Auf Dächern von Mehrfamilienhäusern sind eher selten Solaranlagen installiert. Dabei könnten mehr als 14 Millionen Haushalte davon profitieren, zeigt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft (IFW). Ein Hemmnis sind die vielen Vorgaben. Doch das will der Weseker Michael Tchiri mit seiner Firma I.M. Solartec jetzt ändern.
Was ist Mieterstrom?
Das Prinzip von Mieterstrom ist nicht neu und, oberflächlich betrachtet, erst einmal simpel: Auf dem Dach eines Mietshauses wird Solarstrom erzeugt, der anschließend direkt an die Mieter verkauft wird. Der Strom wird vor Ort produziert und direkt genutzt, ohne das öffentliche Stromnetz passieren zu müssen. Michael Tchiri erklärt: „Mieter profitieren von niedrigeren Stromkosten, da wir den Strom zu einem Preis von etwa 26 bis 27 Cent pro Kilowattstunde anbieten – deutlich günstiger als die derzeit üblichen Marktpreise von über 30 Cent.“
Trotzdem sind bislang laut der Studie lediglich 0,3 Prozent der Mietshäuser mit Mieterstromlösungen ausgestattet. Die Untersuchung des Instituts der Deutschen Wirtschaft zeigt, dass bis zu 14,3 Millionen der insgesamt 19 Millionen Mieterhaushalte in Mehrfamilienhäusern in 1,9 Millionen Gebäuden von Mieterstromangeboten profitieren könnten. Doch bleibt dieses Potenzial noch großflächig ungenutzt. Das hat mehrere Gründe, wie Michael Tchiri erklärt.
Woher kommt die Skepsis?
Zum einen sei das Konzept für viele Menschen auf den ersten Blick nicht attraktiv. „Dabei haben die Gesetzesveränderungen im vergangenen Jahr Mieterstrom wirtschaftlich wesentlich attraktiver gemacht“, erklärt Tchiri im Gespräch mit der Redaktion. „Sowohl private Vermieter, die den Wert ihrer Immobilie steigern wollen, als auch Wohnungsbaugenossenschaften und Eigentümergemeinschaften, die ihren Mietern oder für Eigennutzung günstigeren Strom bieten wollen, können von dem Modell profitieren.“ Doch die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass Mieterstromlösungen nur gelingen, wenn sie vor allem eines sind: einfach und gut geplant.
Denn Vermieter, die ihren Mietern Strom aus der eigenen Photovoltaik-Anlage verkaufen, werden zu Stromversorgern – in Deutschland eine gewerbliche Tätigkeit. Gleichzeitig erzielen sie durch Vermietung und Verpachtung steuerfreie Einnahmen. Ohne sorgfältige Planung droht, so Tchiri, das Projekt schnell unrentabel und damit weniger attraktiv zu werden.
Vorteile für Mieter
Trotzdem überwiegen für den 38-Jährigen die Vorteile. Ein Hauptvorteil für Mieter ist die finanzielle Ersparnis. Durch die direkte Versorgung mit Solarstrom können sie bis zu 10 Prozent ihrer Stromkosten einsparen. Hinzu kommt eine hohe Flexibilität: „Wir bieten Einjahresverträge an. Nach Ablauf des Vertrags können Mieter jederzeit aussteigen, falls sie nicht zufrieden sind“, so Tchiri.
Zusätzlich verpflichten sich Unternehmen wie das von Tchiri, auch Netzstrom bereitzustellen, wenn die Solaranlage nicht genug Energie liefert. Dadurch wird eine zuverlässige Stromversorgung garantiert.
Doch was macht Michael Tchiri genau? Die Installation einer Mieterstrom-PV-Anlage erfolgt in mehreren Schritten: Nach einer ausführlichen Analyse des Standorts und der Verbrauchsdaten erstellt sein Unternehmen eine Wirtschaftlichkeitsberechnung. Anschließend wird die Anlage installiert und in Betrieb genommen. Die Abrechnung des Stroms erfolgt rechtssicher und transparent – ein Punkt, den Tchiri besonders betont: „Ich habe verschiedene Schulungen absolviert, um sicherzustellen, dass alles rechtskonform abläuft.“ Damit übernimmt der 38-Jährige nicht nur die Installation, sondern auch die Verwaltung des „privaten Kraftwerks“.
Vorteile für Vermieter
Auch Vermieter können von diesem Modell profitieren. Die Installation einer PV-Anlage steigere den Wert der Immobilie und könne zusätzliche Einnahmen generieren. Michael Tchiri betont jedoch, dass wirtschaftliche Rentabilität ein entscheidender Faktor ist: „Wir erstellen individuelle Kalkulationen, die alle relevanten Faktoren wie Verbrauchszahlen, Autarkiegrad und Fördermittel einbeziehen. Am Ende des Tages muss die Rendite stimmen – idealerweise ab 5 Prozent aufwärts.“
Ein weiterer Vorteil: Vermieter müssen sich nicht um die aufwendige Abrechnung oder den Vertragsabschluss mit den Mietern kümmern. Diese Aufgaben übernimmt Tchiris Unternehmen. Die Abrechnung erfolgt monatlich oder quartalsweise und orientiert sich am tatsächlichen Stromverbrauch.
