Zwillbrock überaltert Bebauungspläne könnten Abhilfe schaffen

Zwillbrock überaltert: Bebauungspläne könnten Abhilfe schaffen
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Die Planungen für das Kirchdorf Zwillbrock schreiten voran. Im vergangenen Bau-, Planungs-, und Umweltausschuss stellte Fachabteilungsleiterin Diana Niestegge die neusten Entwicklungen vor. In den letzten Monaten wurde vor allem daran gearbeitet den Bedarf für Wohnbauland nachzuweisen.

Auch wenn sich in Zwillbrock ein Bevölkerungsrückgang abzeichne, sei die natürliche Entwicklung eigentlich gut, so Niestegge. „Es gibt mehr Geburten als Sterbefälle. Die Abnahme liegt vor allem an den Fortzügen.“ Und das liege vor allem daran, dass es keine Möglichkeit zum Bauen gibt. So suchen sich junge Leute einen anderen Lebensmittelpunkt. „Die Bevölkerung in Zwillbrock überaltert“, machte Niestgge deutlich. Auch das ist ein Grund, warum Bedarf an Bauland in Zwillbrock besteht.

So sieht der aktuelle Plan für Zwillbrock aus.
So sieht der aktuelle Plan für Zwillbrock aus. © Stadt Vreden

Außerdem verändern sich die Haushaltsgrößen, sie werden immer kleiner. „Wir brauchen Bauland in Zwillbrock, damit wir die eigentlich positive natürliche Bevölkerungsentwicklung dort auch stabilisieren können, der Überalterung entgegenwirken, den Ortsteil erhalten und fortentwickeln können, Wohnbedürfnisse der verschiedenen Bevölkerungsgruppen insbesondere der Familien berücksichtigen können und der sozialen Bindung an das Kirchdorf Rechnung tragen“, fasste es die Planerin zusammen.

Mehrfamilienhaus oder nicht?

Doch zu den konkreten Plänen: Nachdem im Mai bereits die groben Pläne vorgestellt wurden (wir berichteten), ging es diesmal vor allem um ein Baugebiet gegenüber des Friedhofes und der Kirche. Hier können zehn Baugrundstücke entstehen. Es soll einfache Festsetzungen geben, maximal zwei Vollgeschosse sollen möglich sein.

Und auch die Anzahl der Wohneinheiten soll weitestgehend auf zwei begrenzt werden. Mit einer Ausnahme: „Die Bevölkerung wird älter. Deshalb halten wir es für erforderlich auch ein Grundstück vorzuhalten, auf dem maximal sechs Wohneinheiten zugelassen werden“, so Niestegge. Wie sich die Umsetzung dieses Mehrfamilienhauses ausgestaltet, bleibe abzuwarten.

Mit dem Mehrfamilienhaus an dieser Stelle sind nicht alle glücklich. Es muss aber auch nicht zwingend so gebaut werden, betonte Joachim Hartmann.
„Mit dem Mehrfamilienhaus an dieser Stelle sind nicht alle glücklich. Es muss aber auch nicht zwingend so gebaut werden“, betonte Joachim Hartmann. © Stadt Vreden

Doch das mögliche Mehrfamilienhaus stieß nicht überall auf Gegenliebe. „Im Dorf wird vor allem das mögliche geplante Grundstück mit mehreren Wohneinheiten diskutiert“, erklärte Stephan Bengfort (CDU). Es gebe die Befürchtungen, dass ein Investor das Grundstück kaufe und die Wohnungen anschließend an die Meistbietenden wieder verkaufe. „Wenn so ein Grundstück kommen sollte, müssen wir genau Festsetzungen haben, wie so ein Grundstück nachher verkauft, wie die Wohnungen vergeben werden.“

Baukulturelle Aspekte

Auch Hubert Lentfort (Grüne) äußerte Bedenken zu dem Mehrfamilienhaus – nicht grundsätzlich, doch genau an dieser Stelle. Geplant ist es nämlich an der Straße direkt in Blickrichtung zur Kirche. „Vielleicht würde es sich im hinteren Teil besser einfügen.“ Auch Reihenhäuser seien dort eventuell möglich.

Ein weiterer Vorschlag der Verwaltung: Keine Gestaltungsfestsetzungen zu machen – wie es in Vreden Tradition hat. „Trotzdem sind wir der Meinung, an diesem besonderen Ort gegenüber der Kirche sollte man sich durchaus über baukulturelle Aspekte Gedanken machen.“ Nicht unbedingt im Bebauungsplan, aber man könne diese in die Vergabe einfließen lassen.

Das sah Hubert Lentfort sehr kritisch. „Vor allem im Kontext zur Barockkirche. Da steht dann ein Mehrfamilienhaus, ein Bungalow, eine Stadtvilla...“ Doch will man die Architektur dort wirklich einengen? „Das müssen wir noch im Dorf diskutieren“, so Bengfort.

Anspruchsvolle Planung

Sollte nun alles weiterlaufen wie geplant, wolle man jedenfalls in 2023 mit der technischen Planung beginnen, so Joachim Hartmann von der Verwaltung. Er warb um Verständnis dafür, dass die ganze Planung so viel Zeit in Anspruch nehme. „Dieser Bebauungsplan bedeutet für uns genauso viel und auch mehr Aufwand wie ein Baugebiet mit 80 Grundstücken.“ Jede Frage müsse einmal angefasst und beantwortet werden, hinzu kämen besondere Anforderung zum Beispiel beim Artenschutz. „Wir haben in Zwillbrock einen der relevantesten Naturschutzräume des westlichen Münsterlandes.“