Pilotprojekt
500 Haushalte können in Werne per App einkaufen
Hauslieferungen von Lebensmitteln sind nichts Neues. Bedingung: Im Laden alles aussuchen, an der Kasse bezahlen, nach Hause liefern lassen. Die Werner Firma Stroetmann geht einen entscheidenden Schritt weiter.
Den Inhalt einer Beispiel-Kiste für die Bestell-App Food2go zeigen (v.l.): die Stroetmann-Mitarbeiter Winhold Schürmann,Lisa Brandstetter und Arnd Zimmermann. © Jörg Heckenkamp
Der Großhändler für Lebensmittel bewirbt gerade in Teilen von Werne eine Bestell-App. Grundidee: Der Kunde stellt sich per Smartphone oder PC bis 10 Uhr seine Lebensmittellieferung zusammen und bekommt sie am selben Tag ab 17 Uhr an die Haustür gebracht.
„Das bezieht sich auf alle Produkte, die wir anbieten, also auch Frischwaren, Kühl- und Tiefkühlkost“, sagt Agrar-Ingenieur Winhold Schürmann (60) von Stroetmann auf Anfrage. Die Lieferung erfolge ohne Aufschlag.
Erfahrungen sammeln
Christian Symalla betreibt als selbstständiger Händler zwei Rewe-Geschäfte in Werne und eines in Herdecke. Er sagt auf Anfrage: „Es ist logisch, dass so etwas mehr wird.“ Es stelle sich für ihn die Frage, in welchem Maße die Leute Lebensmittel über das Internet bestellen.
„Man muss Erfahrungen sammeln“, sagt er. Für ihn und seine drei Geschäfte käme das aus Kostengründen nicht infrage: „Das kann ich nicht alleine stemmen, das ginge höchstens im genossenschaftlichen Rewe-Verbund.“
Die Firma Stroetmann profitiert von ihren Erfahrungen, die sie seit einigen Monaten in der Kooperation mit dem Werner Fitness-Studio Feel fit macht. Deren Kunden können tagsüber per Internet-App (Food2go) ihre Lebensmittel bestellen und sie abends nach dem Training im Studio abholen.
Erste Bestellungen erhalten
Nun geht der Großlieferer einen Schritt weiter, bietet die Lieferung an die Haustür an. Zunächst in einem ausgewählten Gebiet von Werne. Das Pilotprojekt umfasst die Straßen Holtkamp, Thünen, Horster Straße, Beckingshof, Dornberg, Rembrandtstraße und Wiehagen.
„Etwa 500 Haushalte“, sagt Schürmann. Obwohl er offiziell erst Anfang Februar starten wollte, hätten sich bereits die ersten Kunden die App heruntergeladen, registriert und schon erste Bestellungen getätigt. „Wir müssen sehen, wie sich das entwickelt. Dann entscheiden wir, ob wir das Liefergebiet ausdehnen“, sagt Schürmann.
Clemens Overmann (61) ist alteingesessener Lebensmittelhändler. Auf die neue Konkurrenz angesprochen, meint er. „Ich habe in 43 Jahren viele Entwicklungen gesehen, es gab dabei Fort- und Rückschritte.“ Seine Prognose? Er denkt kurz nach, sagt dann: „Vielleicht wird es sich durchsetzen.“
Früherer Start
Die Macher bei Stroetmann sind naturgemäß deutlich optimistischer. Ein Grund für ihre Zuversicht ist der schnelle Start des Angebotes. Kaum waren die ersten Flyer im Testgebiet verteilt, hätten sich erste Kunden registriert.
Winhold Schürmann: „Am 11. Januar haben wir Flyer verteilt, abends ging die erste Registrierung rein, am 12. morgens um acht die erste Bestellung und am selben Tag haben wir erstmals an einen Kunden direkt geliefert.“ Und das, obwohl eigentlich vom 1. Februar als Start die Rede war.
Noch halte sich die Gesamtzahl (genaue Angaben wollte Schürmann nicht machen) der Registrierungen in Grenzen, aber bis Stichtag vergangenen Dienstag hätten vier Kunden schon mehrmals Bestellungen aufgegeben.
Noch keine Barzahlung
Die Ware zahlt der Kunde „idealerweise mit dem Bezahlsystem Paypal“, sagt der Agrar-Ingenieur und Foodscout Schürmann. Aktuell arbeite man daran, die App so zu stricken, dass sie Bar- oder Kartenzahlung bei Abholung erlaubt: „Momentan ist das noch nicht möglich.“
Für wen kommt seiner Meinung nach eine solche App infrage? Er zählt drei Voraussetzungen auf: „Das ist nichts für Sparfüchse; die Leute müssen online-affin sein; sie müssen über ein adäquates Einkommen verfügen.“