Ärger über Kita-Gebühren in Werne „Alles andere als familienfreundlich“

Ärger über Kita-Gebühren in Werne: „Alles andere als familienfreundlich“
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Ein Platz in der Kita ist in der Regel schwer zu bekommen. In vielen Kommunen gibt es lange Wartezeiten, sodass Eltern ihre Kinder schon Jahre vorher anmelden. In Werne ist das anders, dort bekommt jedes Kind, wenn es möchte, einen Platz. Dennoch gibt es nun Ärger: Celine Letzner ist frustriert über die Kita-Kosten.

Seit August geht der Sohn der Wernerin in eine städtische Kita. „Er war vorher in der Tagespflege, da fanden wir die Preise auch schon etwas teuer, aber er war U2, da ist es ja meist teurer. Aber in der Kita hat es sich jetzt auch nicht verändert“, erklärt sie.

Nach eigenen Angaben zahlt sie knapp 180 Euro im Monat für einen 45-Stunden-Platz, dazu kommt das Essen für ihren Sohn, das pro Tag bezahlt wird. Ein hoher Preis, findet Celine Letzner: „Ich habe mir dann die anderen Kommunen im Kreis Unna nochmal angeschaut, weil es mich interessiert hat, ob alle so viel zahlen müssen. Da sind die Unterschiede tatsächlich drastisch. Werne ist im Kreis Unna am teuersten.“

176,97 Euro für die Kita

Ein Blick auf die Zahlen gestaltet sich nicht unbedingt einfach. So ist der Preis für den Kita-Besuch gestaffelt nach Einkommen und der Stundenzahl, die das Kind in der Kita verbringen soll. Familie Letzner kommt auf 176,97 Euro. In Unna lägen sie in derselben Kategorie beispielsweise bei rund 97 Euro, in Kamen bei 147 Euro. In allen Kommunen wird weniger gezahlt als in Werne.

Dazu kommt: Die Kosten in Werne sind in diesem Jahr noch einmal gestiegen von 171,81 Euro auf eben 176,97 Euro. Celine Letzner ärgert das: „Werne sagt immer, die Stadt ist familienfreundlich. Die Kita-Gebühren sind aber alles andere als das, finde ich.“

„Halbes Gehalt geht für Kita drauf“

Auch mit der Stadt habe sie sich bereits auseinandergesetzt. „Da hieß es aber nur, die Mitarbeiter müssten ja auch Geld verdienen. Das verstehe ich voll und ganz, aber das ist in anderen Städten ja auch so“, sagt die Wernerin. Nachvollziehen kann sie das Argument also nicht.

Das Geld für die Kita ist ein nicht unerheblicher Teil ihres Einkommens. „Mein Mann arbeitet Vollzeit, ich in Teilzeit. Und mein halbes Gehalt geht nur für die Kita drauf“, sagt sie. „Das finde ich einfach traurig. Dann könnte ich auch Zuhause bleiben - da würde dann zwar die Hälfte von meinem Gehalt wegfallen, aber ich hätte die Zeit mit meinem Sohn.“ Sie habe bereits mit einigen Eltern gesprochen, die das so handhaben würden.

Jugendamtsleiter Maik Rolefs erklärt die Zusammensetzung der Kita-Gebühren.
Jugendamtsleiter Maik Rolefs erklärt die Zusammensetzung der Kita-Gebühren. © Jörg Heckenkamp

Um zu verstehen, wie die Kosten für die Kita in Werne aufgebaut sind, muss Mike Rolefs, Leiter des Jugendamts der Stadt, ein wenig ausholen. So finanziert das Jugendamt die Betriebskosten für die Kita fast vollumfänglich (zwischen 89,70 und 96,60 Prozent). Die Träger müssen eigentlich einen Eigenanteil übernehmen, der jedoch komplett, beziehungsweise teilweise bei kirchlichen Trägern, ebenfalls vom Jugendamt gestemmt wird. Dafür bekommt es Unterstützung vom Landesjugendamt. Diese liegt zwischen 40 und 42,30 Prozent.

Nach Abzügen dessen liegt der kommunale Anteil bei etwa 60 Prozent. „Von diesen 60 Prozent der Betriebskosten sollen circa 13 Prozent über die Elternbeiträge refinanziert werden. Dementsprechend verbleibt ein kommunaler Anteil in Höhe von circa 47 Prozent an den Betriebskosten“, erklärt Mike Rolefs.

Zum Vergleich der unterschiedlich hohen Beiträge in den Städten kann der Jugendamtsleiter wenig sagen: „Zur Form der Refinanzierung der Kosten für die Betreuung in anderen Kommunen kann ich nichts sagen, wobei die ganzheitliche Betrachtung aller kommunalen Abgaben, im Vergleich, sicher sinnvoll ist.“ Bedeutet: Die kommunalen Beiträge werden unterschiedlich verteilt auf die verschiedenen Teilbereiche.

Was er aber erklären kann, ist die Steigerung der Beiträge vom letzten zu diesem Jahr. Das ist so in der Satzung festgeschrieben: „Die Elternbeiträge erhöhen sich jährlich um drei Prozent. Die Beitragstabellen werden jährlich aktualisiert. Die Höhe der Beiträge wird auf zwei Stellen nach dem Komma kaufmännisch gerundet“, heißt es dort.