Da ist Simon Lechtenberg von der Initiative „Vreden bleibt bunt“ gleich am Anfang fast die Sprache weggeblieben. Lechtenberg schaute von der Bühne auf den sehr gut gefüllten Marktplatz. Mit einer so großen Teilnehmerzahl an der Demonstration gegen Hass, Hetze und menschenfeindliche Ideologien hatten die Veranstalter offensichtlich nicht gerechnet. Viele Vredener setzten damit ein starkes Zeichen für Demokratie und Toleranz sowie gegen rechtes Gedankengut.
„Wir stehen hier, weil wir für eine offene, tolerante und bunte Gesellschaft kämpfen. Und wir stehen hier, weil wir wissen: Unsere Demokratie ist nicht selbstverständlich. Sie muss verteidigt werden“, sagte Marina Nienhaus von der Initiative „Vreden bleibt bunt“. Nienhaus zitierte den amerikanischen Bürgerrechtler Martin Luther King: „Was wir brauchen sind Führungspersönlichkeiten, die nicht vom Geld, sondern von Gerechtigkeit inspiriert werden. Die nicht nach Aufmerksamkeit streben, sondern Menschlichkeit leben.“
Rechtsextreme Kräfte versuchten immer wieder, Hass zu säen, Menschen auszugrenzen und die Gesellschaft zu spalten. Nienhaus: „Doch wir sagen laut und deutlich: Nicht mit uns.“
Sie schilderte ihre alltäglichen, selbstverständlichen Begegnungen mit ausländischen Mitbürgern. Nienhaus: „Wir wollen ein Vreden, das zusammenhält. Ein Vreden das bunt ist, das Vielfalt feiert und in dem jede und jeder ohne Angst und Ausgrenzung leben kann.“
Das Fundament der Gesellschaft
Eine freie und offene Gesellschaft lebe von Respekt, Toleranz und dem Miteinander unterschiedlicher Menschen, Kulturen und Meinungen, so Stefanie Hilbring, Vorsitzende von Bündnis für Familie in Vreden. Denn nur in einem Umfeld, das Vielfalt anerkennt und schützt, können Kinder lernen, was es bedeutet, demokratisch zu denken, andere Meinungen zu respektieren und einander mit Toleranz zu begegnen. „Diese Werte sind das Fundament für eine gerechte und zukunftsfähige Gesellschaft. Und es liegt an uns, sie zu bewahren und an unsere Kinder weiterzutragen“, sagte Stefanie Hilbring.
Familien seien so vielfältig, wie das Leben selbst. „Egal ob Groß- oder Kleinfamilie, Patchworkfamilie, Pflegefamilie, Regenbogenfamilie, alleinerziehend oder alleinstehend. „Lassen wir uns von dieser Vielfalt inspirieren und sie als Stärke begreifen. Denn Familie ist bunt und ein wichtiger Ort, an dem Demokratie, Freiheit, Toleranz und Vielfalt gelernt, gelebt und vermittelt werden.“

Anschließend schilderte die 17-jährige Rozhina Sayedi ihre Flucht und ihre Erfahrungen in Deutschland. Vor neun Jahren flüchtete sie mit ihrer Familie aus Afghanistan nach Deutschland und lebt nun in Vreden. Derzeit macht sie ihren Realschulabschluss und absolviert eine Ausbildung zur Kinderpflegerin.
Auch Mitglieder des queeren Stammtischs Vreden warben für Toleranz. Ebenso Dr. Tom Tenostendarp. Der Bürgermeister hob hervor, dass in der Vredener Politik gemeinsam nach Lösungen gesucht werde. Auch wenn sich die Beteiligten nicht immer einig seien, gehe es doch immer um die Sache.
Entscheidung für die Liebe
„Wir überlassen die Straßen nicht den Hetzern. Wir lassen nicht zu, dass Hass und Antisemitismus sich wieder breit machen“, sagte Marina Nienhaus. Und: „Wir kämpfen gemeinsam für eine Gesellschaft, in der Menschlichkeit, Toleranz und Vielfalt zählt.“ Nienhaus bat die Anwesenden: „Lasst uns zusammenstehen. Liebe und Hass sind beide ansteckend. Doch entscheidet euch für die Liebe.“