang digitalisieren. Das sähe dann so aus: Der Bürger gibt auf der Homepage der Stadt an, in welcher Straße er wohnt und was beziehungsweise wie viel Sperrmüll abgeholt werden soll. Anschließend erhält er direkt eine Mitteilung über die Kosten und kann dann direkt online sowohl einen Termin für die Abholung des Mülls vereinbaren als auch bezahlen.
Thema e-Payment ist in Werne noch nicht geklärt
Um das zu ermöglichen, bedarf es allerdings der Abstimmung mit den Stadtwerken Selm. „Wenn sich herausstellen sollte, dass es so nicht funktioniert, dann werden wir schauen, dass wir den Vorgang zumindest von unserer Seite aus digitalisieren“, versichert Wernes Ordnungsdezernent. Das würde bedeuten, dass die Bürger die Sperrmüllkarte über die Homepage der Stadt zumindest beantragen und auch bezahlen können.
Dazu müsse man intern allerdings noch das Thema e-Payment klären. Das wiederum findet sich bereits auf der To-Do-Liste des Digitalisierungsleitfadens der Stadt wieder. „Wir werden da in nicht allzu ferner Zukunft eine Lösung für haben“, so Gründken.
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
