Angriffe auf Rettungskräfte Vredener Feuerwehrleiter sieht „Wandel in der Bevölkerung“

Von Carina Strauss, Daniela Hartmann
Angriffe auf Rettungskräfte: Feuerwehrleiter sieht „Wandel in der Bevölkerung“
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Rettungskräfte, die in einen Hinterhalt gelockt werden, Krankenwagen, die mit Feuerlöschern attackiert werden, Rettungskräfte, die mit Böllern beschossen werden: Die Bilder aus der Silvesternacht aus Berlin und NRW haben allerorts für Aufsehen gesorgt. Auch bei der Vredener Feuerwehr sind die Vorfälle Thema.

„Dass das in der Silvesternacht so gehäuft aufgetreten ist, hat uns alle entsetzt“, so Christian Nienhaus, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr in Vreden. „Es ist nicht nachvollziehbar, woher das kommt. Die Rettungskräfte wollen helfen und werden dann angegriffen. Das stößt auf Verständnislosigkeit.“

In Vreden sei das zum Glück noch kein großes Problem. „Generell merkt man aber, dass es in der Bevölkerung einen Wandel gibt. Während ein ganz großer Teil uns gegenüber dankbar ist und unsere Arbeit wertschätzt, gibt es auch einen Teil, der unsere Arbeit als Pflichtaufgabe ansieht. Für sie ist das, was zu einem großen Teil durch Ehrenamtliche geleistet wird, ganz selbstverständlich.“ Trotzdem: Zu stärkeren Beleidigungen oder gar Handgreiflichkeiten sei es noch nicht gekommen. Im ländlichen Bereich sei das generell weniger ein Problem als in den Städten, meint Nienhaus.

Denn im Kreis Borken gab es durchaus schon Angriffe auf Rettungskräfte. „Dass Rettungskräfte bei ihrer Arbeit angegriffen oder behindert werden, kommt auch in Bocholt vor“, bestätigt zum Beispiel Michael Burhoff von der Bocholter Feuerwehr. Allerdings seien Rettungskräfte in Bocholt nur in Einzelfällen körperlich angegriffen worden.

Zahl der Angriffe nimmt zu

Kreisbrandmeister Stefan van Bömmel sieht zunehmende Spannungen mit der Bevölkerung. „Es kommt immer mal wieder zu Problemen, aber nicht so massiv wie das jetzt etwa in Berlin der Fall war“, so van Bömmel. Zwischenfälle gebe es oft dann, wenn die Feuerwehr zur Absicherung von Einsatzstellen Straßensperrungen einrichten muss. „Wenn die Leute dann nicht dahin kommen, wohin sie wollen, sorgt das schon mal für Spannungen.“ Man nehme das durchaus wahr, aber „es ist nicht dramatisch.“

Dass die Übergriffe auf Polizisten und Rettungskräfte mehr werden, bestätigt die Statistik der Polizei. Im Jahr 2018 zählte die Polizei nach Angaben der Kreispolizeibehörde 111 Fälle von Widerstand gegen und tätlichen Angriff auf Polizisten und Rettungskräfte im Kreis Borken. 2019 waren es 126 Fälle, 2020 sank die Zahl auf 110 Fälle. Die Kreispolizei spricht hier von einer „Corona-Delle“. 2021 waren es 148 Fälle. 2022 lag die Zahl schon im November über der Vorjahreszahl, so Polizeipressesprecher Frank Rentmeister.

„Respektlosigkeiten, Aggressionen und Gewalttätigkeiten gegenüber Polizei und Rettungskräften lassen auch uns manchmal fassungslos zurück“, so Rentmeister. „Die Ausrüstung der Polizei ist im Laufe der Jahre angepasst beziehungsweise verbessert worden – von der Schutzweste über den Einsatzmehrzweckstock, die Body-Cam und den Taser reicht die nicht abschließend aufgeführte Palette.“

Harte Strafen

Doch Angriffe auf Polizeibeamte und Rettungskräfte sind keine Bagatelle. Der Angriff auf Rettungskräfte kann zum Beispiel mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren bestraft werden. „Die Strafmaße für Sachbeschädigung, Körperverletzung und Beleidigung sind da. Ich würde mir wünschen, dass in solchen Fällen konsequent ermittelt wird und Strafverfahren eingeleitet werden“, so Christian Nienhaus von der Vredener Feuerwehr. Um den Tätern klar zu machen: „So läuft das nicht!“

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