Zahl der Pflegebedürftigen in Vreden steigt Personal ist schon jetzt rar

Zahl der Pflegebedürftigen in Vreden steigt: Personal ist schon jetzt rar
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In der letzten Sitzung des Sozialausschusses wurde der neue Pflegebedarfsplan des Kreises Borken vorgestellt. Kurz zusammengefasst: Es wird mit mehr Pflegebedürftigen gerechnet, für die mehr Pflegepersonal benötigt wird. Für den Sozialraum Ahaus/Vreden wird mit einem Anstieg der Pflegebedürftigen um 12,1 Prozent gerechnet. 2021 gab es hier 2872 Pflegebedürftige, für 2024 wird mit 3030 und für 2029 mit 3221 Personen gerechnet.

Einfluss auf diese Entwicklung haben die Alterung der Gesellschaft, technischer Fortschritt (Apps, Hausnotruf, Telemedizin), ein sinkendes Pflegepotenzial in der Familie (steigende Erwerbstätigkeit von Frauen, größere Mobilität von Kindern, geringere Pflegebereitschaft), die steigende Akzeptanz professioneller Pflege und der Wunsch der Pflegebedürftigen, im eigenen Wohnumfeld zu verbleiben.

Derzeit gibt es neben der klassischen stationären Pflege in Vreden auch noch ambulante Wohngemeinschaften (Haus Kreszentia mit 12 Plätzen und Haus Oldenkott mit 10 Plätzen) und Tagespflegeeinrichtungen (Tagespflege am Butenwall mit 16 Plätzen und die St.-Marien-Tagespflege mit 16 Plätzen). Daneben kümmern sich täglich die Mitarbeiter von drei Pflegediensten um Pflegebedürftige in Vreden.

Einrichtungen ausgelastet

In Zukunft müssen laut Bedarfsplan also mehr Personen gepflegt werden. Doch wie sieht überhaupt die aktuelle Situation in den Pflegeeinrichtungen aus? Das Pflegenetz Westmünsterland betreibt in Vreden das St Ludger Senioren- und Pflegezentrum mit 80 Plätzen und das St. Georg Senioren- und Pflegezentrum mit 53 Plätzen. Zusätzlich werden 28 Kurzzeitpflegeplätze angeboten. „In allen Einrichtungen in Vreden haben wir circa zwölf Anfragen am Tag. Dabei ist zu berücksichtigen, dass einige Anfragen doppelt gestellt werden“, so Michael Brinkmöller, Bereichsleiter Altenhilfe beim Pflegenetz Westmünsterland.

Es gibt eine Warteliste mit etwa 50 Interessenten und eine Dringlichkeitsliste mit circa 10 Pflegebedürftigen. „Die in enger Abstimmung mit dem Kreis Borken geschaffenen Kurzzeitpflegeplätze entschärfen die Situation in Vreden etwas.“ Aber: „Trotz aller Bemühungen wird aber jede einzelne Pflegesituation der Interessenten als dramatisch erlebt. Häufig verändert sich der Pflegebedarf durch ein plötzliches Ereignis, wie einen Schlaganfall, so tiefgreifend, dass er in der eigenen Häuslichkeit schlecht oder gar nicht zu kompensieren ist.“

Besonderer Bedarf

Auch im Antoniusheim macht man sich Gedanken darüber, wie man in Zukunft Personal für sich gewinnen kann.
Auch im Antoniusheim macht man sich Gedanken darüber, wie man in Zukunft Personal für sich gewinnen kann. © Archiv

Auch das Antoniusheim in Vreden ist gut ausgelastet. Wichtig dabei: Aktuell können die Stellen im Pflegebereich noch besetzt werden, berichtet Einrichtungsleiterin Irmgard Honerbom. „Wir merken aber auch, dass es zunehmend schwieriger wird, insbesondere mit unserer speziellen Klientel, die im täglichen Umgang andere Herausforderungen mit sich bringt als in einem üblichen Pflegeheim.“

Im Antoniusheim werden insbesondere auch Menschen mit psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen betreut. Deshalb sei mehr Wissen im Bereich der psychischen Erkrankungen wichtig, so Honerbom. Oft würden sich Pflegerinnen und Pfleger deshalb auch bewusst für das Antoniusheim entscheiden.

Stellenbesetzung schwierig

„Bisher ist es uns gelungen, die Stellen, die wir laut Versorgungsvertrag vorhalten müssen, auch zu besetzen“, berichtet auch Michael Brinkmöller. Insofern könne man auch die vereinbarten Plätze belegen. Zudem sei in den Einrichtungen des Pflegenetzes Westmünsterland die Personalfluktuation relativ gering.

Aber: „Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Besetzung der freigewordenen Stellen aufgrund der rückläufigen Bewerberzahlen jedoch erheblich schwieriger geworden.“ Zudem stelle man fest, dass viele Bewerbungen nicht qualifiziert genug sind für die Nachbesetzung von Pflegefachkraftstellen.

Und das Problem könnte sich noch verschärfen. Schließlich sieht der Pflegebedarfsplan für den gesamten Kreis Borken einen Mehrbedarf an Personal von 1927 Mitarbeitern bis 2036, 1164 davon vollstationär, 763 ambulant.

„Ausbildung, Ausbildung, Ausbildung“

Was also tun. Das Credo des Pflegenetzes lautet: „Ausbildung, Ausbildung, Ausbildung!“ In allen Einrichtungen des Pflegenetzes würden so viele Ausbildungsplätze angeboten, wie sich Bewerber melden. Das sind in Vreden zurzeit sechs Auszubildende für die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau /Pflegefachmann und vier Auszubildende in der einjährigen Pflegeassistenzausbildung.

„Dabei darf nicht vergessen werden, dass wir in allen wirtschaftlichen Bereichen einen Bewerber- und Mitarbeitermangel verzeichnen“, so Michael Brinkmöller. Im Verlauf des nächsten Jahres soll es ein neues Personalbemessungsinstrument in der stationären Pflege geben, „sofern die aktuelle Zeitplanung für die Umsetzung eingehalten werden kann.“ Dadurch wird die Zahl der Pflegeassistenzstellen in den Einrichtungen aufgestockt. „Diese einjährige Ausbildung eignet sich auch für Quereinsteiger, sodass wir diese Form der Ausbildung besonders bewerben.“

Wettbewerb am Stellenmarkt

„Auch wir überlegen, wie wir Menschen für den Pflegeberuf und unsere spezielle Einrichtung gewinnen können“, erklärt Irmgard Honerbom vom Antoniusheim. Denn auch die Pflegeeinrichtungen stehen auf dem Stellenmarkt in Konkurrenz zu Handwerksbetrieben und Co. „Gerade junge Menschen haben sehr viel Auswahl, wenn sie nicht studieren möchten.“

Ferner sei es auch wichtig, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern, um diejenigen, die in der Pflege tätig sind, weiterhin zu halten, erklärt Michael Brinkmöller. Gute Bezahlung, ein verlässlicher Dienstplan, Fortbildungen und ganz wichtig, ein befriedigendes Arbeitsumfeld gehören für ihn dazu. „Hilfreich wäre auch ein Bürokratieabbau. Nach Jahren der Verbesserung in diesem Bereich stellen wir gerade hier eine Zunahme an Regulierung fest, die unsere Bewohner keine Verbesserung ihrer Lebenssituation erleben lassen.“

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