„Bei der Hochzeit muss einfach ein DDR-Auto dabei sein.“ Diesen Satz hört John Heller oft, wenn er das erste Mal mit Brautpaaren oder Trauzeugen spricht. Seit sieben Jahren vermietet der Vredener Oldtimer aus der DDR für besondere Anlässe. Damit wurde aus einer spontanen Idee ein viel gefragter Selbstläufer.
Aber warum gerade Oldtimer aus der DDR? Die Antwort auf diese Frage versteckt sich in John Hellers Biografie. „Ich bin im Osten großgeworden. Meine Eltern sind 1990 nach Vreden geflüchtet, davor habe ich sieben Jahre dort gelebt“, erzählt er der Redaktion.
„Außerdem habe ich mich schon immer für ältere Kulturen und damit für ältere Autos interessiert. Als ich dann 25 Jahre alt war, wollte ich mir meinen ersten Oldtimer kaufen, aber ein VW T1 oder T2 war für mich unbezahlbar.“
Eine Idee wird zum Selbstläufer
Schließlich bringt sein Vater ihn auf die Idee, einen DDR-Bulli zu kaufen, einen Barkas B 1000, um genau zu sein. Diese waren in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik hauptsächlich Dienstfahrzeuge und wurden nicht für den privaten Gebrauch gefahren. „Die meisten kennen nur den klassischen Trabbi“, erklärt John Heller.
2011 kauft er sich schließlich den Bulli und fährt ihn auch selbst. Erst eine Freundin bringt ihn dann auf die Idee, sein Auto für besondere Anlässe zu vermieten. „Ich habe mir da am Anfang gar nichts bei gedacht und habe den Bulli für die erste Hochzeit verliehen. Danach wurde ich mit Anfragen überrannt, es wurden einfach immer mehr“, erinnert sich der Vredener.

Und wenn John Heller etwas macht, dann macht er es richtig. Er richtet einen Instagram-Account ein, und es kommen noch mehr DDR-Oldtimer hinzu. Heute hat er zwei Bullis (Zweitakter und Viertakter), einen Trabant, einen Wartburg 311 und ein dritter Bulli ist in Planung.
Autos wecken Erinnerungen
Die alten Schätzchen sind nicht nur seine Leidenschaft, sondern er verbindet damit auch seine familiären Wurzeln, die er über die Autovermietung auch anderen Menschen näherbringt. Vielen, die ein Auto bei John Heller mieten, geht es ebenso. „In Telefonaten höre ich oft heraus, dass die Leute auch aus der Region kommen oder dort mal gelebt haben; da kommt man oft ins Gespräch und spricht darüber, wie es früher war“, so John Heller.
Für viele ist das Auto dann weit mehr als nur ein Auto. „Viele sagen: ‚Wenn ich heirate, muss ein DDR-Auto einfach dabei sein.‘ Sie verbinden damit ihre Eltern oder Kindheit und wollen einfach, dass dieser Teil ihres Lebens bei der Hochzeit dabei ist“, erklärt John Heller.
Bislang hat er durchweg positives Feedback zu seinen Oldtimern bekommen. Von Vorurteilen gegenüber den DDR-Autos gab es bislang keine Spur. „Die meisten freuen sich einfach, und wenn die Leute die Autos nicht kennen, dann werden die Autos mit denen verglichen, die man zu der Zeit hier so hatte, aber auch diese Vergleiche sind immer sehr wertschätzend.“
„Rahmen muss bezahlbar sein“
Die Autos werden entweder von John Heller oder seinen Kunden gefahren. Bei der Frage nach den Preisen legt er einen hohen Wert auf einen angemessenen Rahmen. „Es muss bezahlbar sein und richtet sich immer nach den Bedürfnissen des jeweiligen Paares. Ich rechne so im Schnitt mit 250 bis 300 Euro“, so der Vredener.
Im Umgang mit den Paaren ist es ihm wichtig, einen lockeren, ungezwungenen Umgang zu pflegen. Manchmal kann er sogar seine Erfahrungen in Sachen Planung an die Paare weitergeben, immerhin ist der Bulli in der Hochzeitssaison jedes Wochenende unterwegs.
Wie viele Hochzeiten es insgesamt schon waren, kann John Heller aber nicht sagen, nur ganz schwer schätzen: „Vielleicht werden es so um die 300 Stück schon gewesen sein“, sagt er und lacht dabei.
Diesen Artikel haben wir am 3. September 2024 veröffentlicht.