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Wir haben Vredener Politiker gefragt: Wen wünschen Sie sich als Kanzler?
Bundestagswahl
Die FDP und die Grünen haben in Berlin nach der Wahl eine Schlüsselrolle. Sie können quasi aussuchen, wer Kanzler wird. Die Lokalpolitiker in Vreden sind sich in dieser Frage uneinig.
Nach den Wahlen ist vor den Koalitionsverhandlungen. In Berlin wird es in den kommenden Wochen und Monaten richtig spannend werden. Denn die SPD liegt zwar mit 25,7 Prozent vorne, doch Armin Laschet (CDU) hat noch am Sonntagabend gesagt, dass er trotzdem Kanzler werden möchte.
Entscheidend in der Kanzler-Frage werden am Ende wohl die FDP und die Grünen sein. Denn sie können sich aussuchen, mit wem sie sich eine Dreier-Koalition vorstellen können. Wir haben bei den Fraktionsvorsitzenden in Vreden nachgefragt, wie sie sich entscheiden würden.
„Der Wählerauftrag ist ganz klar“, sagt dazu Gertrud Welper (Grüne). „Es gibt drei Parteien, die im Vergleich zur letzten Wahl zugelegt haben: SPD, Grüne und FDP.“ Deswegen seien auch diese drei Parteien an der Reihe, eine Koalition zu bilden. Aus ihrer Sicht soll also Olaf Scholz (SPD) der nächste Bundeskanzler werden.
Hendrik Mulder glaubt nicht an eine Koalition mit der SPD
Hendrik Mulder (FDP) sieht das anders. „Ganz klar Laschet“, sagt er auf die Frage, wen er sich als Bundeskanzler wünscht. „Mit der SPD wird eine Koalition nicht funktionieren, dafür gibt es inhaltlich viel zu viele Unterschiede. Da müssten wir zu viele Abstriche machen“, meint er. Selbst mit den Grünen werde es vermutlich schon schwierig, sich zu einigen.
Wenn aber FDP und Grüne nicht zueinander finden, wird es erst richtig kompliziert. „Mein absoluter Favorit wäre immer noch eine Deutschland-Koalition aus SPD, CDU und FDP“, sagt Hendrik Mulder. Doch das hält er selbst für unwahrscheinlich.
Auch Reinhard Laurich (SPD) glaubt nicht, dass die beiden großen Volksparteien noch einmal gemeinsam in einer Koalition landen werden. „Das wäre nicht gut für die Demokratie“, meint er. „Sowohl SPD als auch CDU brauchen einen Neuanfang. Das kann gut funktionieren mit Olaf Scholz als Kanzler.“
Für ihn ist ganz klar: Olaf Scholz hat die meisten Stimmen bekommen, also sollte er auch Kanzler werden. „Eine Jamaika-Koalition mit einem nicht sonderlich beliebten Armin Laschet und dem klaren Wahlverlierer – das wird schwierig“, sagt er. Für ihn wäre ein Rücktritt von Armin Laschet die logischere Konsequenz als ein Anspruch auf die Kanzlerschaft.
Heinz Gewering: „Scholz hat den Regierungsauftrag“
Heinz Gewering (CDU) hingegen sähe natürlich gerne Armin Laschet als Merkels Nachfolger. Doch auch er muss zugeben: „Erst einmal hat Scholz den Regierungsauftrag. Er muss sondieren, er hat das erste Recht.“ Erst wenn FDP, Grüne und SPD sich nicht einigen, könne man Gespräche in andere Richtungen führen.
Das schlechte Wahlergebnis für seine Partei nimmt er pragmatisch hin. „Es ist, wie es ist. Die Parteibindungen sind nicht mehr so wie sie früher mal waren. Die Leute wählen bewusst und gucken genau hin – auch im Münsterland.“ Bei der Kommunalwahl im letzten Jahr habe die CDU in Vreden schließlich noch gute Ergebnisse eingefahren, jetzt auf Bundesebene sieht es auch hier anders aus.
Fraktionsvorsitzende glauben an schnelle Lösung
Für die anderen drei Fraktionsvorsitzenden hingegen war es ein erfreulicher Sonntagabend. „Das ist das beste Ergebnis unserer Parteigeschichte“, sagt Getrud Welper. Enttäuscht sei sie nicht gewesen, auch wenn die Umfragen zeitweise für die Grünen ja noch deutlich besser ausgesehen haben. „Das sind Umfragen, da gibt es immer Auf und Abs.“
Auch Reinhard Laurich freute sich natürlich über den Erfolg seiner Partei. „Wir sind auf dem ersten Platz, das ist doch schonmal sehr gut“, meint er. Er schaut nun ebenso gespannt nach Berlin wie wohl viele andere. Noch vor Weihnachten werde es eine Koalition mit Olaf Scholz an der Spitze geben, glaubt er.
Dem Zeitplan stimmt Hendrik Mulder zu, inhaltlich aber widerspricht er aus Sicht der FDP: „Die Gespräche mit der SPD werden schnell zu Ende sein, dann beginnen die Sondierungen mit der CDU.“
Als gebürtige Vredenerin habe ich mich aus Liebe zur Region ganz bewusst für den Job als Lokaljournalistin in meiner Heimat entschieden. Mein Herz schlägt für die Geschichten der Menschen vor Ort. Ich möchte informieren, unterhalten und überraschen.
