Im regelmäßigen Abstand muss sie der Vredener Rat mit der Fußgängerzone in der Innenstadt beschäftigen. Ist sie zu groß, oder doch zu klein? Immer wieder werden diese Fragen diskutiert. So durfte die Thematik auch auf der Tagesordnung der letzten Ratssitzung im Jahr 2024 nicht fehlen. Die Idee: Die Fußgängerzone soll erneut erweitert werden. Damit schienen jedoch nicht alle Ratsmitglieder einverstanden.

Zur Erklärung: Bereits in der Ratssitzung vom 30. März 2022 wurde zunächst die testweise Sperrung der Zufahrt von der Wessendorfer Straße zum Domhof beschlossen. Diese wurde am 15. Februar 2023 nochmals verlängert. Auf Antrag der FDP-Fraktion wurde damals beschlossen, die endgültige Entscheidung über die zukünftige Verkehrsführung der Domhof-Durchfahrt in der Ratssitzung im Dezember 2023 zu treffen.
Der Beschluss enthielt außerdem weitere Maßnahmen, wie einen Ortstermin mit Anwohnern, Eigentümern sowie der interessierten Öffentlichkeit und einer Passantenbefragung in der Innenstadt am Hamalandtag.
Entwicklung der Fußgängerzone
Daraufhin hatte der Rat der Stadt Vreden in seiner Sitzung vom 15. Dezember 2023 die dauerhafte Sperrung der Durchfahrt von der Wessendorfer Straße zum Domhof beschlossen. Seither mündet die Wessendorfer Straße an der Kreuzung zur Wüllener Straße für Autofahrer in einer Sackgasse. Deshalb wurde schon zu Beginn der damaligen Testphase“ zur Sperrung der Durchfahrt das Verkehrszeichen „Sackgasse, Radverkehr und Fußgänger frei“ auf Höhe der Ecke Krumme-Jacken-Straße aufgestellt.
Im Laufe des Jahres hat der Bauhof dann die gesamte Beschilderung an den Zugängen zur Fußgängerzone ausgetauscht. Schnell kam die Anregung aus der Bevölkerung, das bestehende Schild auf Höhe des jetzigen Sackgassenzeichens vorzuziehen. Die logische Konsequenz: Die bestehende Fußgängerzone wird bis zum selbigen Punkt erweitert.
Nach Ansicht der Verwaltung habe sich die derzeitige Verkehrssituation bewährt und sollte dementsprechend weiterverfolgt werden. Daher empfahl die
Verwaltung, die Verfahren der Änderung der straßenrechtlichen Widmung sowie der Beantragung der verkehrsrechtlichen Anordnung des Kreises Borken zur Anpassung der Fußgängerzone anzustoßen.
Einige Ratsmitglieder schienen diese Entscheidung allerdings nicht zu unterstützen. Einer davon: Kasper Neuendorf von der FDP-Fraktion „Wir haben zu diesem Thema eine Testphase beschlossen“, rekapitulierte er das bisherige Vorgehen. „Dann konnten wir uns nach einem Jahr nicht entscheiden und haben die Testphase verlängert. Wir haben Angebote gemacht, dass man die Testphase vernünftig begleitet. Und dann haben wir vor ziemlich genau einem Jahr, auch im Dezember, eine schlechte verkehrspolitische Entscheidung getroffen. Ein Jahr später, in der Tradition schlechte verkehrspolitische Entscheidungen im Dezember und Februar zu treffen, wird jetzt vorgeschlagen, die Fußgängerzone noch ein Stückchen zu erweitern und die Lage zu verschlimmern.“
FDP ist dagegen
Diese wenigen Meter mehr Fußgängerzone, so Neuendorf, änderten am Problem nichts. „Derjenige, der heute in die Innenstadt hereinfährt, der fährt da nicht rein, weil das Schild 50 Meter zu weit hinten steht, sondern der fährt da rein, weil er hereinfahren will“, fügte er hinzu. „Und wenn man am Wochenende durch die Innenstadt geht, da wird nicht aus Versehen hereingefahren, da wird gehalten, da wird geparkt und da herrscht Durchgangsverkehr. Das ist nicht versehentlich, das ist mit Absicht und daran ändert auch das Versetzen eines Schildes nichts.“
So schlug er vor, sich mit der Thematik viel grundsätzlicher zu beschäftigen und nicht immer wieder in Form von kleinen Einzelentscheidungen.
Grüne und CDU sind pragmatisch
Doch die Mehrheit im Rat schien sich in der Vergangenheit wie auch in der aktuellen Sitzung dieser Empörung nicht anzuschließen. Im Gegenteil: Gerd Welper von den Grünen sieht einen Nutzen in dem Vorschlag. „Gerade, weil ganz viele dort bis vorne durchfahren und dann keine Chance mehr haben umzudrehen, ist eine Erweiterung sinnvoll“, erklärte er. „Es geht also weniger darum, die Fußgängerzone zu erweitern, sondern ein Verkehrsproblem pragmatisch zu lösen.“
Denis Gescher (CDU) teilte Welpers Pragmatismus und betonte: „Ich möchte hier nochmal darauf hinweisen, dass wir über eine Vergrößerung des Fußgängerzonebereichs sprechen. Wir haben Entscheidungen getroffen mit einem großen Beteiligungsformat im letzten Jahr. Da hat die FDP nun mal keine Mehrheit für gefunden.“ So sollte es nun nicht wieder zu einer erneuten Grundsatzdebatte kommen, wie es Neuendorf vorschlug.
Am Ende setzte sich die Mehrheit der Pragmatiker in der Ratssitzung durch. Der Beschluss wurde mit fünf Gegenstimmen angenommen.