Andreas Nozar ist nicht begeistert von 2Gplus: Der Aufwand für die Gäste sei zu groß. (Foto aus dem Archiv)

© Jörg Heckenkamp (Archiv)

2Gplus kommt für Gastronomen in Werne: „Das ist eine Vollkatastrophe!"

rn2Gplus in Werne

2Gplus kommt in die Gastronomie. Bedeutet: Booster oder zusätzlich zur Zweifachimpfung oder dem Genesenen-Nachweis ein tagesaktuelles Testergebnis. Gastronomen aus Werne sind verärgert.

Werne

, 07.01.2022, 19:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wieder einmal müssen sich Werner auf neue Regeln einstellen, wenn sie ein Restaurant oder die Kneipe nebenan besuchen möchten. 2Gplus kommt. Das bedeutet: Wer bislang zwei Mal geimpft wurde oder seine Genesung nachweisen kann, muss zusätzlich ein tagesaktuelles Testergebnis vorlegen. Menschen, die bereits den Booster, also die dritte Impfung, erhalten haben, sind von dieser Maßnahme ausgenommen. Beschlossen wurde das auf der Ministerpräsidentenkonferenz am 7. Januar. Im Anschluss an die Konferenz hieß es, die Maßnahmen sollten „so schnell wie möglich" umgesetzt werden.

„Das ist eine Vollkatastrophe", sagt Andreas Nozar, Inhaber des Restaurants Stilvoll im Rathaus in Werne. Für ihn und sein Personal bedeute das mehr Aufwand, da die Kontrollen der Impf- und Testnachweise viel Zeit in Anspruch nähmen. „Aber das ist eine Kleinigkeit im Gegensatz dazu, dass uns jetzt wahrscheinlich noch mehr Gäste flöten gehen", so der Gastronom.

„Wer stellt sich in die Kälte, um sich für ein Bier testen zu lassen?"

Er befürchtet, dass sich niemand testen lassen möchte, nur um ein Bier oder einen Kaffee trinken zu gehen. „Im Sommer sieht das vielleicht anders aus. Da lässt man sich testen, macht einen kleinen Spaziergang während man auf das Ergebnis wartet und gut ist. Aber wer stellt sich denn jetzt in den Regen oder die Kälte?" Die Wintermonate ab Mitte Januar seien auch im Normalfall meist die „toten Monate", könnten aber durch die guten Einnahmen aus dem Weihnachtsgeschäft wett gemacht werden.

„Die Politik wälzt die Verantwortung auf die Gastronomen ab", sagt Siegfried Baumhove.

„Die Politik wälzt die Verantwortung auf die Gastronomen ab", sagt Siegfried Baumhove. © Jörg Heckenkamp (Archiv)

Auch das sähe in diesem Jahr anders aus: „Der Dezember war miserabel, wir haben vielleicht 20 bis 25 Prozent von dem eingenommen, was noch 2019 im Weihnachtsgeschäft an Umsatz rein kam", sagt Nozar. Unmut zeichne sich auch bei seinen Gästen ab, die Verunsicherung, was erlaubt ist und was nicht, sei groß.

Eventuell müsse er nun drastischere Konsequenzen ziehen: „Ich schaue mir an, wie die nächsten Wochen laufen. Eventuell müssen wir unsere Öffnungszeiten reduzieren." Denkbar sei es, das Stilvoll im Rathaus dann erstmal nur von Donnerstag bis Sonntag oder gar nur am Wochenende zu öffnen. „Im Moment öffnen wir zu den normalen Zeiten und es kommt kaum einer: Da entstehen nur künstliche Kosten."

Schlechte Stimmung bei den Gästen und im Team

Auch bei Siegfried Baumhove, Inhaber vom gleichnamigen Restaurant und Hotel am Markt, ist die Stimmung mit Blick auf die kommende 2Gplus-Regelung nicht gut. „Ich bin begeistert", antwortet er mit sarkastischem Unterton auf die Frage, was er von den neuen Maßnahmen halte und fügt hinzu: „Freude sieht anders aus. Mittlerweile fühlt es sich so an, als ob die Politik alles auf uns Gastronomen abwälzt."

Das spiegele sich einerseits in der Stimmung der Gäste wieder, aber auch in seinem Team. „Meine Angestellten stehen ständig unter Strom", erzählt Siegfried Baumhove, „Das ist natürlich auch nicht gut fürs Arbeitsklima."

Baumhove: „Wir müssen schauen, was passiert."

Er bestätigt, was auch schon Andreas Nozar betonte: „Erstmal bedeutet das mehr Aufwand für unseren Service und da ist die Arbeitsbelastung zur Zeit eh schon hoch." Und es sei auch mit finanziellen Einbußen zu rechnen. „Aber ich denke, darüber brauchen wir nicht reden, das wird auf uns zukommen."

Baumhove befürchtet ebenfalls, dass der Aufwand, sich testen zu lassen, zu groß sein wird, wenn man nur einen Kaffee trinken wolle - das sei ein unverhältnismäßiger Aufwand. „Wenn man abends einen ausgedehnten Besuch im Restaurant plant, dann macht man das vielleicht, aber nicht mal eben auf die Schnelle", sagt der Gastronom.

Noch bis kommenden Freitag hat sein Restaurant geschlossen, was nach den Betriebsferien kommt, ist ungewiss: „Wir müssen schauen, was passiert."