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Vredener Apotheker wollen vorerst nicht gegen Corona impfen
Corona-Pandemie
Anfang Februar ist es so weit: Dann können auch die Apotheken gegen Corona impfen – wenn sie es denn wollen. Die Pharmazeuten in Vreden sind bei dem Thema derzeit noch zurückhaltend.
Die Idee klingt einleuchtend: Wenn die Impfkampagne gegen Corona stockt, dann sollen möglichst viele Menschen möglichst viele Menschen impfen. Tierärzte könnten hier unterstützen, bei den Apothekern sind die Planungen bereits weit fortgeschritten. Schon Anfang Februar sollen Deutschlands Pharmazeuten unterstützend in das Impfgeschehen eingreifen dürfen.
In der Tat ist die Materie wesentlich komplizierter. Das fängt schon bei der Frage der Notwendigkeit an. Momentan nämlich werden die Apotheker zumindest in der Region gar nicht gebraucht: „Ich denke, dass die Ärzte und Organisationen wie das DRK derzeit eine ganz hohe Leistung erbringen“, sagt Bettina Brinkmann von der Burg-Apotheke.
Impfstoff ist begrenzt
Viel ausschlaggebender aus ihrer Sicht: Impfstoffe wie Comirnaty von Biontech/Pfizer seien derzeit limitiert. Deswegen könnten die Ärzte gar nicht in dem Umfang impfen, wie sie eigentlich wollten. „Da müssen wir als Apotheker dann nicht noch mitmischen“, so Bettina Brinkmann weiter.
Das heißt aber nicht, dass die Bereitschaft zum Impfen nicht vorhanden wäre. Vielmehr ist es eine Frage des richtigen Timings. Wenn sehr viel in sehr kurzer Zeit verimpft werden müsste, dann macht eine Beteiligung der Apotheken eher Sinn.
„Wir machen uns bereit“
Bettina Brinkmann verweist hier auf den Beginn der Booster-Kampagne im Herbst des vergangenen Jahres, die mangels Kapazitäten zwischenzeitlich ins Stocken geriet. Wenn eine vierte Spritze mit einem auf die grassierende Omikron-Variante zugeschnittenen Impfstoff erforderlich werden sollte, könnte dies ebenfalls der Fall sein.
Auch vor diesem Hintergrund bereitet sich Bettina Brinkmann auf den Ernstfall vor: „Wir machen uns bereit, denn wir können ja nicht wissen, wie die Pandemie weitergeht.“ Sie nimmt derzeit an den von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe angebotenen Schulungen teil.
Schulungen sind begehrt
Das Setzen von Spritzen ist im Normalfall nicht Teil des pharmazeutischen Studiums. In der Fortbildung muss gelernt werden, den Impfstoff in den Muskel zu injizieren. Darüber hinaus geht es um die besonderen Anforderungen, die erfüllt werden müssen, beispielsweise an die Räumlichkeiten.
Die Nachfrage ist übrigens vorhanden, wie die Apothekerkammer erklärte. Am vergangenen Wochenende fanden die ersten Schulungen statt. „Wir gehen davon aus, dass sich die Hälfte aller Apotheken beteiligen wird“, erklärte ein Sprecher der Kammer der Redaktion.
Viele offene Fragen
Andreas Hebenstreit von der Widukind-Apotheke berichtet der Redaktion von Problemen, überhaupt einen der Schulungstermine zu ergattern. Die Bereitschaft zum Impfen aber sei vorhanden: „Ich würde es gerne tun.“ Allerdings seien noch viele praktische Fragen bei der Umsetzung zu klären.
Darüber hinaus ist der akute Bedarf an Unterstützung durch die Apotheker seiner Ansicht nach derzeit nicht gegeben. In Bocholt, wo Andreas Hebenstreit ebenfalls eine Apotheke betreibt, registriert er eine rege Impfaktivität: „Das sehe ich an den täglich zu erstellenden Impfzertifikaten, die niedergelassenen Ärzte legen hier eine hohe Schlagzahl vor.“
Paul-Winfried Kröger, Apotheker und Inhaber der Hirsch-Apotheke, ist noch zurückhaltend: „Wir bieten das nicht an.“ Gleichwohl möchte er an den anstehenden Schulungen teilnehmen.
Dr. Michael Göring, Besitzer der Marien- und der Mühlen-Apotheke in Vreden, war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.