Die Vredenerin Wilhelmine Kondring feiert am Mittwoch, 8. November, ihren 100. Geburtstag und hat fast ihr ganzes Leben im beschaulichen Städtchen im Westmünsterland verbracht. Neben dem Zweiten Weltkrieg hat sie eine Pandemie und viele andere Lebenskrisen überlebt, aber trotzdem nie ihre positive Lebenseinstellung verloren. Eines ihrer Geheimnisse für Gesundheit im Alter: Wodka.
Ihre Lebensgeschichte beginnt in den 1920er-Jahren. Geboren wurde sie am 8. November 1923 als erste Geburt im alten Vredener Krankenhaus. „Das Krankenhaus hat sie locker überlebt. Es ist ja mittlerweile sogar schon abgerissen“, betont ihr Schwiegersohn Egbert Terhürne.
Die ersten Jahre wuchs Wilhelmine allerdings bei ihrer alleinerziehenden Mutter Franziska in Osnabrück auf. Der Vater hatte die beiden schon früh verlassen. Doch trotz der schweren Zeit schwärmt die Jubilarin noch heute von ihrer zweiten Heimat Osnabrück.
Nach ihrer Schulzeit und nach dem sogenannten Pflichtjahr bei einer fremden Familie, wurde sie in der Mitte des Zweiten Weltkrieges zur Floristin ausgebildet. Das Pflichtjahr wurde zur Zeit des Nationalsozialismus eingeführt. Die Frauen und Mädchen sollten während dieser Zeit auf ihre künftige Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereitet werden. Gleichzeitig dienten sie zur Entlastung in Haushalten, in denen es aufgrund des Krieges an Arbeitskräften mangelte; dies galt besonders in der Landwirtschaft.
Erst im Jahr 1944, nachdem das Wohnviertel, in dem Wilhelmine mit Ihrer Mutter wohnte, zerbombt wurde, suchten die beiden wieder Zuflucht in Vreden bei der Familie und Bekannten. Von da an war ihr Leben vor allem von Arbeit und Entbehrung geprägt.
„Meine Jugend habe ich im Krieg zurückgelassen“, sagt sie selbst. „Sie musste am eigenen Leib spüren, was Lebensängste, Kälte, Hunger, Verzicht und Entbehrung bedeuteten“, ergänzt ihre Tochter, bei der die 100-Jährige heute lebt. Der Neubeginn bei null sei spärlich und mühsam gewesen. Bis zur Gründung ihrer eigenen kleinen Familie, arbeitete Wilhelmine im Gemüse- und Blumenladen ihrer Tanten Katharina und Josefa Eising in Vreden an der Wassermühlenstraße. Ein traditionsreiches Geschäft, das noch einigen Vredenern ein Begriff ist.

1954 heiratete Wilhelmine den Bankkaufmann Gerhard Kondring. Sie bekamen drei Kinder. Die Zwillinge Barbara und Irmgard und den Sohn Christian. Rund 10 Jahre später wurde der Neubau der jungen Familie in Vreden bezogen. Wilhelmines Mutter Franziska lebte noch mit im Haushalt und wurde bis zu ihrem Tod im Jahre 1967 von ihrer Tochter gepflegt.

Im Sommer 2011 wurde Wilhelmine Kondring Witwe. Seitdem lebt sie im Haushalt ihrer Tochter Irmgard und ihres Schwiegersohnes Egbert. Im Alltag liest Wilhelmine Kondring immer noch jeden Tag die Münsterland Zeitung. „Auch den Ehrgeiz, das Lösungswort des Kreuzworträtsels zu finden, hat sie noch lange nicht verloren“, betont ihre Tochter. „Generell liest sie sehr gern und viel.“
Über den Tag hinweg bekommt sie oft Besuch von ihren insgesamt sechs Urenkeln. „Auch die junge Generation um mich herum zu haben, tut einfach gut“, betont die Vredenerin. „Auch wenn sie dann am Abend manchmal etwas geschafft ist“, räumt ihre Tochter mit einem Schmunzeln ein.
Spät abends im Bett liest sie vor allem Romane über abenteuerliche Familiengeschichten. Bevor sie jedoch tatsächlich ins Bett geht, um zu schlafen, genießt sie noch ein „Pinneken Wodka“ mit einem Stückchen dunkler Schokolade. „Beides ist in Maßen besonders gesund und schmeckt auch noch gut“, betont Wilhelmine Kondring.