Das Konzept von meinLandgut (meinLandgut.de) ist auf den ersten Blick denkbar simpel: Der Betreiber und seine Helfer verfolgen das Ziel, mit einer der Natur angepassten Wirtschaftsweise eine lebenswerte Umwelt zu bewahren und gesunde Nahrungsmittel zu erzeugen. So soll bei den Kunden das Bewusstsein für das eigene Konsumverhalten und die daraus resultierende Ausbeutung vieler Menschen geschärft werden. Nach dem ersten Standort in Gaxel soll das ab dem 1. Mai auch am zweiten Hof (Köckelwick 33) in Vreden möglich sein.
Denn die Kunden von meinLandgut können das Gemüse und bald auch Obst selbst ernten. „In einer leistungsorientierten und monokulturell auslaugenden Gesellschaft finden wir so einen Weg zurück zur Natur und Menschlichkeit“, erklärt der Inhaber und Betreiber.

Integration als Schlüssel
Hierbei sei es dem Betreiber allerdings nicht nur wichtig, nachhaltig zu arbeiten, sondern auch geflüchteten Menschen aus der ganzen Welt eine Chance zu bieten, einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen und sich sozial und kulturell integrieren zu können. Den Beginn eines gelungenen Integrationsprozesses für geflüchtete Menschen und Menschen mit Duldungsstatus sieht der Betreiber zunächst darin, ihnen ein Gefühl der Sicherheit und Wertschätzung zu vermitteln.
Die fehlende soziale Integration führe aufgrund unterschiedlicher Problemstellungen aktuell dazu, dass viele Menschen mit Fluchthintergrund in Deutschland wenig Zukunftsperspektiven haben. Deshalb sei es das Ziel des Hofes, geflüchtete Menschen durch die Vermittlung von Deutschkenntnissen und durch ein Netz an Betreuungshilfen bei der Erarbeitung realistischer und langfristiger Perspektiven zu unterstützen. Bereits seit drei Jahren haben am Standort in Gaxel Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen mitwirken dürfen, die das Projekt mittlerweile verlassen haben. „Die Hintergründe sind divers, ein solches Projekt zu verlassen. Es stehen auch immer persönliche Schicksale hinter den Menschen“, so der Inhaber.

Diese Chance nutzt auch Elmira Ibrahimova. Kurz nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine floh sie nach Deutschland und fand gemeinsam mit ihren Kindern eine Übergangsheimat. Ihr größter Wunsch ist eine Perspektive in Deutschland. „Ich habe sehr viel Spaß an der Arbeit hier auf dem Feld“, erklärt die dreifache Mutter, die auch schon in ihrer Heimat landwirtschaftliche Erfahrungen gesammelt hat. „Und außerdem lerne ich auch viel.“ In Deutschkursen habe sie bisher nur wenig von der Sprache mitnehmen können. Das Lernen auf dem Papier liege ihr nicht besonders. „Aber bei der Arbeit unterhält man sich und dabei lernt man viel mehr“, betont sie.
„Zurück zu den Wurzeln“
Unter dem Motto „Back to the Roots!“ (zurück zu den Wurzeln/ Ursprüngen) pflanzt Elmira Ibrahimova nicht nur die bekannten Gemüsesorten aus dem Supermarkt. Auch ältere Sorten stehen zur Auswahl, die von „industriellen“ Ackerflächen fast vollkommen verschwunden sind.
„Saisonales Gemüse und bald auch Obst sind für uns Produkte, die von Natur aus zu bestimmten Zeiten im Jahr reif sind und somit auch nur
dann geerntet werden können“, erklärt der Betreiber. „Wir sind nun mal in Deutschland und haben nicht 250 Tage Sonnenschein.“
Wer seine Ernährung nach den Jahreszeiten richtet, isst nach Ansicht von Elmira Ibrahimova auch gesund und umweltfreundlich. Dabei setzten nicht nur die Kunden von meinLandgut sich mit den Produkten auseinander, sondern auch Elmira Ibrahimova lernt immer wieder dazu. Zuletzt seien Dohlen ein immer größeres Problem gewesen. „Aber auch dafür finden wir eine Lösung. Das gehört zur Arbeit dazu“, so die Ukrainerin. „Trotzdem bereitet es Freude und Spaß.“
Zahlen nach Belieben
Nun fragt sich der ein oder andere, was die Produkte in dieser Form der Landwirtschaft kosten. Ganz einfach: Bezahlt wird nach dem Prinzip: „Was ist mir das Geerntete wert?“ So sollen die Kunden ihren Geldbeutel schonen können und gleichzeitig die heimische Landwirtschaft und den Erhalt von regionalen Produkten stärken. „Wir appellieren dabei an das Gute in den Menschen“, so der Betreiber. „Wir können nur hoffen, dass uns hier niemand beklaut. Kontrollieren können wir es nicht.“
Diesen Artikel haben wir am 25. April 2024 veröffentlicht.